Eloises Hingabe
Diese Situation war derart surreal, dass sie glaubte, jeden Moment aufzuwachen. Sie kniff sich in den Unterarm, aber außer einer roten Stelle auf ihrer Haut änderte sich nichts. Es war real. Alles, was seit gestern passiert war, war real.
Wie lange sie in ihrem Büro saß und diese verzwickte Situation analysierte, wusste sie nicht mehr, als sie zu der Erkenntnis kam, dass er sie manipulierte. Wut und Scham kochten in ihr hoch. Noch nie hatte sie nach nur wenigen Stunden so viel für einen Mann empfunden wie für Victor Lazar. Aber das war alles nicht echt. Er hatte genau gewusst, wie er sie beeinflussen musste, damit ihr Herz raste und Verlangen in ihr brodelte. Sie kam sich so kindisch vor. Alles, was er gesagt und getan hatte, hatte sie ihm geglaubt. Sie hätte auf ihre innere Stimme hören sollen, die sie von Anfang an gewarnt hatte. Lynn! Diese Verräterin, die sich Freundin nannte. In der Luft würde Eloise sie zerreißen.
Als sich Eloise beruhigt hatte, ging sie in Victors Büro und schloss die Tür hinter sich.
„Mr. Lazar, Sie haben eine wirklich gute Show abgeliefert. In Zukunft möchte ich aber weder von Ihnen noch von Lynn manipuliert werden. Es ist mir äußerst unangenehm, dass sie dieses Buch kennen, und ich bitte Sie, darüber Stillschweigen zu bewahren.“ Damit wechselte sie das Thema. „Diane hat sich für heute krankgemeldet. Wenn Sie mir die Materialbestellung noch einmal geben würden, werde ich mich darum kümmern.“
Eloise ließ ihm keine Chance, zu antworten. Sie wollte keine Lügen mehr hören, drehte sich um und verließ das Büro.
Victor war bestürzt. Wie konnte sie glauben, dass er mit ihr spielte? Dabei war er nie so ehrlich gewesen wie in den vergangenen vierundzwanzig Stunden. Sie war es doch, die mit ihm gespielt hatte.
Stoisch verfasste er die Materialbestellung neu und brachte sie anschließend zu ihr. Eloise blickte nicht auf, als er ihr Büro betrat.
„Sind das die Sachen, die Sie noch brauchen?“
„Ja. Ich möchte noch eines klarstellen.“
Eloise hob abwehrend die Hand. „Keine Manipulationen mehr. Sie haben hier einen Job zu erledigen. Darüber hinaus wird es keine weiteren Gespräche geben.“
In Eloises Augen standen Traurigkeit und eine unbändige Kraft, ihm zu widerstehen. Sie stand auf und ergriff den Zettel. „Ich werde Ihnen das Material sofort besorgen, damit Sie sich an die Arbeit machen können.“
„Eloise, bleib stehen!“ Victor legte seine ganze Autorität als Master in diesen Befehl, und tatsächlich verharrte Eloise im Türrahmen, hatte aber genug Willenskraft, sich nicht zu ihm umzudrehen.
„Ich habe jedes Wort so gemeint, wie ich es gesagt habe.“
Wortlos verließ Eloise das Büro.
Kapitel 5
Die Tür zu Victors Büro stand offen, als Eloise mit den Kopien für die Umstrukturierung zu ihm ging. Wie immer trug er Schwarz. Er stand am Fenster, hatte ihr den Rücken zugewandt und telefonierte. Seine samtene Stimme wehte zu ihr herüber, und wenn sie auch die Worte nicht deutlich verstand, so bekam sie doch durch den Klang seiner Stimme weiche Knie.
Die letzten drei Wochen waren die schlimmsten ihres Lebens gewesen. Dieser Mann machte sie verrückt. Hin und her gerissen zwischen Verlangen und Selbstzweifeln, hatte sie jede weitere Annäherung abgeblockt. In den Nächten träumte sie von ihm, nur um ihn tagsüber auf Distanz zu halten, aus Angst, ihm zu verfallen. Dabei war sie das bereits. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Verstohlen beobachtete sie ihn durch den Türspalt. Mit der Hand stützte er sich am Fensterrahmen ab, und sein Kopf sank nach unten, während er in den Telefonhörer sprach.
„Es nicht zu versuchen, würde ich mir nie verzeihen.“
Etwas Trauriges lag in seiner Stimme. Eloise trat näher an die Tür.
„Ich hoffe es, Brian. Wir sehen uns nächste Woche, und dann wirst du mich verstehen.“
Victor beendete das Gespräch und starrte zum Fenster hinaus.
Eloise räusperte sich und klopfte leise an die Tür. „Die Kopien, Mr. Lazar.“ Sie reichte ihm die Papiere. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, und er wirkte müde und erschöpft.
„Ja, alles bestens, Eloise. Ich …“
Mr. Hamilton betrat das Büro. „Mr. Lazar, können wir das Meeting vorverlegen? Ich habe noch einen weiteren Termin.“
„Ja, natürlich. Ms. Miller hat mir gerade die letzten Unterlagen gebracht. Wir können gleich beginnen, wenn es Ihnen
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