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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Mach dir keine Sorgen um das Schiff, Dyvim Tvar. Beschränke deine Sorgen auf unsere Sicherheit und auf den Ausgang unserer Expedition. Jetzt wollen wir die Karten studieren. Mit Rücksicht auf Straashas Warnung vor seinem Bruder Grome schlage ich vor, daß wir eine möglichst große Strecke auf dem Meer zurücklegen und hier Station machen.« - er deutete auf einen Hafen an der Westküste Lormyrs -, »um uns zu orientieren und möglichst viel über Oin und Yu und über die Wehrkraft dieser Länder in Erfahrung zu bringen.«
    »Nur wenige Reisende haben sich bisher über Lormyr hinausgewagt. Angeblich ist unweit der südlichsten Grenzen dieses Landes die Welt zu Ende.« Dyvim Tvar runzelte die Stirn. »Ob wohl die ganze Mission eine Falle ist? Ariochs Falle? Was wäre, wenn er mit Prinz Yyrkoon unter einer Decke steckte und wir uns dazu hätten verleiten lassen, eine Expedition zu unternehmen, die uns vernichten wird?«
    »Ich habe mir das auch schon überlegt«, sagte Elric. »Aber wir haben keine andere Wahl. Wir müssen Arioch vertrauen.«
    »Da hast du wohl recht.« DyvimTvar lächelte ironisch. »Dabei fällt mir etwas ganz anderes ein. Wie bewegt sich das Schiff? Ich habe keinen Anker gesehen, den wir lichten könnten, und meines Wissens gibt es auf dem Land auch keine Gezeitenbewegungen. Der Wind füllt die Segel - sieh nur.« Er hatte recht. Die Segel wurden prall, und die Masten knirschten leise unter dem Druck der Kräfte, die auf sie einwirkten.
    Elric zuckte die Achseln und breitete die Hände aus. »Vermutlich müssen wir es dem Schiff sagen«, meinte er. »Schiff - wir sind bereit zur Abfahrt.«
    Nicht ohne Vergnügen bemerkte Elric Dyvim Tvars erstauntes Gesicht, als sich das Schiff mit leichtem Ruck in Bewegung setzte. Es glitt sanft dahin, als befinde es sich in ruhigem Wasser. Dyvim Tvar klammerte sich instinktiv an der Reling fest und brüllte: »Aber wir halten direkt auf die Stadtmauer zu!«
    Mit schnellen Schritten begab sich Elric in die Mitte der Poop, wo ein großer Hebel lag, horizontal an einer Zahnstange befestigt, die ihrerseits mit einer Spindel verbunden war. Vermutlich handelte es sich hier um die Steuereinrichtung. Elric packte den Hebel, als handele es sich um einen Ruderbaum, und drückte ihn einen oder zwei Zacken weiter. Das Schiff reagierte sofort - und steuerte nun auf einen anderen Teil der Mauer zu! Elric ließ den Hebel zurückrucken, und das Schiff legte sich über, wendete leise protestierend und begann über die Insel zu fahren. Elric lachte entzückt. »Siehst du, Dyvim Tvar? Kinderleicht! Man muß nur etwas Logik bemühen.«
    »Trotzdem«, sagte Dyvim Tvar mißtrauisch, »wäre mir jetzt wohler, ritten wir auf Drachen. Zumindest handelt es sich um Tiere, die man verstehen kann. Dieses Zauberwerk aber beunruhigt mich zutiefst.«
    »Solche Worte passen nicht zu einem Edelmann aus Melnibone!« übertönte Elric das Pfeifen des Windes in der Takelage, das Knacken der Schiffshülle und das Knattern der großen weißen Segel.
    »Das mag sein«, sagte Dyvim Tvar. »Vielleicht liegt hierin die Erklärung, warum ich in diesem Augenblick neben dir stehe, mein Lord.«
    Elric warf seinem Freund einen verständnislosen Blick zu, ehe er nach unten ging, um sich einen Steuermann zum Anlernen zu suchen.
    In schneller Fahrt bewältigte das Schiff Felshänge und ginsterbewachsene Hügel; er suchte sich seinen Weg durch Wälder und glitt königlich über grasbestandene Prärien. Es bewegte sich wie ein Falke, der dicht über dem Boden fliegt und mit unglaublicher Geschwindigkeit und Genauigkeit nach Beute sucht, den Kurs nur mit unmerklicher Flügelstellung ändernd. Die imrryrischen Soldaten drängten sich auf den Decks und verfolgten mit grenzenlosem Erstaunen, wie das Schiff über Land dahinzog, und gar viele mußten mit Gewalt an ihre Stationen in der Takelage oder anderswo im Schiff zurückgebracht werden. Der große Krieger, der den Posten des Bootsmannes versah, schien als einziger vom Wunder des Schiffes unberührt zu bleiben. Er benahm sich, als wäre er an Bord einer goldenen Kampfbarke: Er versah gelassen seinen Dienst und achtete darauf, daß alle Arbeiten auf ordentliche seemännische Weise erledigt wurden. Der Steuermann, den Elric ausgesucht hatte, war dagegen ausgesprochen furchtsam und reagierte mit weit aufgerissenen Augen auf die unverständlichen Vorgänge an Bord. Ganz offensichtlich rechnete er jeden Augenblick damit, gegen eine Gruppe Felsbrocken zu fahren oder das

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