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Elsa ungeheuer (German Edition)

Elsa ungeheuer (German Edition)

Titel: Elsa ungeheuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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Wiesinger das Essen, und alle redeten durcheinander.
    Elsa stocherte in dem Gulasch herum, während sie die Fotografien ihrer Mutter betrachtete. »Wo sie jetzt wohl ist?«, flüsterte sie mir zu.
    »Afrika? Oder am Südpol?«, mutmaßte ich.
    Bisher hatten Mathilde und Viktor weder geschrieben noch angerufen. Auch wenn Elsa es nicht aussprach, ich spürte, dass sie sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen der beiden wartete.
    Je weiter der Abend voranschritt, desto nervöser wurden wir Kinder. Bald würde Willi die eine, entscheidende Frage stellen. In der Nacht vor dem Schweineschlachten wurden Helden gemacht. Lorenz genoss auch so genug Ansehen, er musste niemandem etwas beweisen. Er hatte keine Heldentaufe nötig. Letztes Jahr hatte Christoph Nesshauer seine Hand gehoben, aber später kläglich versagt.
    Nach und nach verstummten wir und starrten Schweine-Willi an.
    »Kommt mal alle her«, rief er endlich, und sämtliche Kinder versammelten sich um den Stammtisch.
    »Wer von euch hilft mir morgen?«
    Unsere Blicke schweiften unruhig umher. Keiner wollte dem anderen direkt in die Augen schauen.
    »Na, wer hilft mir morgen?«, hakte Willi nach.
    Betretenes Schweigen.
    »Keiner? Wirklich keiner?«
    Eine Hand schnellte nach oben. »Ich mach es.«
    »Flamingo, du?« Willi lachte.
    Es war Elsas erster Herbst in der Oberpfalz. Sie wusste doch gar nicht, wie schrecklich das Quieken der sterbenden Schweine selbst aus der Ferne klang.
    »Ich auch. Ich helfe auch.« Meine Stimme erfüllte den Raum.
    Elsa rüttelte an meiner Schulter. »Fetti, los, aufstehen.«
    Angezogen und ungewaschen folgte ich ihr nach unten. Die Kratzlerin brachte uns Kakao und einen Hefezopf in den Frühstücksraum.
    »Willi duscht noch«, sagte sie. »Und wenn euch nachher schlecht wird, dann geht ihr einfach. Habt ihr das verstanden? Herzjesulein im Himmel!« Unbeholfen streichelte sie über Elsas Kopf. Obwohl Frau Kratzler Elsas Kleider und Stiefel, Elsas Mutter und Großeltern missbilligte, behandelte sie das Mädchen stets freundlich.
    »Flamingo, wo ist denn dein Kostüm?« Willi lehnte am Türrahmen und betrachtete Elsas Fellweste.
    »Geht dich gar nichts an«, schnappte sie zurück.
    Er lachte. »Na dann… Seid ihr so weit?«
    Elsa saß vorn, und ich teilte die Rückbank mit verschiedenen Metallgeräten, die man wohl zum Schweinetöten benötigte. Langsam ging die Sonne auf. Die Fahrt zum Hof der Gerstelmeyers dauerte nicht mal drei Minuten.
    Der Stallgeruch schlug mir augenblicklich auf den Magen.
    Zehn Schweine. Zwei mit einem roten Kreuz markiert. Ein riesiges Schwein und ein wesentlich kleineres, schlankeres.
    Willi stieg in die Box, band dem dünnen Kreuzschwein ein Seil um den Bauch und führte es nach draußen. Bereitwillig trabte es neben ihm her, Elsa und ich folgten.
    Ein leerer Stall, eine verwaiste Box, Stroh, ein bisschen Futter, eine Schiene mit Haken, Eisenketten und eine Zinnwanne.
    »Ich hol jetzt noch ein paar Sachen aus dem Auto, und ihr bleibt hier bei dem Schwein.«
    Wir knieten uns neben das Tier, das sich sofort auf das Futter gestürzt hatte. Behutsam berührte Elsa seine borstige Haut. »Ob es wohl weiß, dass es gleich sterben wird?«, fragte sie. Ich schüttelte den Kopf.
    »Würdest du es wissen wollen… also, wenn es möglich wäre, dass dir jemand einen Tag oder eine Stunde vorher Bescheid sagt. Irgendeine Stimme aus dem Himmel oder so.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich weiß nicht gilt nicht. Also, ja oder nein, Fetti?«
    »Würdest du es denn wissen wollen?«
    »Ja«, antwortete sie, ohne zu zögern.
    »Ich… Ich auch.«
    »Also zweimal ja. Und jetzt sei ruhig.«
    Elsa kraulte das fressende Schwein und flüsterte in sein Ohr: »Schweinchen, du wirst bald sterben, in einer Viertelstunde bist du tot. Hab keine Angst, mein Schwein. Fetti und ich werden dir ein schönes Grab schaufeln und dich auf Blumen betten, Mimosen…«
    »Elsa«, sagte ich leise. »Sie werden gegessen, sie bekommen kein Grab.«
    »Na toll, Fetti, würdest du das etwa wissen wollen?«, blaffte sie mich an.
    »Nein.«
    »Dann halt gefälligst den Mund… Mimosen, mein liebes Schwein, und viele Kerzen, und wir werden dich oft besuchen, ich, Fetti, Lorenz und das Murmeltier, er wird dir Geschichten erzählen…«
    Die Stalltür ging auf. Willi betätigte einen Schalter. Vier Neonröhren tauchten den Raum in grelles Licht.
    »Das Kleine hier schaffen wir drei alleine«, sagte er und erklärte uns den Ablauf. Ich versuchte zuzuhören, konnte mich aber

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