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Elsa ungeheuer (German Edition)

Elsa ungeheuer (German Edition)

Titel: Elsa ungeheuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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und Vera heirateten in Manhattan. Ganz allein. Alle, ich eingeschlossen,hatten mit einem rauschenden Fest gerechnet.
    Das frischgetraute Paar plante, bis zur Versteigerung der zweiten Lizenz und eines Jasper Johns aus der Graham-Sammlung in New York zu bleiben.
    Während der Abwesenheit des Künstlers bewachte ein Sicherheitsdienst die Fabrikhalle. Windspiel und ich übergaben die Festung einer Schar bewaffneter, beigeuniformierter Männer und traten unsere Reise nach Den Haag an.
    Der Besuch bei Mrs.   Graham war ein als Vorschlag verkleideter Befehl von Vera.
    »Karl, du kannst machen, was du willst, nur nicht hierbleiben. Der Sicherheitsdienst kümmert sich ausschließlich um unbewohnte Gebäude, das heißt, alle Menschen und alle Hunde müssen raus. Und ich glaube, es wird allmählich Zeit, dass du dich bei Irina entschuldigst.«
    »Wofür?«
    »Du bist einfach abgehauen, ohne ein Wort zu sagen.«
    Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, Veras Ratschlag zu ignorieren und meinen Vater und die Kratzlerin zu besuchen. Aber Frau Kratzler würde meinen desaströsen Zustand trotz grauem Star erkennen. In den vergangenen Wochen hatte ich fast fünf Kilo verloren, und meine dunkelvioletten Augenringe sahen wie das ruhmlose Resultat einer Schlägerei aus. Die Kratzlerin würde mich festketten, füttern, Grievenhast rufen, beten, weinen, mich eigenhändig ins Krankenhaus schleifen. Und das würde ich nicht durchstehen.
    Bevor ich das Haupthaus betrat, klopfte ich an Jaaps Tür. Er zuckte zusammen bei meinem Anblick.
    »Ich war krank«, beruhigte ich ihn.
    Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich bin nicht dumm, mein Junge. Es wird dich umbringen.«
    »Ich hör auf.« Wir wussten beide, dass es eine Lüge war. »Bald. Bald höre ich auf.«
    »Heute?«
    »Nein, nicht heute, Jaap. Aber bald.« Windspiel sprang auf den Schoß des Gärtners. »Das ist mein Hund. Und was gibt es hier Neues?«
    »Unsere Kartoffeln sind tot, aber das war ja nicht anders zu erwarten.«
    »Für die Graugänse«, sagte ich feierlich.
    Er lachte. »Für die Graugänse. Über die ich mittlerweile mehr weiß, als mir lieb ist.«
    »Du liest ihr vor?«
    »Mrs.   Graham wird entzückt sein, dass du wieder da bist. Deine Stimme gefällt ihr besser als meine.«
    »Das hat sie gesagt?«
    »Ständig.« Jaap klopfte mir auf die Schulter. »Bald, ja?«
    Ich nickte.
    Das Hausmädchen schaute nicht minder entsetzt, als sie mir öffnete. Doch wahrscheinlich würde sie das Wort krank mehr beunruhigen als die Wahrheit. Wir hatten nie ein Kondom benutzt.
    »Kokain«, sagte ich und deutete auf meinen Körper. » Heel wat cocaine. Niet ziek .«
    Mrs.   Graham lag in ihrem Bett und sparte sich jeden Kommentar über mein Aussehen. Ich stammelte eine Entschuldigung für mein plötzliches Verschwinden im letzten Jahr.
    »Genug, genug«, unterbrach sie mich. »Ich mag keine Hunde. Er kann draußen warten. Oder beim Gärtner. Weg mit dem Tier, und dann komm zurück.«
    Widerwillig, aber nicht in der Verfassung, mich mit Mrs.   Graham anzulegen, brachte ich Windspiel zu Jaap.
    Als ich wieder auf dem unbequemen Kinderholzstuhl saß, reichte sie mir das Buch. »Kapitel 6. ›Der Flug der Graugans‹.«
    »Aber das kennen Sie doch schon, Mrs.   Graham.«
    »Kapitel 6. Bitte.«
    Ich klappte das Buch auf und begann zu lesen. »Kapitel 6. Der Flug der Graugans. Indem eine Gans die Flügel schlägt, erzeugt sie einen Auftrieb für das Tier direkt hinter sich. Die V-Formation…« Und dann gelangte ich zu der Stelle, die uns Foie gras in sämtlichen Variationen beschert hatte. »Wenn eine Gans erkrankt oder verletzt wird, beispielsweise durch eine Gewehrkugel, und aus der Formation ausfällt, verlassen zwei weitere Gänse die Schar und folgen ihr, um ihr zu helfen und sie zu beschützen. Sie bleiben so lange bei dem geschwächten Tier, bis es entweder wieder fliegen kann oder stirbt.«
    Irina hob ihre Hand. »Noch einmal von vorne, bitte.«
    Vier Mal musste ich den ersten Abschnitt des 6. Kapitels vorlesen.
    »Sie bleiben so lange bei dem geschwächten Tier, bis es entweder wieder fliegen kann oder stirbt«, sprach Mrs.   Graham beim vierten Mal den letzten Satz mit. »Das ist Loyalität«, fügte sie fast zornig hinzu.
    »Ich würde es Gnade nennen.«
    »Gnade?«
    »Ja.«
    »Ich esse keine Stopfleber mehr.«
    »Das ist auch eine Form von Gnade«, sagte ich und verließ ihr Zimmer.
    Ein zweites Mal erhielt ein anonymer Käufer den Zuschlag für Brauers Lizenz und zahlte

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