Elsas Küche: Roman (German Edition)
Boulevard wollte, rief man ihn herbei und bat ihn, Geige zu spielen. Er spielte, und sie hörten zu und warfen nach jedem Stück Münzen in seinen Geigenkasten.
Auf dem Boulevard wurde man bald auf die Schlange aufmerksam. Sie reichte jetzt um die Ecke und die Straße hinauf zum Hotel, und alle auf dem Boulevard sahen das Ende der Schlange und dachten, sie hätte etwas mit dem Blumenkarneval zu tun. Sie wollten der Sache auf den Grund gehen. Unter den Neugierigen waren auch der Maibaum und sein Bruder, die in die Stadt gekommen waren, um sich den Umzug anzuschauen. Ohne großes Ziel waren sie herumgelaufen, jetzt folgten sie der Schlange. Zu ihrem Erstaunen mussten sie entdecken, dass sie vor Elsas Restaurantendete. Der dicke Onkel schlug seinem Bruder vor Überraschung auf den Rücken.
»Haste noch Töne!«, sagte er. »Sieh dir an, wie gut es unserer kleinen Freundin geht. Sollten wir da nicht mal vorbeigehen und fragen, ob sie Pisti nicht helfen will? Der kann doch Hilfe gebrauchen, findest du nicht?«
Der Maibaum nickte wortlos. Die Brüder gingen an den Anfang der Schlange und wollten ins Restaurant.
»He! Was fällt euch ein?«, rief jemand aus der Schlange. »Vordrängeln gibt’s nicht. Wartet, bis ihr dran seid – das dauert nicht lang.«
Der Maibaum drehte sich um und grinste höhnisch. Der dicke Onkel hob die Hände.
»Wir kommen nicht zum Frühstücken. Wir wollen nur einer Freundin Guten Tag sagen, die in der Küche arbeitet.«
Er steckte den Kopf durch die Tür und sah Eva, die gerade einen Kellner an einen Tisch dirigierte. Als sie ihn entdeckte, warf sie ihm einen kalten Blick zu, doch er winkte sie zu sich. Da sie nicht wusste, wer er war, und ihr die beiden seltsam aussehenden Zigeuner an der Tür nicht geheuer waren, nahm sich Eva Zeit.
»Ja«, sagte sie. »Was kann ich für Sie tun?«
»Guten Tag«, sagte der dicke Onkel in zuckersüßem Ton. »Ich suche die nette Dame, der das Restaurant gehört. Die dunkelhaarige Küchenchefin. Wir sind Freunde von ihr. Sagen Sie ihr doch bitte, dass Pistis Onkel hier sind.«
Eva blieb misstrauisch. Sie konnte sich nicht erklären, woher Elsa diese Männer kennen könnte.
»Pisti, haben Sie gesagt?«. Sie wiederholte den Namen und fragte sich, wer das sein sollte.
»Ja«, sagte der dicke Onkel. »Sie weiß dann Bescheid.«
Eva sah sie sich nochmals an. Der Maibaum trug einen Trainingsanzug und Badeschuhe, und der Dicke trug schmuddelige Hosen und ein verflecktes Hemd mit zerrissenen Manschetten. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, sie wegzuschicken.
»Sie hat gerade furchtbar viel zu tun«, sagte sie. »Sie sehen ja, dass wir alle sehr beschäftigt sind. Können Sie nicht später wiederkommen?«
Der Maibaum stieß sie weg und ging ins Restaurant. Er war mindestens drei Köpfe größer als sie. Er drehte den Kopf und nahm das renovierte Lokal in Augenschein. Dann ging er Richtung Küchentür, doch Eva stellte sich ihm in den Weg und versuchte, ihn aufzuhalten. Wieder stieß er sie weg, und dann ging er in die Küche. Der dicke Onkel lief hinter ihm her und versuchte, die Gäste zu beschwichtigen.
»Wir sehen nur kurz eine Freundin in der Küche«, sagte er. »Lassen Sie sich bitte nicht stören.«
»He!«, schrie noch jemand aus der Schlange. »Sie haben gesagt, Sie frühstücken nicht.«
Der dicke Onkel drehte sich um. »Keine Sorge, wir gehen nur in die Küche«, sagte er.
Eva folgte ihnen und sagte von hinten: »Sie können da nicht rein. Das geht einfach nicht.«
»Elsa«, rief Eva, die außer sich war. »Ich hab versucht, sie zu stoppen!«
Als Elsa hörte, dass jemand sie rief, blickte sie auf und ließ beim Anblick der Onkel die Kinnlade fallen. Was für eine Unverschämtheit! , dachte sie. Was für eine bodenlose Frechheit! Glücklicherweise lag ein Messer in Reichweite.
»Was wollen Sie?«, fragte sie.
Die Brüder gingen zu ihr und stellten sich links undrechts neben sie. Der Dicke lächelte sie an und deutete auf die Pfannen.
»Wissen die Leute draußen, dass sie für Eier Schlange stehen?«
Elsa blickte auf die Pfanne und warf eine Handvoll geschnittener Pilze hinein.
»Was wollen Sie?«, fragte sie nochmals ungeduldig. »Ich bin beschäftigt.«
»Es ist wegen Pisti«, sagte er. »Es geht ihm wieder sehr schlecht. Wir brauchen Geld für einen Prager Facharzt.«
»Ach so«, sagte Elsa. »Er ist also todkrank?«
Sie wendete das Omelett, das sie gerade gebraten hatte.
»Ich hol die Polizei«, erklärte Eva. Die Männer
Weitere Kostenlose Bücher