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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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waren ihr unbehaglich, und sie wollte, dass sie gingen. Sie machte sich auf den Weg in Elsas Büro, doch Elsa rief sie zurück.
    »Ich erklär’s dir später«, sagte sie. Sie wandte sich an die Brüder.
    »Erinnern Sie sich an die Kuckucksuhr, die Ihnen so gut gefallen hat?«, meinte sie. »Sie ist in meinem Büro. Die können Sie haben. Aber sonst bekommen Sie von mir nichts mehr, bis Sie mir Pisti hierherbringen.«
    Der Dicke schüttelte den Kopf und lachte.
    »Was sollen wir mit einer Kuckucksuhr?«, fragte er. »Sie machen doch heute Vormittag bestimmt eine Menge Umsatz. Können Sie da nicht ein paar Scheine entbehren? Pisti geht es jetzt noch viel schlechter als letztes Mal. Er ist nicht transportfähig, und eine Kuckucksuhr hilft uns jetzt wirklich nicht weiter. Sie glauben wohl, wir nehmen jeden Müll, nur weil wir Zigeuner sind. Wir sind keine Einfaltspinsel.«
    Elsa reichte es. Sie legte das Omelett auf einen Teller und schaute den beiden in die Augen. »Ihr kriegt die Kuckucksuhr und sonst gar nichts. Bevor ich Pisti nicht gesehen habe,bekommt ihr nichts mehr von mir. Und jetzt nehmt das verdammte Ding und verschwindet, sonst ruf ich die Polizei.«
    Der Maibaum schaute sie finster an. Er trat einen Schritt vor, so, als ob er ausholen wollte. Ohne mit der Wimper zu zucken, griff Elsa nach dem Fleischermesser. In der Küche ließ jeder alles stehen und liegen. Die Köche kamen von ihren Herden herüber, der Neffe des Tellerwäschers tauchte hinter einem Stapel Teller auf. Wie Küchenpiraten schwangen sie das Besteck, das sie zufällig in der Hand hatten. Der runde Bruder hielt seinen großen Bruder zurück.
    »Ein Missverständnis«, rief er in den Raum. »Wir können später noch einmal wiederkommen, wenn Sie weniger unter Druck sind.«
    »Wenn Sie wieder hierherkommen und das Kind nicht dabeihaben, ruf ich die Polizei, und zwar auf der Stelle.«
    Die Brüder wandten sich um und verließen das Restaurant, so rasch sie konnten.
    »Die Kuh ist ausgemolken«, sagte der Maibaum und blickte seinen Bruder an.
    »Da hast du wohl recht«, sagte der Dicke. »Was dabei rauskam, kann sich aber wirklich sehen lassen, würd ich mal sagen.«

XIX
    W ährend des Ansturms am Vormittag versuchte Elsa, nicht an den bevorstehenden Besuch zu denken.
    Als gerade die ersten Bestellungen fürs Mittagessen in die Küche tröpfelten, platzte Eva plötzlich herein und drehte sich immer wieder um, als verfolgte sie jemand. Doch dieses Mal strahlte sie übers ganze Gesicht.
    »Sie sind da! Deine Lehrer und der Kritiker sitzen im Lokal. Sie lassen sich über die Veränderungen aus. Ich hab ihnen Plätze zugeteilt und einen Kellner geschickt, aber sie haben nur drei Tassen Kaffee bestellt. Soll ich irgendwas tun? Willst du ihnen etwas aus der Küche schicken?«
    Dass sie so wenig bestellt hatten, beunruhigte Elsa, aber sie würde ihnen nicht einfach etwas auftischen. Sie wandte sich an ihre Köche und fragte, ob sie die nächste Stunde ohne sie auskommen könnten.
    »Ohne Weiteres«, gaben sie zur Antwort. »Das kriegen wir hin.«
    Elsa machte ihre letzte Ladung Omeletts und stellte sie dem Kellner hin. Dann ging sie sich Hände und Gesicht am Waschbecken waschen. Es war ein langer Vormittag gewesen, und sie war verschwitzt und aufgeregt und nicht gerade freundlich gestimmt. Aber ihr war auch klar, dass sie das jetzt irgendwie durchstehen musste. Mehr geht nicht ,dachte sie bei sich. Um einen Moment Ruhe zu haben, ging sie in ihr Büro. Sie wartete ein paar Minuten, bis ihr Besuch bedient worden war und es sich gemütlich gemacht hatte, und ging dann ins Lokal.
    Die Männer unterhielten sich angeregt und lasen die neue Speisekarte.
    »Elsa!«, rief der Soßendozent, als er sie kommen sah. Der Kritiker und der Fleischdozent erhoben sich beide.
    »Elsa, mein Liebes«, sagte der Fleischdozent. »Sie entsinnen sich doch noch an unseren Freund vom Gourmand? Er hat jetzt viel bessere Laune!«
    Elsa nickte und schüttelte dem Kritiker die Hand.
    »Sie haben Ihren Urlaub genossen, wie ich höre«, sagte sie.
    Der Kritiker lächelte und legte die Hände auf den Tisch. Wenn sie sich nicht irrte, hatte er am Bauch ein, zwei Kilo abgenommen. Sein Hemd spannte nicht mehr so wie an dem Abend, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war.
    »Ich hatte herrliche Urlaubstage!«, sagte er. »Die beiden hier waren gute Gastgeber. Der Plattensee war schön, und ich habe sogar bei einem Badminton-Wettbewerb gewonnen! Das Essen war hervorragend. Schade, dass ich

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