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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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gehen.«

XX
    D er große Park außerhalb der Innenstadt hatte Kieswege und große Liegewiesen, auf denen man sich sonnen konnte. Neben dem Zoo war ein Stück Wald, in dem die Kinder gerne herumliefen, und in der Mitte ein See, wo man Wasserrutschbahn und Tretboot fuhr oder Steinchen übers Wasser hüpfen ließ. Die kleinen Kinder fütterten die Enten gerne mit Brot und sahen den Fischen zu, die an die Oberfläche kamen, um Insekten zu jagen. Am nördlichen Ende des Sees befand sich das Thermalbad, welches das ganze Jahr geöffnet hatte und sehr beliebt war. Der Park war fast immer voller Spaziergänger, besonders im Sommer, doch während des Blumenkarnevals gab es viermal so viele Besucher. Sie kamen überallher von den Straßen, und plötzlich war dort ein Markt entstanden, der Imbisse und Kunsthandwerk verkaufte. Die Verkäufer standen herum und warteten darauf, dass der Festumzug zu Ende war und sich auflöste. Dann – wenn die Tanzmariechen sich mit ihren Verehrern trafen und mit ihnen im Wald verschwanden – würde ihr Standort ihnen die meisten Käufer bescheren. Die Blumenfestwagen würden für ein paar Stunden auf der Wiese abgestellt werden, und die Leute konnten sie aus der Nähe in Augenschein nehmen. Man hatte Bühnen aufgebaut, auf denen Vorführungen stattfanden.Man feierte den ausgelassenen Höhepunkt eines ausgelassenen Tages.
    Nach einem Spaziergang von der Innenstadt bis zum Park gelangten Elsa, die beiden Dozenten und der Kritiker mitten in die ganze Fröhlichkeit hinein. Unterwegs hatte Elsa dem Kritiker gezeigt, was er sich alles ansehen musste, wenn er Zeit hatte. Das Stadtmuseum, die sanierten Villen direkt am Park, die Thermalbäder und die Universität, vor der eine Reihe Brunnen standen. Dort war auch der Parkeingang. Sie zeigte ihm die Statuen badender Frauen, und sie fanden eine erhöhte Stelle, von der aus sie gut sehen konnten. Das Sonderbare war, dachte Elsa, dass sie völlig entspannt und unbeschwert war. Weder sie noch der Kritiker sprachen über Restaurants oder Essen. Sie waren jetzt mehr wie Freunde, die sich jahrelang nicht gesehen hatten.
    »Wir stellen uns hier hin und warten«, sagte sie. »Der Umzug kommt zu uns.«
    Sie standen herum, und der Soßendozent ging etwas zu trinken kaufen und brachte jedem eine Flasche Mineralwasser und eine kleine, schmucke Schachtel mit Plätzchen mit.
    »Von dem Restaurant, in dem wir heute gegessen haben«, sagte er. »Sie haben überall im Park Verkaufsstände, an denen Linzer Augen angeboten werden. Clevere Idee.«
    Elsa nahm ihre Flasche Mineralwasser entgegen und öffnete die Plätzchenschachtel. Es waren Linzer Augen mit Erdbeermarmelade. Sie aß einen Bissen, der sofort auf der Zunge zerging. Die Erdbeerfüllung schmeckte nach selbst gemachter Marmelade und der Plätzchenteig nach Butter und einer Spur Vanille. Sie blickte auf und sah, dass die Männer auch Plätzchen aßen. Der Kritiker lächelte die Schachtel an.
    »Ich hatte eine sehr gute Freundin«, sagte er leise. »Sie liebte Linzer Augen über alles.«
    »Hier, nehmen Sie auch meine«, sagte sie.
    Der Kritiker nahm die Schachtel dankend entgegen und hielt sie in der Hand.
    Sie hörten die Musikkapelle näher kommen. Die Leute standen auf und drängten zum Parkeingang. Ein großer Blumenfestwagen rollte die Straße entlang. Es war die Oase, und die Zuschauer klatschten. Von der Bewegung schwankten die Palmen, sodass die Blüten flimmerten und es aussah, als käme eine Luftspiegelung direkt auf sie zu.
    Die Zuschauer umringten ihn, und die Tanzmariechen ließen ihre Stäbe fallen, traten aus dem Glied und tauchten in der Menschenmenge unter.
    Dann hörte man noch lautere Trommelwirbel näher kommen. Es war die Samba-Gasttruppe aus Brasilien, die noch ein bisschen weitertrommelte und sich dann ebenfalls auflöste. Aus den Sambatänzern wurden Touristen, die an Elsa vorüber in den Park gingen. Sie sah sich den nächsten Festwagen an, der mit Kindern und Kuchen geschmückt war.
    Dora und ihre Mutter winkten der Menge zu und warfen Marzipanrosen ins Publikum. Die Kinder rannten neben dem Wagen her, um so viele wie möglich aufzufangen. Dora trug ihre weiße Küchenuniform, ihr straff zurückgekämmtes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Elsa sah, dass sie einen anderen Lidschatten benutzte, nicht mehr die Waschbärmaske. Mit ihrem klaren Gesicht sah sie jetzt viel erwachsener aus und wirkte selbstsicher und zuversichtlich.
    Dora winkte und warf Rosen in die Menge. Wettbewerb

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