Elton John - Bego, M: Elton John
Record World sprach von „einer phantastischen Leistung. Zwei Platten voller unzweifelhaft phantastischer Songs, musikalisch herausragend umgesetzt. Wenige Alben können sich mit diesem Werk in puncto Energie messen, und noch weniger mit seiner Intelligenz. Eltons Band brilliert wie immer, wächst aber auf dieser Platte sogar noch über sich hinaus – vor allem Drummer Nigel Olsson und Gitarrist Davey Johnstone sorgen dafür, dass Goodbye Yellow Brick Road auch in späteren Jahren noch überzeugen wird.“ (39)
Der Rolling Stone blieb seiner typisch herablassenden Haltung treu, als der Kritiker Stephen Davis gehässig feststellte: „ Goodbye Yellow Brick Road ist eine vier Plattenseiten lange Arie aus schamlosen Phantasien, Mythen, feuchten Träumen und Sentimentalitäten, eine überproduzierte Sammlung musikalischer Porträts und hartem Rock’n’Roll, der aufgrund der fetten Produktion stets abzusaufen droht und dessen künstlerischer Wert durch seine Aufgeblasenheit gemindert wird. Was machen wir mit Elton John? Er kann singen, spielen, in eine Rolle schlüpfen und eine Band leiten, aber er kann sich nicht aufs Wesentliche beschränken. Das Material hätte eine nette, wenn auch etwas spröde, einzelne LP abgeben können. Aber die schönsten Melodien werden durch überflüssiges Brimborium und schlechte Gefühle zugekleistert. Nicht alle Phantasien sind angenehm. Einige sehr hässliche verderben hier die Platte eines eigentlich sehr netten Kerls.“ (40)
Seltsam, wie sich im Lauf der Zeit oft auch die Ansichten ändern. Zwanzig Jahre später feierte der Rolling Stone dieses Album als eine der besten Rockplatten aller Zeiten. In dem Buch The 500 Greatest Albums Of All Time, das die Zeitschrift 2005 herausgab, hieß es schwärmerisch: „Elton verglich die Platte mit dem Weißen Album der Beatles, und warum auch nicht? Zur damaligen Zeit war er zweifelsohne der erfolgreichste Hitgarant seit den Fab Four. Alles an Goodbye Yellow Brick Road war überlebensgroß, angefangen mit der wagneresken Kombination von ‚Funeral For A Friend‘ und ‚Love Lies Bleeding‘ bis hin zu den elektrischen Stiefeln und dem Mohairanzug von ‚Bennie And The Jets‘. ‚Saturday Night’s Alright For Fighting‘ ist selbstbewusste Rockpose in Perfektion. Und der Titelsong verquickt die phantastischen Elemente des Glamrock mit einer Melodie nach bester Gershwin-Manier.“ (41)
Als der linkische Reggie Dwight allein in seinem Zimmer in der englischen Vorstadt saß, hatte er davon zu träumen gewagt, eines Tages ein Rock-Meisterwerk abzuliefern. Mit Goodbye Yellow Brick Road war ihm das gelungen.
Elton hatte damals bereits Millionen damit verdient, dass er seine Musik und die Texte von Bernie Taupin vortrug, aber das genügte ihm nicht – er träumte erklärtermaßen davon, eines Tages mehr als nur Musik zu schreiben und sich auch als Schauspieler zu versuchen.
Zwar versicherte er, dass er ganz zufrieden sei mit dem Leben, das er nun führte, und mit dem Weg, den seine Karriere nahm, aber er schleppte immer noch einige Altlasten aus seiner Kindheit mit sich herum. „Ich habe Fehler gemacht“, räumte er ein, „aber das finde ich nicht weiter schlimm. Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich es wieder genauso machen. Das einzige, was ich wirklich bedauere, ist meine schlimme Kindheit – na ja, eigentlich war es keine schlimme Kindheit, man hat mir ja nicht alle drei Minuten einen Soßentopf an den Kopf gehauen. Aber mein Vater und meine Mutter haben sich nicht verstanden, ich hatte nicht sehr viele Freunde und war sehr, sehr verklemmt.“ (42)
Er war nun, mit 26 Jahren, Millionär und dachte jetzt schon ans Aufhören. Diesem Gedanken lag die Überzeugung zugrunde, dass ein Erfolg, wie er ihn gerade erlebte, niemals von langer Dauer sein konnte. „Jedes Jahr sage ich mir: Na, jetzt war’s das, pack langsam deine Sachen, du hast den Höhepunkt überschritten, und nun solltest du dich darauf vorbereiten, nur noch in Läden wie Max’s Kansas City zu spielen. Aber ich denke nicht über die Zukunft nach. Ich finde es viel aufregender, wenn man nicht weiß, was einem noch bevorsteht. Denn schon ein Telefonanruf kann dein Leben verändern. Es passieren alle möglichen blöden Dinge im Leben.“ (43)
Im Oktober 1973 sorgte Tony King dafür, dass Elton in Los Angeles bei einer Aufnahmesession von John Lennon vorbeischauen konnte. „Sie sind beide unglaublich warmherzige, sympathische, intelligente Menschen“,
Weitere Kostenlose Bücher