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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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er Elmor über den Lärm hinweg sagen. "Und wenn es dir irgend möglich gewesen wäre, hättest du die Menschen, die dir etwas bedeuteten, ebenfalls nicht beim Namen genannt. Denn, mein Freund: Namen schaffen Nähe. Und Nähe bringt früher oder später Verlust mit sich."
    Robert machte unwillkürlich einen Schritt zurück, stieß mit dem Fuß den Stuhl beiseite. Der Priester fuhr in gleich bleibender Lautstärke, doch noch immer mit äußerst ruhiger Stimme, fort: "Du hast nicht ihn ausgesucht, sondern seine Eltern, nicht wahr? Du besitzt ein untrügliches Gefühl dafür, welche Anlagen zusammenkommen müssen für ein möglichst gutes Ergebnis. Nach seiner Geburt hast du drei Jahre lang auf ihn gewartet. Und irgendwann hast du dich dann entschieden, dass es Zeit wird, ihn zu dir zu holen."
    Der Mann, der das Pferd herausgeführt hatte, schien große Mühe zu haben, es zu halten, denn er gab ein angestrengtes Ächzen von sich. Die kräftigen Hufe stampften auf den harten Boden.
    Elmor sagte: "Du weißt, Zuchtpferde haben immer einen Namen. Ich will dir seinen nennen."
    Robert ballte die Hände, sodass ein scharfer Schmerz durch die Finger bis in die Arme fuhr. Er spürte, dass in seinem Inneren etwas kippte. Mit der durch eiserne Kontrolle erlangten Ruhe war es schlagartig vorbei. Zornig schleuderte er nun selbst dem Priester den Namen des Tieres entgegen: "Er heißt Schachor. Es wird dir nicht schwerfallen, ihn zu töten. Du vergreifst dich ohnehin nur an Wehrlosem."
    "Schachor", wiederholte Elmor laut. "Wer sagt denn, dass ich deinen treuen Gefährten töten will?"
    Der Hengst schien Gefahr zu wittern, er gebärdete sich dem Lärm nach zu urteilen nur noch wilder. Der Mann, der das Tier am Zügel hielt, versuchte es durch Zurufe zu beruhigen. Zumindest schien er genug Autorität zu besitzen, um den Hengst auch jetzt noch zu halten.
    Robert war das, was nun mit ihm geschah, bereits bekannt und es gab ihm nur noch einen weiteren Grund, das Stück Stoff um seinen Kopf zu hassen. Die heiße Energie seines eigenen, angestachelten Zorns wurde auf ihn selbst zurückgeworfen. Dies besaß große Ähnlichkeit mit dem verzehrenden Feuer des Fiebers, das ihn noch vor wenigen Stunden beinah umgebracht hatte, nur, dass diesmal die Ursache in ihm selbst lag. Sein eigenes, inneres Feuer war außer Kontrolle und es fand keinen gangbaren Weg, sich nach außen zu entladen.
    "Sein Herr wird ihn zur Ruhe bringen können", meinte Elmor.
    Robert reagierte darauf nicht. Seine Konzentration lag in diesem Augenblick auf den Kampf mit der inneren, beißenden Glut, den er doch schon längst verloren hatte.
    "Komm doch her", forderte der Priester ihn nun direkt auf. "Kümmere dich um deinen Freund."
    "Nein", erwiderte Robert fest. 
    In direkt unbekümmertem Ton fragte Elmor: "Wovor hast du Angst? Doch nicht etwa, dass ich ihn unter deinen Händen sterbenlasse? Denkst du das von mir?"
    "Es wäre dumm, das nicht zumindest in Betracht zu ziehen", war die Antwort.
    "Dann zieh auch in Betracht,", antwortete ihm Elmor, "dass ich ihn selbst zur Ruhe bringe."
    Robert senkte leicht den Kopf und sprach dann leise, aber betont zum ersten Mal seit vielen Jahren denjenigen Namen aus, den der Schwarze Priester ihm bei ihrer ersten Begegnung genannt hatte: "Elmor Canomeen."
    Robert wusste, dass der Priester gegenüber seinen Helfern, die er wie austauschbare Gebrauchsgegenstände behandelte, keinen Namen genannt haben wollte und schon gar nicht diesen. Elmor pflegte ohnehin die Gewohnheit, sich überhaupt von niemandem mit Namen anreden zu lassen. Er hatte Recht damit, wenn er sagte, dass das Nennen eines Namens Nähe schafft. Eine Nähe, die dem Schwarzen Priester selbst gar nicht genehm war.
    Elmors Erwiderung kam in deutlich verschärftem Ton: "Warum rufst du noch immer nach Krieg, mein Freund?"
    Robert machte daraufhin einen Schritt nach vorn, in die Schwärze des für ihn nicht sichtbaren Raumes hinein. Nur langsam öffnete er seine geballten Fäuste, sodass das Stechen in den Händen verebbte. Doch das sengende Feuer blieb bestehen. Ein weiterer Schritt folgte, in die Richtung, aus der er die Stimme des Priesters vernommen hatte. Elmor konnte nicht weit entfernt sein. Und das unruhig stampfende Pferd befand sich in seiner unmittelbaren Nähe.
    "Sag mir", forderte Robert sein Gegenüber in hartem Ton heraus, "woher dieser merkwürdige Name stammt. Aus dem finsteren Abgrund deiner Fantasie? Oder aus irgendeinem Sumpf am Ende der Welt?"
    "Deine

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