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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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widersetzen. Er wollte seine wiedergewonnene Kraft nicht an Nichtigkeiten vergeuden, denn kämpfen würde er sicherlich noch in dieser Stunde müssen, auf welche Weise auch immer.
    "Ich warte auf deine Einwilligung."
    Robert nickte nur stumm zur Antwort. Dann nahm er wahr, wie Elmor sich umwandte und mit gemächlichen Schritten zur Tür ging. Er konnte eine leichte Unregelmäßigkeit im Gang des Priesters wahrnehmen, als belaste er ein Bein beim Gehen mehr als das andere.
    Jemandem zu folgen, ohne auch nur die Konturen der vorangehenden Person oder der Umgebung sehen zu können, war für Robert kaum leichter, als für jeden anderen. Die Erinnerung an jene nicht allzu ferne Nacht, als er dem Priester ebenso blind wie heute aus einem unterirdischen Gefängnis hinaus zum Opferaltar hatte folgen müssen, war sehr präsent. Damals schien es keine noch so kleine Chance für ihn zu geben, das Licht des nächsten Tages jemals zu sehen.
    Robert bewegte sich nur langsam vorwärts, sodass Elmor zwischendurch stehen bleiben musste, um auf ihn zu warten. Die erste Stufe der nach oben führenden, schmalen Treppe kündigte der Priester deutlich an. Als sie bald darauf aus dem Haus nach draußen traten, fühlte Robert den kalten, feuchten Boden unter seinen Füßen. Seine Stiefel wurden ihm sicher nicht aus reiner Vergesslichkeit vorenthalten, es lohnte sich nicht, danach zu fragen. Der Schnee schien vollends getaut und einige Strahlen hellen Sonnenlichts drangen durch den schwarzen Stoff an seine Augen. Das angekündigte Wasser übte einen nicht geringen Reiz auf ihn aus, sein von der Hitze ausgezehrter Körper verlangte schmerzlich danach. Indes war er nicht überzeugt davon, dass es dieses Wasser auch tatsächlich geben würden.
    Elmor gesellte sich nun an Roberts Seite, unterließ es aber, ihn zu berühren.
    "Wir gehen nun ein kurzes Stück bis zu einem anderen Gebäude", erklärte ihm der Priester. "Es gibt auf dem Weg, den wir nehmen keine besonderen Hindernisse. Halte dich einfach nur an meiner Seite, dann bist du sicher."
    Der letzte Satz klang wie Hohn in Robert Ohren. Aber auch darauf erwiderte er nichts, sondern hielt mit Elmor schweigend Schritt. Er wusste, der Humor des Priesters besaß eine völlig andere Qualität, als ihn blind gegen einen Baum laufen zu lassen.
    Um sich herum hörte Robert kaum ein Geräusch. Er konnte einen leichten Wind wahrnehmen, jedoch kein Anzeichen von in der Nähe befindlichen Menschen.
    "Ich möchte dir unterwegs kurz etwas mitteilen", begann Elmor nach einer Zeit des Schweigens. "Du hast mir damals meine privaten Aufzeichnungen gestohlen und dürftest wissen, was mit den Kindern der Bacidas geschah, kurz bevor ich auf Elisas Volk stieß." Er machte eine kleine Pause, bevor er fortfuhr. "Die vergangenen Tage sollten dich daran erinnern, dass auch du ein Kind dieses Volkes bist. Zumindest zu einer Hälfte. Ich würde dir raten, dies auch für die Zukunft im Hinterkopf zu behalten, falls es tatsächlich eine Zukunft für dich geben sollte. Du stehst unter einem Bann. Ich verfüge über die Macht, diesen Bann über dich kommen zu lassen oder ihn aufzuheben."
    Robert erwiderte darauf nichts, sondern lenkte seine Konzentration auf den Weg und seine Schritte. Sie gingen ungefähr zehn Minuten, ohne weiter miteinander zu reden, bis Elmor ankündigte, sie würden nun das angesteuerte Gebäude betreten. An Geruch und den eindeutigen Geräuschen war für Robert sofort ersichtlich, dass sie sich in einem Pferdestall befanden. Unter den Füßen fühlte er den festen Lehmboden und vereinzelt herumliegendes Stroh.
    "Ich habe Stühle bereitgestellt", sagte Elmor. "Wir können hier sitzen und reden."
    Auch bis so weit folgte Robert den Anweisungen des Priesters und ließ sich auf einem Stuhl nieder, der offenbar mitten im Gang eines Stalles stand. Um sich herum vernahm er das Schnauben der Pferde. Es mussten mindestens vier Tiere sein, den Geräuschen nach zu urteilen. Kein besonders üblicher Ort für eine Unterhaltung, doch Robert hatte weder damit gerechnet, dass Elmor einen als einigermaßen normal zu betrachtenden Platz wählte, noch, dass er in Wahrheit überhaupt darauf aus war, ein Gespräch zu führen. Er hatte eine vage Ahnung, dass sich außer den Pferden noch weitere Menschen in diesem Raum befanden, die sich allerdings still verhielten.
    Zunächst reichte Elmor ihm das versprochene Wasser. Durch den Stoff der Kapuze zu trinken empfand Robert als unangenehm, besonders, weil dies ihn wiederum an

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