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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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nicht mehr leben sollst?“
    „ Du vergleichst zwei grundsätzlich verschiedene Sachverhalte“, erwiderte Elisa ihm.
    „ Nein, Elisa“, kam die Antwort. „Jeder von uns hat einen Erben. Jeder von uns hat ein Kind, das er liebt. Und sie haben sich von uns abgewandt, weil sie unsere Handlungsweisen nicht verstanden. Keiner von ihnen hat erlebt, was wir erlebt haben oder gefühlt, was wir gefühlt haben. Sie können unser Denken nicht nachvollziehen, weil sie nicht in unserer Wirklichkeit leben.“
    Elisa wusste, dass sie ihm nicht gleich war. Zu viele Jahrzehnte hatte sie daran gearbeitet, diese steinerne Mauer um ihr fühlendes Herz zu ziehen und immer wieder waren ungeahnte Breschen und Schneisen aufgetreten, durch die der Schmerz sie doch erreicht hatte. Er schien jedoch keine einzige lebende Zelle in seinem Herzen zu haben; auf den Bau einer Mauer um diesen Stein herum konnte er getrost verzichten.
    „ Erzähl mir doch nicht,“, sagte sie abfällig zu ihm, „dass du ihn am Leben lässt, weil du ihn liebst. Mir scheint es eher so, mein lieber alter Freund, dass du bereits in der Vergangenheit versucht hast, dich seiner endgültig zu entledigen.“
    „ Elisa, ich sagte bereits, dass er meine Handlungsweisen nicht versteht, so wie Asno deine nicht verstand. Er selbst mag denken, dass ich ihm sein Leben nehmen wollte, womöglich habe ich ihm das sogar suggeriert. Doch er unterliegt einem Irrtum, genau wie du.“
    Sie schüttelte leicht den Kopf. „Ach,“, seufzte sie, „und dabei wäre doch alles so viel einfacher für dich ohne ihn. “
    Er widersprach aufs Neue, sich weiterhin nicht im geringsten aus der Ruhe bringen lassend. „Du irrst schon wieder. Sehr viel einfacher wäre es mit ihm. “ Er warf ihr einen langen, ernsten Blick zu. „Er wird niemals durch meine Hand sterben, solange ich ein Mittel weiß, seinen Widerstand zu brechen.“ Er machte eine Pause, wandte den Blick wieder auf das Meer. Nach einigen Sekunden fügte er an: „Die herausragende Rolle, die ich ihm zuerst zugedacht hatte, scheint er allerdings verspielt zu haben. Doch niemand ist unersetzlich.“
     
    Die Wahrheit
     
    Es sind nunmehr zehn Monate meiner Abwesenheit verstrichen, jetzt bin ich zurück. Die erste erstaunliche Entdeckung, die ich nach meiner Rückkehr gemacht habe, ist die, dass Robert völlig auf die Anwendung von allem verzichtet, was ich ihm beigebracht habe. Die Alte Sprache ist aus seinem Wortschatz verbannt. Alle rituellen Gegenstände, die im Laufe unseres gemeinsamen Wirkens von meinem Besitz in seinen übergangen sind, hat er in schwere Holzkisten in den Keller seines Hauses verbannt  und verriegelt.  Er fasst diese Dinge nicht mehr an, nimmt sie nicht einmal mehr in Augenschein. 
    Doch diejenigen Fähigkeiten, die er in der Zeit vor unserer Zusammenarbeit bereits entwickelt hatte und die ohne die Anwendung meiner speziellen Lehre funktionsfähig sind, übt er  weiterhin aus. Ohne die bedeutende Macht, die ich ihm durch meine Lehre an die Hand gegeben habe, sind diese Fertigkeiten jedoch nur sehr eingeschränkt nutzbar. 
    Es ist geradezu traurig zu sehen, mit welch kärglichen Bruchstücken dessen, was er wirklich zu tun vermag, er sich plötzlich begnügt. Eine Hoffnung bleibt allerdings sichtbar bestehen: Er hat die Kisten in seinem Keller mitsamt ihres Inhaltes verriegelt, aber nicht vernichtet.
    Fernerhin beobachte ich, dass er in einer ständigen, erhöhten Wachsamkeit lebt.  Er weiß sehr genau, dass ich seinen Anschlag überlebt habe und dass ich mich jederzeit ganz in seiner Nähe aufhalten könnte. Er schläft des nachts noch weniger, als zuvor. Zumeist ist er sogar den Großteil der Nacht über gar nicht im Hause, sondern mit einem seiner Pferde unterwegs. Früher haben ihn seine Ausritte zumeist über die Flächen der freien Felder geführt, heute lenkt er den Fuchs, mit dem er gerade unterwegs ist,  häufig direkt in den Wald hinein. Er ignoriert die Angst der Tiere vor der Dunkelheit und den zahlreichen, unüberschaubaren Hindernissen völlig und lenkt sie mit starker Hand, wohin auch immer er will. Er sucht immer wieder die Plätze auf, an denen wir uns in den gemeinsamen Nächten getroffen haben und findet dort nichts vor, als stille Dunkelheit.  Ich frage mich, was er sich vorstellt, was geschehen würde, würde er dort tatsächlich einmal auf mich treffen. Glaubt er, er kann mit dem kümmerlichen Rest seines Selbst, das er derzeit darstellt, den Kampf mit mir aufnehmen?
    Ich denke,

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