Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
sein.
Nein, es gab keinen Ort, an dem der Schöpfer keinen Zutritt besaß. Es existierte kein Tor und kein Riegel, der dem Allmächtigen den Weg zu versperren vermochte.
Nie war es ihm so schwergefallen, an dieser Wahrheit festzuhalten.
Robin führte ihn eine Treppe hinab in den Keller, nachdem er in einem Nebenraum eine auf dem Boden stehende Öllampe aufgenommen und entzündet hatte.
"Wir werden mit ihm reden müssen", raunte der junge Mann ihm zu und ihm stand dabei deutlich die Furcht ins Gesicht geschrieben. "Wir müssen irgendetwas aushandeln. Ich habe einige Argumente. Aber bitte hilf mir, zu entscheiden, ob ich ihm trauen kann. Oder", er stockte, rang einen Augenblick mit sich selbst, "frag deinen Gott."
Bitte zeig mir, dass du mit mir bist, bat Jesco im Stillen. Ich habe das Gefühl, jemand reißt den Boden unter mir weg.
Die Antwort war zu seinem Unbehagen nichts als Stille.
Robin sperrte am Fuß der Treppe eine Tür auf, hinter der der Blick in einen fensterlosen, unbeleuchteten Raum frei gegeben wurde. Mit einer Geste gab er Jesco zu verstehen, dass er zuerst dieses Zimmer betreten wollte. Die Lampe in der Hand vor sich haltend lugte er um die Ecke, schaute nach rechts und links, starrte für eine Weile aufmerksam eine im flackernden Licht auftauchende, kahle Wand an und nickte dann mit dem Kopf.
"Wir können hinein, es geht. Aber ich denke, es wäre besser, so schnell wie möglich wieder hier raus zu kommen. Irgendwo anders hin."
Jescos Gefühl drängte ihn eher zu Flucht, als zu den Schritten nach vorn, zu denen er sich nach kurzem Kampf mit sich selbst durchrang. Robin stand bereits mitten im Raum, die Lampe vor sich erhoben. Jesco gesellte sich an seine Seite.
In einer um einen Ofen herum mit einem Teppich ausgelegten Raumecke lag eine Gestalt auf der Seite, die Beine angewinkelt, die Hände auf dem Rücken. Der Kopf war unter dem schwarzen Stoffstück verborgen, das Robin ihm bereits beschrieben hatte. "Er kann nichts tun, damit", hatte sein Begleiter ihm bereits auf dem Weg erklärt. "Nichts Unnormales meine ich. Aber wenn er es los, ist dann... dann müssen wir mit allem rechnen."
Da Robin stumm blieb und wie festgefroren keinen weiteren Schritt mehr nach vorn machte, ging Jesco mit rebellierendem Magen auf den Gefangenen zu, ließ sich auf dem Boden vor ihm nieder und sprach ihn an.
"Hier ist Jesco Fey. Robin hat mich hierher geführt." Er machte eine Pause, um in seinem chaotischen Verstand nach den richtigen Worten zu suchen. Die beschämende Frage kam in ihm auf, warum er sich derart intensiv von den wenigen Informationen beeinflussen ließ, die er nun über diesen Mann besaß. Bei den ersten beiden Zusammentreffen hatte er keine Angst empfunden, obwohl diese ebenfalls nicht gefahrlos gewesen waren.
Der Mann gab keine Antwort.
Jesco streckt die Hand aus und berührte ihn am Arm.
„ Hörst du mich?“ fragte er.
Der Angesprochene bewegte den Kopf und drehte Jesco das bedeckte Gesicht zu, doch er gab dabei keinen Laut von sich.
„Kannst du mir sagen, ob du mich verstehst?“ wollte Jesco wissen. Der Mann war wach, darum schien dieses Schweigen seltsam. Diesmal hörte Jesco nichts weiter als einen tiefer Atemzug unter der Kapuze.
Jesco wandte den Kopf zu Robin, der hinter ihm stand.
„Könnte er noch unter Betäubung stehen?“ erkundigte er sich.
„ Ich bin nicht davon ausgegangen“, sagte Robin mit matter Stimme. „Ich dachte... ich habe ihm das Mittel schon zweimal nicht gegeben. Aber... er scheint doch wach zu sein.“
Jesco zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Ich glaube, wir sollten mal nachsehen...“ Er drehte sich wieder zu Robert herum und griff nach dem Seil, das um seinen Hals lag. Er war entschlossen, sich keine Angst machen zu lassen. Er hörte Robin deutlich nach Luft schnappen. „Nein, lass das, Jesco! Hast du mir nicht zugehört? Wir müssen zuerst mit ihm reden! Bitte! “
„ Das funktioniert gerade nicht“, erwiderte Jesco fest, ohne sich beirren zu lassen. „Und irgendetwas müssen wir ja tun.“
Er hörte, wie Robin nervös von einem Bein auf das andere trat, während er den Knoten löste.
„Jesco“, erklang abermals Robins ängstliche Stimme. „Wir sollten dieses Haus hier verlassen, das ist etwas, was wir tun können. Lass die Kapuze, bitte.“
Jesco schüttelte den Kopf. „Er wird uns nicht umbringen, weil wir ihn befreien. Das ist nicht logisch. Und außerdem“, er schaute kurz über seine Schulter, blickte in Robins geweitete Augen,
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