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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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und wandte sich dann wieder seiner Tätigkeit zu, „außerdem kann ich dir bezeugen, dass er auch nur ein Mensch ist. Und kein Monster.“ Damit griff er nach dem schwarzen Stoff und zog ihn ohne zu zögern von Roberts Kopf.
    Im nächsten Moment erstarrte Jesco.
    Er spürte etwas höchst Seltsames: unangenehm pochende Schwingungen, die bis in sein Körperinneres drangen. Jesco sah Roberts Augen, die weit geöffnet aber leer waren. Er hörte Robins ersticktes Keuchen, dann kamen plötzlich die Schatten: tanzende, schwarze Flecken, wie lebendige Wesen, die vielleicht vor Jescos Augen erschienen, vielleicht aber auch nur in seinem Kopf. Dazu das beklemmende Gefühl, vom Wachzustand direkt in einen Albtraum gerutscht zu sein. Sein Kopf begann zu schmerzen, als das Pochen sich vom Nacken über die Schläfen in die Stirn ausbreitete. Dieser Spuk, er ging von Robert aus, kam aus dem stumpfen Schwarz seiner Augen, hämmernd und flirrend. Jesco schüttelte kräftig den Kopf, im hilflosen Versuch, sich von den Schatten zu befreien, die ihn unablässig umsponnen. Was um alles in der Welt geschah hier? Ein leises „Hilfe“ entfuhr ihm, als er die Schatten sogar auf der Haut zu spüren begann und das Pochen seinen Kopf von innen zu sprengen drohte. „Hilfe... Jeshua...“
    Dann war plötzlich Robin neben ihm, hatte sich auf die Knie geworfen und griff nach der schwarzen Kapuze. Sekunden später war Roberts Gesicht wieder bedeckt – und der Spuk verschwand wie abgeschnitten.
    Nur ein kaltes Kribbeln im Nacken blieb zurück.
    „ Großer Mist, “, stöhnte Robin, „Was war das?“
    Jesco fiel keine Antwort ein, er zuckte nur stumm die Schultern.
    Robin beeilte sich, das Seil wieder um Roberts Hals zu legen und es sorgfältig zu befestigen. Seine Hände zitterten, sodass dieses Unterfangen einige Zeit in Anspruch nahm.
    Jesco räusperte sich. „Ich denke jetzt auch,“, meinte er, „dass wir gehen sollten.“
    Robin nickte kräftig zur Antwort.
    „ Machen wir seine Hände los und nehmen in die Mitte“, schlug Jesco weiter vor.
    „ Ja“, stimmte Robin heiser zu. „Vielleicht können wir später mit ihm reden.“
     
     
     
     

------- ELISA  SLEYVORN -------
     
    Elmor blickte auf das Meer hinaus, als suche er etwas am fernen Horizont. Sie befanden sich auf einem vergleichsweise winzigen Kahn umgeben von nichts als Wasser. Das kleine Schiff bahnte sich allerdings mit erheblicher Geschwindigkeit einen Weg durch das Meer, sodass die Gischt rechts und links spritzte und bei jeder Welle feine Tröpfchen auf Elisa und ihrem Begleiter herabregneten. Ihr Reisetempo entsprach keineswegs der geringen Kraft der tuckernden Maschinen im Bauch des Schiffes.
    Elmors Mimik verriet erhöhte Wachsamkeit. Es regte sich etwas hinter den Kulissen dieser Aufführung, doch ergründen konnte Elisa davon nichts. Es gelang ihr auch nicht mehr, in Gleichgültigkeit zu flüchten, denn sie war nun wohl oder übel wieder ein aktiver Teil des Spiels.
    "Was geht vor sich?" forschte sie nach.
    "Seltsam", murmelte Elmor, ohne sich ihr zuzuwenden.
    Elisa drehte sich herum und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling. Sie hielt mit der Rechten das Kopftuch fest, das sie gegen den kalten Wind schützen sollte. Sie wusste nicht, auf welche Weise Elmor in die Ferne zu sehen vermochte. Elisa selbst ließ sich gelegentlich Nachrichten durch ihre dienstbaren Geister zutragen, doch über die Situation daheim an Land war sie nicht informiert.
    "Wird es Ärger geben?“ fragte sie, den Ernst der Lage erforschend.
    Doch Elmor ignorierte diese Frage, er blickte weiter, scheinbar abwesend, Richtung Horizont.
    Elisa ließ sich sein Schweigen als Antwort genügen. Sie spürte deutlich genug sein Missbehagen. Und doch tat er nichts weiter, als konzentriert seinen Blick schweifen zu lassen. Vielleicht, so dachte Elisa, konnte er tatsächlich selbst nicht ergründen, was genau vor sich ging.
    Sie musterte sein Profil. Ein Gesicht, das ihr vertraut war aus alten Zeiten der Nähe und das ihr doch immer wieder so fremd erschien.
    „Warum“, sprach sie endlich die Frage aus, die sie bereits seit vielen Stunden beschäftigte, „hast du Robert dort lebend zurückgelassen? Er wird dir mit jedem Atemzug nach dem Leben trachten.“
    Elmor wandte sich ihr nun zu. Seine Miene wandelte sich von tiefer Konzentration zu einer selten gesehenen Sanftheit.
    „Sollte ich ihn töten, Elisa?“ fragte er. „Würdest du Hand an Asno legen, beschlösse dein Sohn im Zorn, dass du

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