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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Eine morsch wirkende Bank an der Hofeinfahrt bot ihnen eine passable Sitzgelegenheit im leichten Nieselregen.
    Robin beschloss in dem Moment, als sie Platz nahmen, Jesco die Gedanken, die ihm während ihres schweigenden Miteinanders bedrängt hatten, zu offenbaren. Er hatte das Gefühl, sonst platzen zu müssen.
    „Du kannst nicht wirklich der Meinung sein“, begann er mit harscherer Stimme als beabsichtigt, „dass uns dein Gott aus diesem Dilemma retten wird. Hat er sich überhaupt bei dir gemeldet, seit wir uns auf diese Reise gemacht haben?“
    Jesco runzelte die Stirn. „He, Robin“, seufzte er, „er hat dir mindestens zweimal deinen rothaarigen Hintern gerettet, ohne dass du es gemerkt hast.“
    Das war Robin tatsächlich völlig neu. So neu, dass er es nicht glauben wollte. Doch bevor er seine Zweifel aussprach, musste er dringend etwas richtig stellen. „Ich habe keine roten Haare am Hintern.“
    Jesco grinste ihn frech an. „Wer hat dir das gesagt?“
    Da musste Robin trotz Sorgen und Erschöpfung ein wenig lachen. Er mochte Jesco vom ersten Augenblick an, als er sich in der Gastwirtschaft neben ihn an den Tresen gesetzt hatte. Ihr erstes Gespräch hatte einige Unannehmlichkeiten für ihn bereitgehalten, jedoch tat dies der bereits vorhandenen Sympathie wenig Abbruch. Jescos Reden über Gott war ihm rätselhaft, es wühlte die alte Wut und den Schmerz auf. Es rief aber zugleich einen kleinen Schimmer Hoffnung wach, Gott möge anders sein, als sein Stiefvater – im Rücken die ehrwürdige Kirche – ihn Glauben gemacht hatte.
    Unvermittelt kam Jesco auf das ursprüngliche Thema zurück. „Gott ließ Robert nicht in deine Gedanken lesen, sodass er gezwungen war, dich mitzunehmen.“
    Robin spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. „Gott?“ fragte er schon wieder aufgebracht. „Kam ihm keine bessere Idee, als mich mit diesem Mann durch das Land zu jagen?“
    „ Robin, du wolltest Roberts Schutz. Nach besseren Ideen hast du gar nicht gefragt.“
    Robin war mit dieser Antwort alles andere als zufrieden. „Hätte ich diesen Gott um Hilfe bitten sollen, der noch nie etwas für mich getan hat?“
    „Noch nie?“ fragte Jesco skeptisch zurück. „Bist du dir sicher?“
    Diese Frage brachte Robin noch mehr in Erregung. „Sagte ich nicht, wie oft ich nach ihm geschrien habe? Wie oft ich gesagt habe, es tut mir leid, was immer ich verbrochen habe, um ständig von diesen Monstern umgeben zu sein? Und schon früher, als ich noch mit màthair in Glasgow war, bevor sie den Deutschen kennen lernte und mich hierher mitnahm, als wir stehlen mussten, um nicht zu verhungern... Was hat er zu jenen Zeiten für mich getan, außer mich diesem religiösen Grafen auszuliefern, der mich Manieren lehrte, in den Beichtstuhl setzte und irgendwann der Nervenheilanstalt überantwortete?“ Er holte tief Luft. „Und jetzt“, kam sein Redefluss wieder in Gang, „warte ich darauf, dass mich ein menschliches Ungeheuer zu fassen bekommt, das mich wie ein Opferlamm auf seinem Altar ausbluten lassen wird. Dieser Mann und seine Hexenkunst sind  stärker als deine Religion! Du wirst dasselbe Schicksal erleiden wie ich, Jesco, davor wird dein Gott dich nicht bewahren!“
    Jescos Blick ruhte ruhig auf Robins erzürntem Gesicht. Ein kurzes Schweigen trat ein, währenddessen der Nieselregen verebbte und eine kalte Windbö über sie hinweg strich.
    „ Ich sehe deutlich,“, sagte Jesco schließlich, „dass wir nicht allein auf diesem Weg sind. Gott geht mit uns – und so wird am Ende nicht der Untergang auf uns warten.“
    Diese Antwort fand Robin buchstäblich zum Haare Raufen. „Bei allem Respekt, aber: Wo ist das denn bitte deutlich zu sehen, Jesco? Oder nimmst nur du allein die Feuersäule wahr, die uns bei Tag und Nacht begleitet?“
    „Ich nehme etwas anderes wahr.“ Zuerst sah Jesco Robin noch in die Augen, dann aber senkte er beschämt den Blick. „Er hat mich gehindert, dich zu verraten.“
    Das konnte Robin kaum fassen. „Verraten?“ entfuhr es ihm. Er hatte Jesco immer als „den Guten“ gesehen. Ein reichlich machtloser Guter zwar, aber immerhin nicht böswillig.
    „Es tut mir Leid“, sagte Jesco. „Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wäre ich längst auf dem Weg zu Tadeya – und Robert hätte dich zurückgelassen, mit allen Informationen, die er braucht, um sein Ziel zu finden. Ich hätte Gott liebend gern überredet, Robert einen Blick in deinen Kopf zu gestatten, um diesen Handel

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