Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
ich keine wahrgenommen.“
„ I rgendjemand hat dich aber in diesem Moment geschützt. Und Robert wusste, dass sein Misserfolg mit mir zu tun hatte. Ich habe nichts getan, als Gott zu bitten.“
„ Und solche Dinge... mit Gott... passieren dir ständig?“ erkundigte sich Robin noch immer zweifelnd.
„ Ja“, bestätigte Jesco ohne zu zögern, „aber erst, seitdem ich zum Glauben an ihn gefunden habe. Ich bin da allerdings kein Einzelfall. Jeder Mensch hat die Entscheidungsfreiheit, die Schuld, die er im Leben angesammelt hat, bei Jeschua abzuladen und mit ihm ganz neu anzufangen.“
Daraufhin entfuhr Robin ein tiefes Seufzen. „Schuld ist bei euch Christen ein großes Thema, ich weiß. Mein Stiefvater hat immerzu davon geredet. Er war ein Meister der Selbstkasteiung. Selbst für mich, damit ich geheilt werde, hat er beständig Buße getan. Mit mir gemeinsam, aber auch allein. Genützt hat es nichts.“
„ Mir scheint, dein Stiefvater hat aus Gottes Wort eine Religion gemacht, wie schon so viele andere vorher“, versuchte Jesco eine Erklärung. „Selbstkasteiung ist für religiöse Menschen ein Weg zur Selbsterlösung.“
„ Aber du bist doch auch religiös...“, warf Robin ein.
Jesco gab ein kurzes Lachen von sich. „Hoffentlich nicht“, sagte er. „Ich glaube fest daran, dass Jeschua meine Schuld am Kreuz bezahlt hat. Da bleibt keine Strafe mehr für mich übrig, keine Rituale zu befolgen um besser vor Gott dazustehen und keine Gesetze, an denen ich mich zwanghaft halten muss. Ich möchte einfach in Beziehung zu Gott leben, weil ich ihn liebe.“
Daraufhin konnte Robin nur wortlos den Kopf schütteln. Gott zu lieben war für ihn nicht vorstellbar, denn was er auf seines Stiefvaters Geheiß im alten Testament gelesen hatte, machte den Schöpfer von Himmel und Erde ganz und gar nicht liebenswert. All die Schrecken und Plagen des alten Testaments und der Offenbarung lasteten noch heute wie ein drohendes Zorngericht auf ihn.
Jesco fügte seinen Worten noch etwas hinzu. „Eine Beziehung zu Gott ist nicht beweisbar, Robin. Genau, wie du niemandem beweisen kannst, dass die Geister, die du siehst, real sind. Auch Gottes Liebe kann man nicht bewiesen. Man muss sie erleben.“
„Tja“, machte Robin nachdenklich. „Die Geister erlebe ich ganz von selbst, Tag für Tag, ohne darum gebeten zu haben. Gottes Liebe habe ich noch nie erlebt, auch nicht auf meine dringende Bitte hin.“
„ Wenn die Bibel verspricht, dass derjenige, der Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele sucht, ihn finden wird, dann ist das ernst gemeint. Bei den Worten: Wer suchet, der findet geht es nicht um verlorene Schlüssel, wie manche meinen.“
„ Wenn ich ihn zu sehr suche, dann treffe ich vielleicht auf diesen bösen Rachegott...“. Robin hielt inne, wies mit dem Kinn in Richtung Straße. „Da kommt ein Reiter.“
Die Person, die sich zu Pferd näherte, war noch nicht erkennbar. Doch aufgrund dessen, dass sie ein weiteres Pferd mit sich führte, hielt er es für sehr wahrscheinlich, dass sie in wenigen Minuten wieder in Roberts Gesellschaft sein würden.
„Wahrscheinlich ist er das“, bestätigte Jesco Robins Verdacht.
Robin gab ein kleines, resigniertes Seufzen von sich. „Die biblischen Plagen sind mir jedenfalls jetzt schon ganz real geworden. Ich kenne einen der apokalyptischen Reiter persönlich.“
Nach einem kurzen Seitenblick brach Jesco in Lachen aus. Robin stimmte mit noch immer fröstelnd erhobenen Schultern ein, doch in seinem Herzen regierte die Furcht.
Kurz darauf zügelte Robert ein kräftiges, schwarzes Pferd vor ihrer Bank, das, obschon kleiner und kompakter, ein wenig Ähnlichkeit mit dem Tier besaß, welches sich einst in seinem Besitz befunden hatte. Vor dem Maul des schnaubenden Rappen bildeten sich Rauchwolken und in der dichten, langen Mähne glitzerten feine Regentropfen. Dazu die Kälte, die aus Roberts verschlossener Miene sprach, gemeinsam mit einem Schatten des unirdischen Spuks, der von ihm ausging: Der apokalyptische Reiter schien sich tatsächlich vor ihnen zu materialisieren.
Forschend schaute der Reiter hinunter auf ihre Gesichter, sodass Robin sich derart unangenehm berührt fühlte, dass sich prompt ein starker Fluchtinstinkt einstellte. Doch er widerstand und blieb sitzen, so wie auch Jesco an seiner Seite.
„ Hat er die Zeit genutzt, um dich zu missionieren?“ erkundigte sich Robert schließlich bei ihm. Und mit einem kurzen Blick auf Jesco fügte er hinzu: „Sie machen
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