Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
getrieben von einer wilden Woge rasender Gefühle. Dann prallte sie gegen den Felsblock.
Es war ein Mann, ungewöhnlich groß und breit gebaut. Er stand am Fuß der Treppe, Tadeya war direkt auf ihn zugelaufen und hatte ihn nicht gesehen. Seine kräftigen Hände umfassten ihre Taille und hoben sie hoch, bis sich ihr Gesicht nur wenige Zentimeter vor seinem befand. Sie war zu überrascht, um sich vor diesem Zugriff zu wehren. Die Mimik dieses Mannes, der Blick in seine Augen, sagten ihr genug, es bedurfte keiner Worte. Robert hatte nicht gelogen, als er ihn ihr zuvor beschrieb. Wahrscheinlich wäre es besser für sie gewesen, hätte sie das vergiftete Wasser getrunken, um diesen Augenblick nie zu erleben.
Der neue Weg
Der Anstoß seiner Rebellion!
Ich hielt sie in der Hand und wusste es im selben Augenblick. Er ist an diese Schriftrolle gelangt und hat sie gelesen. Und jetzt spuken in seinem Kopf diese halbgaren Geschichten von dem "Verleudmer" und dem Untergang der Menschheit, den ich in seinen Augen wohl herbeizuführen trachte. Robert war ganz und gar nicht so weit, zu begreifen, wovon in dem alten Schriftstück die Rede ist: Dass die alte Menschheit zum Tode verdammt ist, ja, sterben muss, weil sie unnütz geworden ist. Sie ist degeneriert. Nicht mehr in der Lage, über den Globus oder ihr eigenes Schicksal zu herrschen, sondern ein bloßer Spielball der Kräfte. Blind und taub. Verloren.
Eine neue Menschheit soll erstehen und ihren Platz einnehmen. Eine neue Menschheit aus altem Samen, aus altem Stamm. Die Mächtigen früherer Zeiten wollen zurückkehren, ein neues Zeitalter zu beginnen. Robert ist und bleibt dazu ausersehen, gemeinsam mit mir und dem Dritten das Tor in die Welt der Lebenden zu öffnen. Für die Rückkehr der Verbannten.
Doch mein Freund ist nun dem Glauben anheim gefallen, ich wolle Zerstörung bringen. Dabei schaffe ich in Wahrheit neues, besseres Leben.
Er glaubt tatsächlich an Gott und Teufel, obwohl ich diesen Unsinn immer von ihm fernzuhalten versucht habe. Unglücklicherweise hat das alte Schriftstück seinen fehlgeleiteten Glauben nur untermauert. Es handelt sich um einen sehr missverständlichen Text, der den Aberglauben des Autors mit uralter, überlieferter Wahrheit vermengt.
Wie sollte ich ihn zur hiernach zur Besinnung bringen?
Er muss selbst herausfinden, dass es keinen Gott gibt, der über den Menschen thront. Und infolgdessen auch nicht den steten Widersacher.
Geistwesen kenne ich, sie existieren zu zigtausenden, starke und schwache. Selbst den Schwächsten dieser Geister gelingt es, den heutigen Menschen zu verwirren. Es sind die Geister, denen wir den Thron über allen Geschöpfen kampflos überlassen haben, den Thron, der uns einmal gehört hat. Doch die einstmals Mächtigen werden die Herrschaft zurückerobern und sich nicht mehr weismachen lassen, es gäbe keine unsichtbare Welt. Oder: Es gäbe einen Gott, der dies alles im schon irgendwie im Griff hat.
Wir Menschen sind Gott. Verstoßen und verbannt, für dumm verkauft. Doch nun endlich auf dem Weg zurück aus der Dunkelheit.
Irgendwann wird Robert bereit sein, mir aufs Neue zuzuhören und den Unsinn zu vergessen, der sich in seinem Kopf gesetzt hat. Er wird erleben, welch Versager die Menschen sind. Er wird die Pfaffen tanzen sehen um ihren tauben, blinden und stummen Gott. Er wird erleben, dass dieser vielbeschworene allmächtige Schöpfer nichts tut, rein gar nichts, um irgendetwas in dieser Welt zu ändern. Und er wird die ganze Zeit über wissen, dass er selbst etwas tun könnte. Wenn er sich nur dazu entschließen könnte.
Wir werden wieder zueinander finden. Ich habe viel Zeit.
Inzwischen werde ich mir jemanden suchen, der besser und stärker ist, als mein ehemaliger Schüler Nikolas. Damit die Drei sich zur rechten Zeit versammeln können.
Er hat dieses Bauernmädchen heulend unter einem Busch gefunden und es mehrmals mit zu sich nach Hause genommen, Katharina ist ihr Name. Sie ist sieben Jahre jünger als er, ein dummes kleines Mädchen. Er ist inzwischen achtzehn Jahre alt. Mehr als drei Jahre sind verstrichen, seitdem er sich von mir abwandte. Er befasst sich mit diesem Kind, als handele es sich um seinesgleichen. Sie ziehen sich in sein Büro zurück und reden über Stunden. Er gibt ihr Bücher aus der Familienbibliothek zu lesen, die er inzwischen stark erweitert hat. Eine solche Vertrautheit hat er nie zuvor auch nur annähernd zu einem anderen
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