Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
einzugehen.“
„ Oh“, entfuhr es Robin ungläubig. „So einen Vorschlag hat Robert dir gemacht?“ Und dann, nach einer kurzen Pause: „Ich hätte dich verstanden.“
„ Das sagst du jetzt“, erwiderte Jesco. „Aber wenn du dich am nächsten Morgen allein gelassen gefunden hättest, ohne eine Ahnung, warum wir so plötzlich weg sind...“
Ja, Robin konnte sich eine solche Situation allzu gut vorstellen. Und er wusste, dass er vor Angst und Hilflosigkeit gestorben wäre, doch laut zugeben wollte er das nicht. Stattdessen kam ihm ein anderer Gedanke, mit dem er sich ernst an Jesco wandte.
„Wie willst du wissen, dass es Gott ist, der meine Gedanken vor Robert schützt? Ehrlich, Jesco, ich bin erwiesenermaßen irgendwie anders. Ich sehe schließlich Dinge, die keiner sieht. Womöglich war Robert bei dir an der falschen Adresse mit seinem Anliegen, darum es hat nicht funktioniert.“
Die Antwort war ein entschiedenes Kopfschütteln. „Nein, ich habe auf meine Bitte eine Antwort von Gott bekommen. Eine Botschaft für Robert. Gott wird sich ihm entgegenstellen, bis er ihn ernst nimmt.“
„Mmh“, machte Robin zweifelnd. „Ich will dir nicht zu nahe treten, aber... Bist du dir sicher... Ich meine... wie kannst du dir sicher sein, dass es Gott ist, der mit dir redet? Verzeih mir, aber... damals, in der Nervenheilanstalt, da gab es auch Leute, die Gott reden hörten. Nun gibt es aber viele andere Stimmen. Die eigene innere Stimme zum Beispiel. Aber auch diese Wesen, die ich sehe, auch sie haben Stimmen. Und sie reden mit den Menschen. Die meisten Leute halten diese Stimmen für ihre eigenen Gedanken, oder, bei größerer Intensität, für Gott. Oder für den Teufel.“
Robin hatte lang nicht mehr von den Stimmen der Wesen geredet, da man ihn ausgelacht und für verrückt erklärt hatte. Doch in Jescos Blick spiegelte sich bei diesen Worten keine Ablehnung, wie Robin es befürchtete, sondern ehrliches Interesse.
„Ich glaube dir, dass es auch diese anderen Stimmen gibt“, erwiderte er ohne Zögern. „Aber ich bin überzeugt, dass es auch der Wahrheit entspricht, wenn Gott in der Bibel sagt, dass seine Schafe seine Stimme hören. Das heißt, wenn ich zu ihm gehörte, mich ihm unterstellt habe, dann lerne ich, diese eine , wichtige Stimme von den anderen zu unterscheiden.“
Robin runzelte die Stirn. „Sicher?“
„Wie glaubst du, habe ich das Gasthaus gefunden, wo ich dich zum ersten Mal getroffen habe?“ fragte Jesco zurück.
Robins Antwort kam zögerlich. „Du... sagtest etwas davon, dass Gott dich dort hingeführt hat.“
Jesco nickte. „Ich habe Elisa Sleyvorns Haus gesehen, die zertrümmerten Fensterscheiben, nachdem Tadeya zu unserem verabredeten Treffen nicht erschienen ist. Elisa tauchte auf und hat mich des Grundstücks verwiesen. Es gab nicht den geringsten Hinweis für mich, wo ich Tadeya hätte suchen sollen. Darum habe ich mich an Gott gewandt – und er hat mir ein Bild gezeigt von dem Wirt des Gasthauses. Nur weil ich mich dann an den Tresen des Gasthauses setzte, bin ich jetzt hier, unterwegs mit dem Mann, der Tadeya entführt hat.“
Robin nickte leicht. „Ja, in der Tat, ich war schon damals erstaunt über unser Zusammentreffen. Trotzdem muss ich sagen, dass nicht nur Gott wusste, wo du mich zu dem Zeitpunkt antreffen konntest. Auch andere... Wesen... können kommunizieren.“ Leicht fröstelnd steckte Robin die Hände in die warmen Taschen seines Mantels und zog die Schultern hoch. Er versuchte die visuellen Erinnerungen zu vertreiben, die ihn seit der Erwähnung der Geistwesen bestürmten.
„Solche Wesen waren nicht dabei, als Robert versuchte, deine Gedanken zu lesen“, stellte Jesco fest. „Du hättest sie gesehen.“
Diese Aussage jagte Robin einen neuerlichen Schauer über den Rücken, der seinen Ursprung nicht im nasskalten Wetter hatte. Unwillkürlich fragte er sich: Würde er Gott sehen , wenn dieser plötzlich auftauchte? Dieser Gedanke ließ sich nicht so einfach verdrängen.
Jesco blickte zur Straße, als sich eine schemenhafte Gestalt im trüben Dunst näherte. Doch es war nicht Robert, sondern ein Fremder, der vorüberging.
„Er braucht wirklich gute Argumente“, bemerkte Jesco, „um ohne Geld und ohne ein Tauschobjekt ein neues Pferd zu bekommen.“
Robin wollte nicht darüber nachdenken. Er fürchtete sich vor Roberts Argumenten ebenso wie davor, Gott zu sehen.
„Es waren keine Geistwesen da“, lenkte Robin schnell wieder ab. „Jedenfalls habe
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