Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Menschen gepflegt. Nicht zu seinen sogenannten Geschwistern, nicht zu irgendwelchen Bekannten.
Dieses Mädchen hat rein gar nichts Besonderes. Es ist weder besonders schlau, noch besonders schön. Es ist nicht einmal besonders charmant. Doch er geht mir diesem Kind um, wie mit einer kleinen Schwester. Eine Schwester, die er sich selbst gesucht hat.
Er setzt ihr Flausen in den Kopf von einem Leben als unabhängige, gebildete Frau. Er redet davon, ihr eine Ausbildung zu finanzieren. Vielleicht sogar ein Studium. Eine studierte Frau! Er wird sehr viel Geld ausgeben müssen, um eine Universität von dieser absurden Idee zu überzeugen.
Außerdem hat er zwei Pferde, Hengst und Stute, von einer fremden Zucht ausgesucht, aus denen sein künftiges Reitpferd hervorgehen soll: schöne, kraftvolle Riesen. Das Ergebnis seiner Wahl wird sehr gut sein. Er scheint voller Erwartung. Doch wird es noch einige Jahre dauern, bis das noch ungeboreneTier verwendbar ist.
Auch ich habe einst seine Eltern gewählt. Er tut es mir auf geringerer Ebene gleich und ahnt es nicht.
In letzter Zeit habe ich mich verschiedenen Dingen gewidmet, die bislang zu kurz kamen, da sie von zweitrangiger Bedeutung sind. Eine ganze Weile hielt ich mich in Elisas Nähe auf, doch bekam sie mich nur von Weitem zu sehen. Sie soll wissen, dass ich noch da bin und sie nicht aus den Augen verlieren werde. Sie und ihre kleine Enkelin sind für immer an mich gebunden - vielleicht komme ich irgendwann auf die Kleine zurück. Derweil lebt Elisa sehr gut in einem recht prächtigen Haus, das sie sich von meinem Geld oben am Meer gekauft hat, in direkter Nähe der Kelhuuser Klippen.
Ihr Sohn Asno hat sie zwar schon seit vielen Jahren im Streit verlassen, doch hängt sie auch nach dieser abrupten Trennung so sehr an ihm, dass er weiterhin ein perfektes Druckmittel abgibt. Wie gut, dass ich trotz seiner Provokationen niemals Hand an ihn legte. Der Sturkopf liegt in der Familie der Sleyvorns, damit muss ich wohl leben. Und ich werde Asno sicher bald wiederfinden, noch nie ist mir ein Mensch vollständig abhanden gekommen, es sei denn, Robert verbarg jemanden vor mir. Doch Robert kennt seinen Onkel nicht und wird ihn nach meinem Willen niemals kennenlernen, denn diese „Familie“ würde ihn nur negativ beeinflussen.
Jolins Tochter Tadeya bringt ein starkes Erbe mit sich, das erkenne ich deutlich. Vielleicht böte sie sogar eine bessere Grundlage als ihre Mutter, wenn es im Ernstfall dazu kommen sollte - was ich nicht hoffe.
Am Sarkophag des Königs sammle ich nun meine Gedanken und schmiede präzise Pläne für die Zukunft. Hier, in dieser Kammer, liegt der Ort, an dem Robert entstand. Nichts hat mich jemals so viel Kraft gekostet, wie diese Genese - darum werde ich alles daransetzen, mir das kostbare Werk meiner Hände zurückzuholen. Nur noch ein paar Jahre Geduld, nichts übereilen.
Noch etwas mehr Abstand wird uns beiden guttun.
------- ROBIN DUNGSLEAR -------
Der Unfall geschah auf ebenem Boden, bei recht hoher Geschwindigkeit. Robin nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie das Pferd neben ihm plötzlich wegsackte, drehte sich um und sah das Tier schräg seitlich auf dem Boden aufschlagen. Dann blickte er wieder nach vorn, zügelte sein eigenes Pferd und war schon beinah fünfzig Meter vom Unfallort entfernt, als eine Wendung in angemessenem Tempo möglich wurde. Jesco schoss auf seinem Pferd an Robin vorbei, denn er hatte sein Tier nicht so gut im Griff.
Robin näherte sich Roberts am Boden liegender brauner Stute so schnell wie möglich und versuchte schon auf die Entfernung die Ausmaße des Unfalls auszumachen. Sie hatten sich in mittlerem Galopp bewegt, so war es gut möglich, dass Pferd und Reiter schwer verletzt waren. Zuerst sah er nur den kräftigen Körper des Tieres und die panisch strampelnden Beine. Dann konnte er über den Pferdekörper hinweg den am Boden liegenden Reiter erkennen, doch es war nicht auszumachen, ob dieser unter der Stute eingeklemmt lag oder ob ihm sonst irgendetwas fehlte. Erst als Robin die beiden schon beinah erreicht hatte, war es möglich, einen genaueren Blick auf Robert zu werfen. Er lag völlig frei neben dem Pferd und war gerade dabei, aufzustehen. Seine Kleidung war schmutzig und lädiert, doch er konnte sich mühelos aufrichten. Robin stieg neben der strampelnden, schwer atmenden Stute ab und bemerkte die stark blutende Wunde am rechten Vorderbein des Tieres.
Robert bewegte sich um das
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