Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
war. Das unbesiegbare Heer der Nephilim trug sein Wappen stolz vor sich her, die einfachen Leute kopierten es so gut es ging auf ihren Webrahmen und hissten es auf ihren Hütten. Sechsundsechzig Jahre blühte das Land Ur auf nie da gewesene Weise. Dann gab Sirus bekannt, dass eine Flut kommen und alles zerstören würde. Die Nachricht breitete sich rasend schnell aus und wurde überall mit großer Bestürzung aufgenommen: In weniger als einem Mondlauf sollte durch gewaltige Wassermassen alles Leben auf Erden vernichtet sein. Dem Schöpfer reue sein Werk, so hieß es. Das Volk war empört, voller hilfloser Wut. Einige machten sich sogar auf, den verrückten Noah zu suchen, von dem man seit Jahrzehnten erzählte, er baue mitten auf dem Festland eine gewaltige Arche. Doch sie lebten viel zu weit entfernt, um das Schiff noch rechtzeitig zu erreichen. Die meisten Menschen hoben den Blick auf ihren König, in der Hoffnung, er könne sie retten: all die einfachen Leute, die nichts weiter, als ihr Leben leben wollten und denen Sirus wohlgetan hatte. Sie versammelten sich vor der Heimstätte ihres Herrschers, abertausende von verängstigten Menschen, darunter fünfmal mehr Frauen und Kinder, als erwachsene Männer.
Doch viele Tage lang sah man den König nicht mehr, seine Tore waren fest verschlossen. Dann, eines Morgens erschien er ihnen plötzlich, im Lichtglanz der Engel, mit unglaublicher Pracht. Die Menschen fielen zu Boden und bedeckten ihre Gesichter. Aber sie hörten seine Stimme, die wie Posaunenschall über ihren Köpfen erklang: „Ich kann euch nicht retten vor dem Zorn des Schöpfers, der es hasst, wenn der Mensch nach Erkenntnis strebt. Aber ich bin nicht machtlos, sondern ich werde fortgehen, bevor die Flut kommt, und erst danach wieder zurückkehren. Zu anderen Zeiten dann werde ich eurer gedenken und alles, was ihr verloren habt, in noch größerer Schönheit errichten.“
Als die Menschen nach diesen Worten endlich zögernd zu ihm aufblickten, wählte er deutliche Worte, damit sie verstanden, was er meinte: „Die Engel werden mir beistehen, denn mein Weg kann nur über den Tod in neues Leben führen. Könnte ich euch alle mitnehmen, dann würde ich es tun. Aber ich muss allein gehen und sterben, sonst wird aus unserer Welt nichts mehr fortbestehen.“
Ami-el und El-urius waren die einzigen Zeugen, als Sirus sich selbst das Leben nahm. Und sie brachten seinen leeren Körper fort, tief in die unerforschte Wildnis. Die Engel sorgten dafür, dass die sterbliche Hülle nicht nur die große Flut, sondern auch die Jahrtausende danach überdauerte. Eines Tages, das wussten sie, würde die Zeit für einen neuen Anfang kommen.
------- JESCO FEY -------
Robins Körper lehnte sich nach vorn, in Roberts Richtung. „Du willst sie zerstören, die Hülle unseres Königs, darum suchst du ihn. Sogar jetzt noch, denn du siehst nur das eine Ziel: den schwarzen Priester in seinem Vorhaben zu stoppen. Doch der Plan deines Feindes ist ohnehin nichts als ein Hirngespinst, er wird seine zweite Chance nicht bekommen.“ Ami-el erhob seine Hand und wies mit langem, schlanken Finger auf Robert. „Du bist keine Schöpfung dieses verfluchten Hexenmeisters. Du bist ebenso frei, wie der Vater der Engel, unser geliebter König. Denn du bist sein rechtmäßiger Sohn, nach seinem Willen gezeugt, wie es in der natürlichen Kraft jedes zeugensfähigen Mannes steht.“
Robert zeigte sich unbeeindruckt. „Ich möchte ihn sehen“, sagte er nur, ohne jede Emotion.
„ Du wirst ihn sehen“, erwiderte Ami-el. „So, wie ihn seit tausenden von Jahren niemand mehr gesehen hat.“ Dann wandte Robins Gesicht sich zu Jesco. „Begleite uns“, lud er ihn ein. „Ich weiß, dass mein König nicht dein Ziel ist. Aber ich werde dich zu der schönen Menschentochter führen, die du so verehrst. Es bedarf keiner Bitte, keines Gebets und keiner Gegenleistung von dir.“
„ Nein danke“, erwiderte Jesco sehr ernst. „ Mein König ist mein Ziel. Seine Hilfe tausche ich nicht gegen den Dienst eines Dämons.“
Das Flackern in den unnatürlich hellen Augen zeigte Jesco, dass er jetzt einen Nerv getroffen hatte. Ami-el war sich wohl sehr sicher gewesen, ihn auf diese einfache Weise ködern zu können. Doch der Zugriff des Geistes auf Jesco war seitdem vollends beendet, als Gott deutlich zu Jesco geredet hatte.
Jesco wandte sich an Robert. „Hier ist unser gemeinsamer Weg erst einmal zu Ende. Aber ich soll dir noch etwas mitteilen: Gott sagt
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