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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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dir, dass es immer wehtun wird. Entweder du trägst es für alle Ewigkeit oder du nimmst seine Gnade an.“ Die darauf folgenden Namen strömten aus seinem Mund heraus, ohne dass er darüber nachdachte. Nur wenige davon sagten ihm etwas: „Fred, Matthias, Konrad, Diane, Johanna, Bernhard, das Baby Rosalie, Nicolas...“
    Er stand auf, während er weitere Namen aufzählte, Roberts Augen folgten aufmerksam seiner Bewegung. Ami-el erhob sich nun ebenfalls und stellte sich zwischen sie, Jesco zugewandt. Sein Gesicht hatte deutlich an Schönheit verloren, ein boshafter Zug schlich sich stattdessen ein. Er unterbrach Jescos Aufzählung. „Du bist ein Träumer. Immer jagst du nach der Taube auf dem Dach und wirst dabei nur alles verlieren.“
    Jesco erkannte die Worte seines eigenen Vaters wieder, der ihn in sehr jungen Jahren aus dem Haus geworfen hatte, weil sein Sohn unbedingt ein Maler sein wollte. Doch in diesem Moment besaß der alte Fluch, der in seinem Leben so viel zerstört hatte, keine Macht mehr über ihn und entlockte ihm nur ein müdes Lächeln. Ami-el setzte nach: „Genau in diesem Moment hat Tadeya mir ausgedient.“
    Diese Botschaft brachte Jesco für einen kurzen Moment ins Wanken. Aber die Nachricht seines HERRN, die er bereits vor Ami-els Erzählung über König Sirus empfangen hatte, setzte sich nach kurzem Kampf in seinem Herzen durch: Tadeya war in Sicherheit. Darum drehte er sich nun wortlos um, nahm seine noch immer feuchte Jacke und ging mit hallenden Schritten durch die Kapelle auf den Ausgang zu. Die schwere Tür ließ er krachend hinter sich ins Schloss fallen. Draußen erwartete ihn nur noch ein leichter Wind.
     
    Robins Vermutung, dass die Pferde sich ganz in der Nähe außerhalb des Waldes aufhielten, erwies sich als richtig. Obwohl Jesco sie gar nicht ernsthaft suchte, traf er schon nach kurzer Zeit auf die drei friedlich dastehenden Tiere. Sie trugen ihr Zaumzeug, doch die Sättel befanden sich noch in der Kapelle. Jesco fragte sich nur kurz, ob es ihm wohl möglich sei, ohne Steigbügel auf einen der hohen Pferderücken zu gelangen und sich anschließend tatsächlich oben zu halten. Er beschloss, es auf einen Versuch ankommen zu lassen und brauchte nur zwei Versuche, um sein Reittier zu erklimmen. Oben angekommen nahm er die Zügel in die Hand und lenkte das Pferd im Schritt-Tempo fort von den beiden anderen. Da er nicht wusste, wohin er sich nun wenden sollte, überließ er nach einiger Zeit dem Pferd die Wahl des Weges und hinderte es nur konsequent am Stehenbleiben. Die intensive Begegnung mit seinem Gott wirkte sich noch immer stark auf ihn aus. Er war innerlich völlig ruhig, obwohl sein Körper Hunger, Müdigkeit und Kälte meldete. Jesco wusste einfach, dass für alles gesorgt war.
    Der Ritt dauerte mindestens zwei Stunden, doch das machte ihm nichts aus. Ihm kamen Loblieder in den Sinn, die er gemeinsam mit Aaron, dem Prediger, gesungen hatte. Einige davon stimmte er, leise vor sich in singend, an, während ein leichter Nieselregen seine Kleidung weiter durchfeuchtete. Tief in seinem Herzen hatte die Wahrheit feste Wurzeln geschlagen: Denen, die Gott lieben müssen alle Dinge zum Besten dienen.
     
    Das Pferd ging bedächtigen Schrittes den Hügel herauf und blieb vor dem schmiedeeisernen Gartentor stehen. Jesco hob den Blick und betrachtete für eine Minute das große, weiße Herrenhaus, das fernab des nächsten Dorfes stand. Es wirkte verlassen: Der Garten schien verwildert und die Fenster im Erdgeschoss waren zum Schutz vor Einbruch mit Brettern vernagelt. Insgesamt war das Haus aber zu gut gepflegt, als dass es bereits lange leerstehen sein konnte. Jesco saß ab, stieß das nur angelehnte Tor auf und führte das Pferd hinter sich her zum Hausportal. Ein inneres Gefühl sagte ihm, dass sich an diesem ihm unbekannten Ort das vorläufige Ende seiner Reise befand. Er erklomm die Treppe und betätigte ohne zu zögern die Türglocke, doch allen Anzeichen nach verhallte sein Läuten in leeren Räumen. Plötzlich fiel ihm das unauffällig gestaltete Schild ins Auge, das auf dem Türblatt angebracht war: „Adlam“ stand dort. Verwundert kniff er die Augen zusammen und las den Namen ein zweites Mal, um sicher zu gehen, dass er richtig hingeschaut hatte.
    Völlig leer war das Haus offensichtlich nicht, denn nach kurzer Zeit des Wartens wurde die Tür hörbar von innen entriegelt und ein Kopf lugte durch den schmalen Türspalt. „Bitte?“ fragte die junge Frau, die vielleicht

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