Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Geschichte kannte. „Katharina,“, sagte er, „Gott hat Ihren Freund nicht aufgegeben. Er hat ihn bereits berührt, jetzt hat Robert die Chance, die richtigen Entscheidungen treffen.“
Die junge Frau sah ihn nun aufmerksam an, mit einem deutlichen Funken Hoffnung in den Augen. Aber dann senkte sie plötzlich traurig den Kopf. „Selbst, wenn es diese Chance gäbe: Er wird als Mörder verurteilt und hingerichtet, sobald sie ihn fassen. Die Vergangenheit macht niemand ungeschehen.“
„Wahrscheinlich wird ihn das weltliche Gericht verurteilen“, stimmte Jesco ihr zu. Und dann, nach kurzem Zögern, wagte er es, zu fragen: „Würden Sie mir die ganze Geschichte erzählen?“
Sie blickte auf und schaute ihm tief in die Augen. „Ich habe noch niemandem die ganze Geschichte erzählt“, gab sie zu. „Aber wahrscheinlich wird es mir guttun, das alles nicht mehr weiter für mich zu behalten.“
„Vielleicht“, vermutete Jesco, „möchten Sie am Ende auch von mir hören, was ich mit ihm erlebt habe.“
„ Wenn Sie keine Unterkunft für die Nacht haben, dann bleiben Sie einfach hier“, lud Katharina ihn unvermittelt ein. „Ich übernachte auch in diesem Haus, da ich weiter weg wohne, und möchte wohl davon ausgehen, dass Sie sich zu benehmen wissen.“
Dankbar nahm Jesco dieses Angebot an, denn ein warmer, trockener Platz zum Schlafen war genau das, was ihm heute Abend noch fehlte. Umso mehr wusste er Katharinas Einladung in dem Wissen zu schätzen, dass sie mit einem Fremden unter ihrem Dach ein gewisses Risiko auf sich nahm.
Der Abend wurde trotz Jescos Müdigkeit noch lang. Und als die junge Frau ihn spät in der Nacht in ein schönes Zimmer mit einem bequemen Bett führte, war ihm kaum noch nach Schlafen zumute. In seinem Kopf hatten sich allzu lebendige Bilder festgesetzt von blutigen Ritualen in der Finsternis des Waldes und einem Mann, der durch reine Gedankenkraft töten konnte. Katharina selbst kannte die meisten Dinge, von denen sie erzählte, allein aus Roberts Aufzeichnungen. Doch sie hatte selbst miterlebt, wie Diane von Roder zu Tode gekommen war und das Entsetzen darüber war nie verklungen. Jesco kniete, als er allein war, vor seinem Bett nieder und brachte all die schrecklichen Gedankenbilder seinem Gott.
„ Herr, du hast mir für heute Essen, Wärme und einen Schlafplatz geschenkt. Den Rest hast du sicher auch im Griff, auch wenn es meinen Verstand sprengt.“
------- ROBERT ADLAM -------
Ami-el wollte sogleich aus der Kapelle aufbrechen und versprach, vor Einbruch der Nacht am Zielort anzukommen.
„Ich komme nicht mit“, teilte Robert ihm mit.
Das Wesen hielt inne, Robins grüne Augen blickten ihn unvermittelt an. Robert spürte deutlich Ami-els Überraschung.
„Wo willst du hin?“ raunte der Engel. „Weiter sinn- und planlos in der Welt herumziehen?“
„ Nein“, erwiderte Robert fest. „Zuerst führen wir eine Korrektur durch. Dann werden wir weiter sehen.“
Ami-el hob die Augenbrauen, die Mimik ganz gelassen. „Ach, gibt es Korrekturbedarf?“
„Robins Körper brauchtest du, um mit mir in Kontakt zu treten“, stellte Robert fest. „Jetzt kannst du mich auch in deiner ursprünglichen Form erreichen, das Hindernis ist ausgeräumt. Also gib zurück, was du gestohlen hast.“
Ami-el reagierte weiter ruhig. „Du bist unverschämt“, sagte er weich. „Sag mir bitte, was es dich angeht.“
„Erstens“, erwiderte Robert, „bin ich der Sohn deines verehrten Königs. Zweitens steht Robin Dungslear unter meinem Schutz.“
„ Dein Status rechtfertigt keinen Herrschaftsanspruch über mich“, gab der Geist mit einem freundlichen Lächeln zurück. „Aber ich mache einen Schritt zurück und gebe deinen Schützling frei, obwohl ich gern noch einmal ein Pferd unter mir gespürt hätte.“
Das Wesen ging in eine Raumecke und setzte sich dort, mit dem Rücken zur Wand, hin. „Er wird am Anfang nicht ganz da sein, aber sich bald erholen“, erklärte Ami-el, während er die Beine ausstreckte und den Kopf zurücklehnte. „Ich empfehle dir, ihn anschließend hier zu lassen, er kommt schon zurecht.“
„Wir werden sehen“, sagte Robert nur, während er Ami-el scharf beobachtete.
„ Unsere Kommunikation wird sich danach anders gestalten“, teilte der Geist weiter aus Robins Mund mit. „Aber ich gehe davon aus, dass du mich, wie schon als Kind, gut hören kannst.“
Die leuchtend grünen Augen funkelten ihn ein letztes Mal an, dann schlossen sie
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