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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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zwanzig Jahre alt war.
    „Guten Abend“, sagte Jesco. „Steht dieses Haus zum Verkauf?“ 
    „ Ja“, erwiderte die Frau. „Ich bin die Besitzerin.“ Sie öffnete die Tür nun ganz und reichte ihm mit sehr zurückhaltendem Lächeln die Hand. „Katharina Rothans. Sie treffen mich nur zufällig an, ich wohne nicht mehr hier und schaue nur hin und wieder nach dem Rechten.“
    „ Jesco Fey“, stellte Jesco sich mit kurzem Händedruck vor. „Ich bin kein Interessent für das Haus, aber es kann sein, dass wir einen gemeinsamen Bekannten haben.“
    Die junge Frau blickte ihn ernst an. Er forschte kurz in ihrem Gesicht und bemerkte, dass es trotz ihrer Jugend von Kummer gezeichnet war.
    „Wen meinen Sie?“ fragte sie.
    „ Robert Adlam“ war seine Antwort.
    Ihre Augen weiteten sich einen Moment, sie wirkte erschrocken. „Haben Sie ihn gesehen?“
    Er nickte. „Zuletzt vor etwa zwei Stunden.“
    „ Hat er Sie hergeschickt?“ Ihre Hände spielten nervös am Stoff ihres Kleides. Der Blick aus den braunen Augen verriet deutlich, dass sie nichts Gutes erwartete.
    „ Nein. Er hat mir nichts von Ihnen gesagt. Mein Pferd ist einfach bis vor diese Tür geritten.“
    Sie warf einen Blick an ihm vorbei, auf das wartende Pferd. Er nahm ihr Stirnrunzeln wahr, sie schien verwirrt. „Wie kennt es den Weg? Es gehört nicht hierher.“
    „Es kennt den Weg nicht. Gott kennt den Weg“, sagte Jesco leichthin.
    Sie sah ihn wieder an, mit unglücklicher Miene. „Ich habe genug von den Rätseln. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt hören will, was Sie mir zu sagen haben.“
    Jesco seufzte. „Es gehört sich vielleicht nicht, das zu sagen, aber: Sie sollten mich reinlassen und mir etwas zu essen geben, denn ich bin verfroren und ausgehungert. Sie müssen mir ja nicht zuhören, wenn ich rede.“
    Ihre Erwiderung ließ auf sich warten, sie blickte ihn überlegend an. Schließlich fragte sie ganz leise, als wollte sie ihre eigene Frage eigentlich gar nicht hören: „Wie geht es ihm?“
    „Er befindet sich in schlechter Gesellschaft, aber er scheint körperlich gesund.“
    Katharina Rothans nickte kurz, das Gesicht blieb ernst. „Ich kann das alles sowieso nicht abschütteln“, murmelte sie wie zu sich selbst. „Meine Gedanken hängen ständig bei ihm fest.“ Dann straffte sie sich, wies mit der Rechten zur Seite, auf ein Gebäude, das etwa zweihundert Meter entfernt stand. „Dort ist ein Stall für das Pferd. Versorgen Sie das Tier und kommen Sie dann wieder her. So können Sie beide eine Pause einlegen.“
    Der Stall war für viele Tiere ausgelegt, doch in nur einer Box stand ein Pferd. Die restlichen Stellplätze waren sauber ausgeräumt. Er fand allerdings genügend Futter und Wasser vor, sodass Jescos Pferd eine gute Mahlzeit bekam. Jesco selbst nahm Platz in einer geräumigen Küche mit mehreren Kochstellen. Im Ofen knisterte ein Feuer, das den Raum angenehm erwärmte. Die junge Frau hatte einen kleinen Tisch in der Ecke vorbereitet mit einer schlichten Brotmahlzeit und einer Kanne Tee. Die Küche machte einen ebenso leergeräumten Eindruck wie der Stall, darum vermutete Jesco, dass es sich um Katharinas eigens mitgebrachte Lebensmittel handelte. Sie saßen beieinander, während Jesco seinen Hunger und Durst stillte und sich ganz langsam wieder aufwärmte. Das Gespräch lief zunächst nur stockend, denn die junge Frau war noch immer nicht besonders entschlossen, Jescos Nachrichten tatsächlich hören zu wollen. Darum erzählte er insgesamt nicht viel: nur, dass er Robert Adlam oben am Meer getroffen habe und mit ihm einige Tage unterwegs gewesen sei, bis zu einer Kapelle in relativer Nähe zu diesem Haus.
    „ Er ist zornig und wenig mitteilsam“, berichtete Jesco. „Aber ich war, ehrlich gesagt, auch nur eine unerwünschte Reisebegleitung für ihn.“
    Sie stellte keine Fragen, goss ihm stumm neuen Tee ein.
    „Ich vermute, dass er vorher auch schon einige Probleme hatte, gelinde gesagt. Im Moment spitzt sich die Lage allerdings ziemlich zu.“
    Katharina setzte die Teekanne geräuschvoll auf dem Tisch ab. „Was“, fragte sie fassungslos, „kann sich noch weiter zuspitzen?“
    Jesco legte sein Brot ab. „Sie waren eng befreundet, nicht wahr?“
    Zuerst nickte sie nur, doch dann entschloss sie sich, etwas dazu zu sagen. Ihre Stimme klang bei den folgenden Worten rau, den Tränen nahe. „Ja, das waren wir. Aber er ist nicht mehr derselbe.“
    Jesco verstand, was sie meinte, obwohl er nicht die ganze

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