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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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makelloser Schönheit. Die Engel standen einander zugewandt, Auge in Auge, als entsandten sie einander einen stillen Gruß.
    Rundherum ragten die Ruinen von Mauerwerk aus dem Unterholz, geschwärzt und zerfressen vom nagenden Zahn der Zeit. Nur die Engel schienen unter ihrer urwüchsigen Bedeckung völlig unangetastet, wie zwei Monumente der Ewigkeit.
    „Ihr seid wunderschön“, kam es voll Begeisterung aus dem Mund des staunenden Jungen, doch widerstand Sirus dem Impuls, vor den mächtigen Steinbildern niederzuknien.
    Er umkreiste die Standbilder, vorsichtig über die herumliegenden Trümmer steigend, und betrachtete sie aus jedem Winkel. Er fand die Oberfläche der Skulpturen in frisch poliertem Glanz, als seien die Jahre machtlos an ihr vorübergeschritten. Die Ehrfurcht des Bildhauers vor seinem Objekt drückte sich in der großen Schlichtheit der Darstellung aus, verspielte Details suchte das Auge umsonst. Sirus hatte niemals zuvor die Stätte eines Engelskultus besucht, doch hatte er in Berichten benachbarter Sippen nie von solch imposanten Monumenten vernommen, eher von ekstatisch tanzenden Priestern und brennenden Opfern. An diesem Ort war jedoch seit Jahrhunderten das kultische Feuer erloschen. Menschen kamen seit Generationen nicht mehr hierher.
    Sirus nahm plötzlich eine Präsenz wahr, die eindeutig nicht menschlich war. Und diese Wahrnehmung wurde immer drängender. Etwas aus dem alten Kult war an dieser Stätte noch gegenwärtig: diejenigen Wesen, denen Verehrung und Opfer galten. Ein heftiger Schauer durchlief Sirus' Körper, wie eine elektrisierende Kraftwelle. Vor seinen Augen löste sich ein Wesen aus der ersten, gewaltigen Figur, schemenhaft, ohne feste Konturen, wie ein Geist. Sie war riesenhaft, diese Kreatur, und ein zunehmend intensives Licht ging von ihr aus. Die Konturen ordneten sich allmählich und nahmen Form an. Sie glichen immer mehr der kraftvollen Gestalt der Engelskulptur, mit einem darauf thronenden Gesicht von überirdischer Schönheit. Ein Riese aus Licht, mit der niederschmetternden Ausstrahlung eines Gottes.
    Der Engel sah den Menschenjungen mit den Augen eines mächtigen Geistes. Nicht den kleinen Körper nahm er wahr, nicht die zerbrechlichen Knochen. Er sah einen anderen Geist, der nicht wankte und sich nicht neigte. Viele waren vor diesem Engel hilflos zu Boden gefallen, seine Erscheinung hatte zahllosen Menschen den Verstand geraubt. Nur ein Blick von ihm und ihre Seelen zerbarsten wie im Feuer. Und dieses Kind blieb standhaft, die hellen Augen zwar staunend, aber ohne Zaudern auf das Engelsgesicht gerichtet. Mensch und Engel trafen sich. Sie trafen sich in der Tiefe ihres unsterblichen Wesens.
    Dies war die Marke für eine neue Zeitrechnung. Sirus kehrte mit dem Engel nach Hause und gestaltete die Welt der Menschen im Lande Ur neu.
     
    Nicht Sirus selbst hatte das Königsamt begehrt. Das Volk hatte ihn, einig wie nie, zum ersten gemeinsamen Herrscher des gesamten Landes gerufen. Jahrelang war Sirus ihr Priester gewesen, sie kamen von überall her, um durch ihn den Beistand der Engel zu erlangen. Auch Sirus selbst hatte Macht. Macht zu heilen, zu segnen und zu verfluchen. Er sagte mit einer Präzision die Zukunft voraus, die nicht nur Erstaunen, sondern zuweilen auch Erschrecken hervorrief. Doch gewährte er seine Dienste nur demjenigen, den er nach Ratschluss mit den Engeln als würdig ansah. Weder Stand noch Reichtum gaben den Ausschlag.  Man sagte, Sirus blicke in die Seele der Menschen und sehe genau, wer das rechte Herz besaß. Er ließ sich nicht bezahlen und nicht bestechen, denn es gab nichts, was er an Hab und Gut begehrte. Auch weit Gereiste mit vielen, wertvollen Gaben konnte er ohne Zögern abweisen, selbst, wenn diese aus fernen Ländern kamen und länger als ein Jahr zu ihm unterwegs gewesen waren.
    Das Volk krönte Sirus zum König Urs. Die Sippenführer ließen einen Thron errichten, wie ihn das Land noch nie gesehen hatte. Selbst die alten Kultstätten verblassten dagegen in all ihrer Pracht. Als die zwölf mächtigsten Führer der vier Winde Sirus feierlich die Krone auf den Kopf setzten, erschienen rechts und links des Thrones, für jedes Menschenauge sichtbar, zwei Engel in strahlender Herrlichkeit. Das umstehende Volk, vierzigtausend Seelen, riss es von den Beinen. Die zwölf Mächtigen fielen auf ihr Angesicht und blieben liegen, bis Sirus seine Stimme erhob und die gewaltige Erscheinung verblasste.
    „Ich verspreche euch nicht, ein guter König zu

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