Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
erwiderte sie seinen Kuss und er spürte, wie etwas in ihm wieder ganz wurde. Ja, er hatte sie endlich zurück, nun wollte er sie um keinen Preis wieder hergeben!
Tadeya zog sich von ihm zurück und er spürte, wie sich ihr ganzer Körper im selben Moment straffte. „Ich komme mit dir“, verkündete sie fest.
Jesco nickte nur und nahm die Zügel aus Katharinas Hand, dann hob er seine Freundin mit Schwung auf das Pferd. Ein Blick in ihr Gesicht zeigte ihm, dass sie nicht mit dem Erstickungstode rang, doch noch immer zitterte sie und ihr Atem ging schwer. Er drückte kräftig ihre Hand, bevor er sich selbst hinter sie auf das Pferd setzte. Auch Katharina begab sich auf den Rückzug und saß kurz darauf auf ihrem eigenen Reittier. Als Jesco, beide Arme um Tadeya gelegt, das Pferd wenden wollte, meldete sich abermals Elisa zu Wort.
„ Jesco Fey, du siehst nur bis zu deiner eigenen Nasenspitze. Wenn du jetzt mit ihr davonkommst, dann wird es meinem Volk viele Tote geben.“ Zuerst wollte Jesco diese Worte ignorieren und einfach davonreiten, doch ein unbestimmtes Gefühl hielt ihn zurück. Elisa sah zu ihm hinüber, die Arme verschränkt, mit versteinertem Gesicht. Gab es hier noch etwas für ihn zu tun? „Wer kann einen alten, starken Fluch aufheben, der Krankheit und Tod über so viele bringt?“ Sie fixierte ihn aus schwarzen Augen, er zügelte das unruhige Pferd.
„ Jesco, ich will jetzt hier weg“, sagte Tadeya und legte ihre Hände auf seine, als wolle sie das Pferd für ihn lenken. „Schnell“, fügte sie an. Doch er spürte, dass jetzt nicht der Zeitpunkt zum Gehen war, vielleicht hatte er tatsächlich zu lang die eigene Nasenspitze angestarrt.
„ Ich weiß, wer es kann“, war Jescos Antwort an Elisa.
„ Es scheint mir so“ erwiderte Elisa trocken. „Welch eine Überraschung.“
Tadeya wand sich unruhig. „Das ist ihr eigener Kram, Jesco. Sie soll dich nicht mit in ihren Abgrund reißen.“
Aber er war sich sehr gewiss, dass dies nicht der Moment war, den Rücken zu kehren, denn auch Tadeya gehörte zu Elisas Volk.
„ Frau Sleyvorn, ich bin kein Zauberer“, sagte er. „Wenn Sie meine Hilfe wollen, dann wird jemand bei mir sein, der mächtiger ist als ich.“
Ja, stellte er fest, sie hatte geweint. Ihre ganze Präsenz schien verändert, obwohl sie tat, als sei ihre Welt noch immer fest gefügt. Doch die Emotionen drangen nach außen, Elisa schien hilflos und von Trauer erfüllt.
„Dieser Jemand soll mir willkommen sein“, sagte sie. „Ohne ihn geht alle Hoffnung für mein Volk und mich verloren.“
„ Ich brauche etwas Zeit, ich muss mit Gott darüber reden. Kommen Sie mit uns Frau Sleyvorn, wir werden sehen, wie es weitergeht.“
Tadeya protestierte, sie wollte ihre Großmutter hier zurücklassen. Aber Elisas Entschlossenheit war nichts mehr entgegenzusetzen, so nahmen sie die beiden Kaltblüter mit sich und schlugen den Rückweg ein, zu Robert Adlam‘ Haus.
Jesco zog sich für eine Weile in das Zimmer zurück, das ihm nun schon recht lang als Wohn- und Schlafraum diente. Die drei Frauen warteten in der gut geheizten Küche auf ihn, eingehüllt in eisige Atmosphäre. Tadeya machte keinen Hehl aus ihrem abgrundtiefen Hass auf Elisa - und die Großmutter ihrerseits unternahm keinen Versuch der Friedensstiftung. Als Jesco sich nach etwas zwanzig Minuten wieder zu ihnen gesellte, sah er auf dem ersten Blick eine ziemlich verzweifelte Katharina, die auf seine Rückkehr harrte.
„Wie geht es nun weiter, Jesco?“ fragte sie ihn sogleich.
Jesco jedoch blickte Elisa an, noch ganz aufgewühlt, von den düsteren Eindrücken in seinem Inneren. „Ich habe die sterbenden Kinder gesehen, ich weiß jetzt genau, was du meinst.“ Er schluckte mit trockener Kehle. „Elisa, dieser Fluch ist tief in deinem Volk verwurzelt, sie folgen seit Jahrhunderten den Stimmen mächtiger Dämonen.“
„Jesco“, warf Katharina aufgeregt ein, „das meinst du nicht ernst!“
„ Das ist todernst“, gab Jesco zurück und erwehrte sich dabei der bleiernen Last, die sich auf ihn zu legen drohte. „Hör gut zu, Elisa“, wandte er sich wieder an Tadeyas Großmutter, deren Miene höchste Aufmerksamkeit verriet. „Dein Volk muss umkehren, Du allen voran. Du bist diejenige, die die Dämonen nährt, du hast ihnen deine Seele verkauft. Beende das sofort - dann wird Gott Dir begegnen und Dir zeigen, wer er ist.“
„ Die Geister!“ rief Tadeya aus. „Du tust alles für sie, habe ich Recht? Hängst Du
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