Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Diesen Namen hast du bei der Abfahrt aufgeschnappt und verarbeitest ihn zu Wurfgeschossen gegen mich.“
„ Ich nehme an, er war einmal dein Liebhaber - und du hast ihn in die Flucht geschlagen.“
„ Asno ist mein Sohn“, sagte Elisa und ihre Stimme brach beim letzten Wort. Tadeya merkte, dass sie diesmal mit ihren bösen Worten ins Schwarze getroffen hatte. „Kompliment, liebe Großmutter“, kommentierte sie deshalb kaltschnäuzig weiter. „Du hast wohl das Leben jedes einzelnen Familienmitglieds gründlich zerstört. Kein Wunder, dass du nie über die Vergangenheit reden wolltest. So jemand wie du sollte sich in Grund und Boden schämen.“
Elisa straffte sich, griff zum Türgriff und stieg aus. Die Tür schlug sie hinter sich energisch ins Schloss. Tadeya überlegte kurz, ob sie nun einen neuen Fluchtversuch starten sollte. Ein emotional geschwächter Gegner konnte ihr eventuell das Entkommen erleichtern, doch besser gefiel ihr der Gedanke, ihre Großmutter endlich einmal weinen zu sehen. Sie stieg an derselben Seite aus wie Elisa und gesellte sich zu der am Wegrand stehenden alten Dame, die vorgeblich die Kaltblüter auf der Wiese betrachtete.
„Für dich gibt es gar nichts mehr zu gewinnen“, setzte Tadeya ihre Angriffe sogleich fort. „Wenn Asno noch leben sollte, was ich bezweifle, dann hasst er dich aufs Blut. Sonst wäre er längst zu dir zurückgekehrt. Du bist bösartig und feige, das merke ich leider erst jetzt. Dein geliebter Sohn hat allen Grund, dich für immer zu meiden.“
„ Tadeya, es reicht“, zischte Elisa zwischen zusammengebissenen Zähnen.
„ Nein, es reicht noch lange nicht“, gab Tadeya zurück. „Dieser Mann, an den du dich aus irgendeinem Grund gekettet hast, dieser Dämon auf zwei Beinen: Er kann nichts weiter, als nur zerstören. Robert sagte über ihn, er sei ein Gott, der seine Kinder frisst. Und du bringst ihm wohl immer noch mehr Futter. Hast du ihm auch geholfen, Robert in die Finger zu bekommen? - Lass nur Asno all deine Schandtaten hören, falls du ihn jemals wiedersiehst. Er wird dich nur noch mehr verabscheuen!“
„ Möchtest du den Rest des Weges geknebelt zurücklegen?“ fragte Elisa, ohne ihre Enkelin dabei anzusehen. Ihre Stimme klang einigermaßen beherrscht, doch Tadeya konnte ein Zittern heraushören.
„ Das sähe dir ähnlich“, gab die junge Frau trocken zurück. „Mich mundtot zu machen, um die Wahrheit nicht hören zu müssen.“
Eine freundliche Frauenstimme erklang hinter ihrer beider Rücken. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
Tadeya wandte sich um und erblickte eine junge Dame zu Pferd. Elisa warf nur einen kurzen Blick über die Schulter. „Danke, für uns wird bereits gesorgt“, sagte sie abweisend.
„ Oh, das ist gut“, erwiderte die Frau auf dem Pferd. Sie hatte ein noch recht kindliches Gesicht, trug geflochtene Zöpfe und sehr einfache Kleidung.
„ Sie könnten mich mit in die Stadt nehmen“, sagte Tadeya und meinte es ganz ernst. „Ich möchte nicht mehr mit dieser Dame reisen.“ Das Pferd sah kräftig genug aus, für eine Weile sie beide zu tragen. Sie wandte sich kurz wieder an Elisa und forderte: „Lass mich gehen. Du hast damit die Chance, dir ein klein wenig Würde zu bewahren.“
„ Du wirst bei mir bleiben, Tadeya“, gab Elisa hart zurück, doch Tadeya hatte sich schon wieder abgewandt. Die Augen der Frau auf dem Pferd weiteten sich für einen Moment, sie erbleichte sogar ein wenig. Lag das an dem bösen Tonfall, den die beiden Reisenden untereinander pflegten? Tadeya bezweifelte es und bekam im nächsten Moment die Bestätigung, dass sie Recht hatte.
„ Tadeya Sleyvorn?“ fragte die Fremde.
Tadeya war sehr überrascht, ihren vollen Namen aus dem Mund dieser Frau zu hören. „Ganz recht“, sagte sie nur. Die Aufregung stand der jungen Reiterin nun ins Gesicht geschrieben, sie wurde ganz nervös.
„Fräulein Sleyvorn,“, sprach sie Tadeya nun direkt an, „Sie werden dringend gesucht. Jesco Fey vermisst Sie.“
Nun drehte auch Elisa sich um. Tadeya war fassungslos, hier, irgendwo in der Fremde, aus dem Mund einer Unbekannten den Namen ihres Freundes zu hören.
„Nehmen Sie mich mit“, wiederholte Tadeya ihre Bitte, diesmal mit mehr Nachdruck. Das Herz schlug ihr buchstäblich bis zum Hals. „Wenn er in der Nähe ist, dann muss ich zu ihm.“
„ Das ist völlig ausgeschlossen“, warf Elisa dazwischen. „Du wirst mit mir kommen, ich trage für dich die Verantwortung.“
„
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