Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Fenster des Wagens herein, als sich die Tür von innen öffnete. Ein müdes, trauriges Gesicht erschien, gerahmt von wirren, dunklen Locken.
„ Deya“, stieß Jesco hervor und wagte gar nicht mehr, zu blinzeln, damit die lang Gesuchte nicht plötzlich vor seinen Augen wieder verschwand. Sie sah wirklich arg angeschlagen aus, doch war sie lebendig und schien unverletzt.
„ Jesco, das hat hier alles keinen Sinn“, brach es aus ihr hervor, während sie aus der Kutsche sprang und dann wie angewurzelt stehenblieb. „Ich komme nicht von ihr weg!“ Sie wies mit einer wütenden Geste auf Elisa. „Sie hat mich schon vor meiner Geburt verkauft, ich bin ein Stück Ware, das sie nun ausliefern wird.“ Jesco ging auf Tadeya zu und wollte die Arme um sie legen, doch sie wehrte ihn ab. „Geh Jesco, geh! Bete für mich, mehr kannst du nicht tun.“
„ Willst du denn mit mir kommen?“ fragte Jesco und hielt sie an den Armen fest, damit sie nicht weiter auswich.
Sie nickte kräftig, doch schüttelte sofort darauf den Kopf. „Ich kann nicht weg von ihr, sie würgt mir die Luft ab, sie lässt mich nicht fort!“
„Tadeya,“, sagte er und hielt ihren Blick fest, der wütende Verzweiflung spiegelte, „glaubst du, dass Gott stärker ist als Elisa?“
Tadeya schluckte, ihre braunen Augen verengten sich, doch sie sah ihn immer noch an.
„Vertraust du mir ?“ hakte Jesco weiter nach. „Ich gebe dir nämlich mein Wort: Er ist es!“
Sie verharrte still, nur ihre langer, prüfender Blick sprach für sich. Jesco spürte, wie sie versuchte, in ihm zu forschen, sein Herz zu ergründen. Ihre Miene veränderte sich ein wenig, vielleicht schöpfte sie Hoffnung. Noch einmal versuchte er, sie in seinen Arm zu nehmen, und diesmal ließ sie es zu. Er führte Tadeya mit sanftem Nachdruck an Elisa vorbei in Richtung seines Pferdes, doch auf dem Weg dorthin spürte er, wie seine junge Freundin zu zittern begann. Jesco gab dem Impuls nicht nach, zu der stumm dastehenden Elisa hinüberzuschauen. Er wusste, wer sich Gott unterwarf und dem Teufel widerstand, vor dem musste das Böse fliehen. Und genau das hatte er bereits erlebt, als er unwissentlich Robin vor Roberts Zugriff bewahrte.
Abrupt blieb Tadeya stehen, sie rang nach Atem: „Ich ... kann ... nicht ...“, brachte sie hervor. In ihren Augen erkannte er ein feuchtes Glitzern, Wut und Verzweiflung standen in ihr blasses Gesicht geschrieben. Jesco spürte ihren Blick bis tief in sein Herz, doch er akzeptierte den Schatten ihrer Zweifel nicht. Im Gegenteil, in ihm drängte ein Bekenntnis nach außen, voller Liebe und gegen allen Argwohn.
„ Deya, ich konnte in den letzten Wochen an nichts anderes denken, als dich wiederzufinden. Doch wo sollte ich anfangen zu suchen? Ich wusste gar nichts, ich weiß bis jetzt noch nicht viel. Doch ich liebe dich, Deya, und ich habe dich hier gefunden, obwohl das eigentlich unmöglich war. Ich werde dich jetzt mit mir nehmen, weil ich weiß , dass Gottes Hand über uns ist. Sonst wären wir jetzt nicht zusammen!“
Katharina hielt ihm nun die Zügel seines Pferdes entgegen, schaute dabei aber Tadeya an. „Ich glaube auch nicht mehr an Zufälle“, sagte sie.
Jetzt endlich erklang Elisas bittere Stimme hinter Jescos Rücken. „Es ist ein Zauber des schwarzen Priesters. Ihn aufzuheben ist unmöglich. Du kannst nicht gehen, Tadeya.“
Tadeya wandte den Kopf, schaute kurz über die Schulter zu ihrer Großmutter. Jesco hätte sie am liebsten daran gehindert und sie nach vorn zum Pferd geschoben. Doch seine Freundin musste ihre eigene Entscheidung treffen, ein Blick zurück und die Waagschale des Feindes senkte sich herab.
„Wenn du auf Lügen hörst, wirst du sie glauben“, warnte Jesco leise und drückte sie sanft an sich.
„ Bezichtigen Sie mich der Lüge, Herr Fey?“ Elisas Ton war viel kälter als zuvor.
Jesco drehte sich nicht zu ihr um, als er erwiderte: „Sie sind selbst belogen worden, Frau Sleyvorn.“
Tadeya richtete den Blick wieder auf ihn. Er sah in ihren Augen das Gemisch aus Angst und Zweifel, das sie dazu verleiten wollte, sich ohne Aufbegehren auszuliefern. Dieses zarte, wundervolle Gesicht war ihm so kostbar, er wollte es mit den Fingern liebkosen und die ganze Furcht mit einem Kuss nehmen. Obwohl er wusste, dass Angst und Zweifel keine so einfachen Gegner waren, musste er sie einfach küssen. Und als seine Lippen ihre berührten, kam eine neue Magie ins Spiel. Tadeya reckte sich ihm entgegen, innig, beinah gierig
Weitere Kostenlose Bücher