Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Verantwortung !“ Tadeya schüttelte den Kopf. „Ich fasse es nicht.“ Sie machte einige Schritte auf das Pferd der Fremden zu und merkte schon wieder den Druck, der drohte, ihr die Atemluft zu nehmen. Die Reiterin machte eine Geste, die ihr zeigte, dass sie willkommen war, doch Tadeya konnte nicht aufsteigen. Nach Luft ringend blieb sie vor dem Tier stehen, ihr standen die Tränen in den Augen. „Er soll für mich zu Gott flehen,“, brachte sie hervor, „dass ich diese alte Hexe dort loswerde. Sonst werden wir uns nie wiedersehen.“
„ Kommen Sie“, sagte die unbekannte Frau. „Steigen Sie doch auf.“
Tadeya schüttelte den Kopf, machte zwei Schritte zurück und merkte sogleich, wie wieder frische Luft in ihre Lunge strömte.
Die Reiterin beugte sich vor. „Wo fahren Sie hin?“ fragte sie.
„ Katharinenkapelle“, sagte Tadeya, der die Tränen nun stumm aus den Augen rannen.
„ Verschwinden Sie“, orderte Elisa aus dem Hintergrund.
Die fremde Frau setzte sich wieder aufrecht hin und blickte Tadeya fest in die Augen. „Ich werde Ihren Freund benachrichtigen“, versprach sie. Dann ritt sie davon.
------- JESCO FEY -------
Das weiße Haus auf dem Hügel über dem Ort Scarheim begann schon, eine Art Feriendomizil für Jesco zu werden. Der ersten Übernachtung in der äußerst geräumigen Unterkunft waren viele weitere gefolgt, denn in Jesco wuchs die Gewissheit, hier im Moment am richtigen Ort zu sein. Katharina Rothans lud ihn ohne weitere Nachfrage ein, so lang zu bleiben, wie er wollte. Sie füllte die Vorratskammer reichlich und war stets für ein gutes Gespräch zu haben. So erfuhr Jesco allmählich viele Einzelheiten aus ihrer und Roberts Vergangenheit, während sie selbst langsam offener dafür wurde, seine Neuigkeiten aufzunehmen. Allerdings hielt sich Katharina nicht ständig im Haus auf, sondern sie ritt regelmäßig für ein paar Tage in die Stadt, wo sie eine kleine Wohnung ihr Eigen nannte. Von dort verwaltete sie mit professioneller Unterstützung das beachtliche Vermögen Robert Adlams.
Jesco genoss in dieser Zeit des Ausharrens und Wartens einen starken inneren Frieden, er wurde nur selten von Sorgen heimgesucht. Es gab keinen natürlichen Grund, zu denken, dass alles für ihn und Tadeya wieder in Ordnung kommen würde, doch er glaubte trotzdem daran. So verbrachte er die Tage relativ leichten Herzens, denn schließlich war er bereits bis hierher, an den unwahrscheinlichsten aller Orte, gekommen.
Katharinas Worte, die sie hervorsprudelte, als sie hastig zur Tür hereinstürzte, gaben ihm Recht. „Jesco, ich habe Tadeya gesehen!“
„Wo ist sie?“ fragte er ganz automatisch zurück, ohne die Bedeutung ihrer Nachricht überhaupt richtig erfasst zu haben.
„ Gar nicht weit weg, ich habe vielleicht eine halbe Stunde hierher zurück gebraucht“, erklärte Katharina atemlos, griff seinen Arm und zog ihn aus dem Haus. „Hol dir dein Pferd, schnell! Sie ist mit einer alten Dame unterwegs in einer Kutsche, die Kutsche ist kaputt, liegen geblieben. Aber sie bekommen bald Hilfe!“
Die Details ihrer Begegnung mit Tadeya sprudelte Katharina auf dem Weg zum Pferdestall heraus.
Jesco stieg auf das Pferd, das seit seiner Ankunft ein sehr friedliches, auf Essen und Schlafen konzentriertes Leben verbracht hatte. Nun war der Müßiggang beendet. Katharina machte sich auf ihrem eigenen Pferd mit ihm gemeinsam auf den Weg und sie verloren unterwegs keine Zeit. Ihre Eile lohnte sich, denn der beschädigte Wagen stand noch immer an derselben Stelle. Jesco erblickte Elisa Sleyvorn am Wegrand, mit aufrechter Haltung und offenem, schlohweißen Haar, Tadeya indes konnte er nirgendwo entdecken. Elisa wandte sich um, als sie die Pferde herannahen hörte. Mit hochgezogenen Brauen schaute sie ihnen entgegen, doch aus der Nähe verlor der Blick seine Strenge. Jesco stieg vor ihr ab und trat ihr entgegen; er sah sogleich die Brüche in ihrer harten Fassade. Hatte sie geweint?
„ Frau Sleyvorn, brauchen Sie Hilfe?“ erkundigte er sich.
„ Was führt Sie ausgerechnet in diese Gegend, und das mit dieser Frau dort?“ fragte sie unumwunden, doch mit einer Spur Resignation in der Stimme.
„ Glauben Sie an Zufälle?“ antwortete Jesco mit einer Gegenfrage.
„ Nein“, sagte sie fest. „Nicht in diesem Ausmaß.“
„ Ich auch nicht“, meinte er dazu nur und sah sich um. Katharina war an der liegengebliebenen Kutsche von ihrem Pferd abgesessen und schaute gerade durch das
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