Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
Vom Netzwerk:
Priester hinüber. „Du hast das schon ganz richtig vermutet, nur einen Beweis konntest du ihm nicht abringen.“ Der König schaute nun wieder zu ihr. „Er hat dir Unrecht getan, Katharina, dir über Gebühr Angst gemacht. Aber er hätte dich wieder nach Hause gebracht. Darum verspreche ich dir, dass ich dich statt meines Sohnes bringen werde, ohne dass dir weiteres Unheil widerfährt. Doch ich brauche ein paar Stunden für meine Trauer - und für meine Hoffnung.“
    Elmor neigte sich leicht nach vorn. „Wie kommst du wieder zu Kräften?“ fragte er ruhig, als sei nicht gerade etwas Ärgerliches für ihn offenbar geworden.
    „Ich habe so viel Kraft zur Verfügung, wie ich brauche“, erwiderte Sirus. „Lass mich nur erstmal hier ankommen.“
     
    *****
     
    Es wurden schmerzhafte und doch zugleich wohltuende Stunden. Sirus nahm Katharina in seinen Prozess des Abschiedsnehmens mit hinein, während Elmor sich zumeist zurückhielt. Der Blick des schwarzen Priesters blieb die ganze Zeit über verschlossen, nur manchmal geriet seine Mimik kurz in Bewegung und Katharina meinte, vielleicht so etwas wie Erschöpfung zu sehen.
    Sirus hingegen wurde zusehends kräftiger und kümmerte sich mit Hingabe um den Toten. Er schaffte Wasser von einem Teich in der Nähe herbei, wusch ihn sorgfältig und fuhr dabei mit den Fingern zärtlich die vielen Narben nach, die er auf Roberts Körper fand. Nur einmal hob er dabei den Blick zu Elmor, seine hellen Augen für Sekunden wie von dunklen Wolken durchzogen, sagte aber nichts. Mehrmals sang er auch zwischendurch, traurige Lieder in einer fremden Sprache. Der König besaß keine außergewöhnlich schöne Stimme, doch sein Gesang, der die stille Morgendämmerung durchdrang, war emotional tief berührend. Katharina saß oftmals einfach nur da, die Augen geschlossen und hörte ihm zu. Hin und wieder weinte sie dabei, denn in ihrem Herzen lebten Erinnerungen auf, die doch für immer verloren waren.
    Sirus kleidete Robert in sein eigenes, weißes Gewand und zog selbst die Kleidung des Toten an. Katharina half ihm dabei und fasste zum ersten Mal den leeren Körper des Freundes an, der inzwischen die Kälte von Stein aufwies, doch noch weich und beweglich war. In dem kostbaren Totenhemd kam Robert ihr noch fremder vor, er hätte auch einer anderen Zeit entstammen können.
    Als sie ihn dann zu dritt in den Steinsarkophag legten, kam in ihr ein seltsames Gefühl auf, fast so etwas wie Angst. Ihr schien es, als seien sie nicht allein in diesem Raum unter dem Hügel und sie warf einen verstohlenen Blick über die Schulter, ohne jedoch irgendetwas Auffälliges zu sehen. Sirus begann wieder zu singen, diesmal viel kräftiger als zuvor, und jedes der unverständlichen Worte drang ihr bis ins Mark. Der Raum verschwamm vor ihren Augen und dieser Kopfschmerz an den Schläfen stellte sich wieder ein, nur etwas stärker als zuvor. Die Liedzeilen wiederholten sich immer wieder und nun gesellte sich auch Elmors Stimme hinzu, tief und melodisch, und - sie musste zugeben - wunderschön. Doch ihr ging es dabei nicht gut, sie zog sich einige Schritte zurück, als der Körper sicher im Sarg lag, und rieb sich die Schläfen. Erst, als der Gesang verstummte und auch Elmor wieder den Rückzug antrat, um in sein schon gewohntes Schweigen zu verfallen, wurde es ihr langsam besser zumute.
    Sirus näherte sich ihr, sprach sie freundlich an. „Du brauchst etwas zu essen und zu trinken, Katharina.“ Wie lange war sie ohne Nahrung gewesen? Sie konnte sich nicht recht erinnern, doch schien es wirklich lang her. „Wir können recht bald gehen, wenn du willst“, bot er ihr an. „Ich möchte nur noch kurz mit Emorian reden.“ Sie nickte, blinzelte, er berührte leicht ihre Hand und ging dann hinüber zu Elmor auf die andere Seite des Sargs.
    „ Du bist so still“, hörte sie ihn dort drüben sagen.
    Einen Moment lang herrschte wieder schweigen, dann setzte der schwarze Priester sehr langsam zu einer Antwort an. „Ich denke nach“, meinte er. „Schon die ganze Zeit.“ Wieder Stille. Und dann, mit müder Stimme: „Ich habe nun endlich verstanden, was Robert dort drüben getan hat. Da lag ein Geist auf mir, ein sehr mächtiger Geist. Ich habe es nie bemerkt, so viele Jahre lang. Jetzt spüre ich das Alter, zum ersten Mal überhaupt. Der Geist ist fort und ich bin wieder ich selbst, der alte Richter.“
    „Ja“, sagte Sirus, „das ist ganz richtig.“
    „ Da stellt sich nun eine weitere Frage“, fuhr Elmor

Weitere Kostenlose Bücher