Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
sich über Robert beugte, diesen aber nicht berührte. Der schwarze Priester legte im Gegensatz dazu seine Hände auf Roberts Brustkorb und schwieg noch immer. Nun senkte er tief den Kopf und die beiden verharrten eine Weile still nebeneinander.
Katharina dämmerte es allmählich, dass Robert nicht nur einfach bewusstlos war, doch sie fühlte nichts angesichts der sich aufdrängenden Vermutung, dass ihr ehemaliger Freund nun endgültig tot war. Sein Herz, so meinte sie, war ohnehin lange vorher gestorben.
„Er ist tot“, bestätigte der König im selben Augenblick Katharinas Gedanken. „Er ist drüben geblieben, ebenso wie mein treuer Freund ...“. Nun sprach er ein Wort, das kaum für menschliche Ohren bestimmt schien, denn Katharina hörte zwar Laute, aber nichts, was einer Sprache ähnelte, mehr wie ein melodiöser Klang, ähnlich einer sanften Musik. Es schmerzte ihr allerdings ein wenig in den Schläfen, doch dann war es auch schon vorbei.
Elmor hob den Kopf wieder. „So tot wie du noch vor ein paar Minuten, Sirus“, stellte er ziemlich ironisch fest.
Der andere schüttelte jedoch fest den Kopf: „Ich befand mich in einem Schutzraum, von meinen Freunden errichtet. Diesen Raum haben wir nun zerstört. Ami-el zeigt mir ein Bild.“ Er schloss die Augen, saß einen Moment unbewegt. Richtig bestürzt klang er, als er die Augen wieder öffnete. „Es ist finster. Ami-el sieht meinen treuen Freund nicht mehr. Und auch nicht meinen Sohn.“ Nun legte der König die Hände vor das Gesicht, die Schultern bebten und man sah deutlich, dass er leise weinte. Dies wiederum berührte Katharina so tief, dass auch ihre Augen endlich feucht wurden. Dieser Mann würde ihr sicher nichts tun, freundlich und empfindsam, wie er hier auftrat.
Der schwarze Priester tat ebenfalls etwas für sie Überraschendes: Er erhob sich ein wenig, drehte den schlaffen Körper vorsichtig von der Seite auf den Rücken und legte dessen Hände auf dem Bauch übereinander. Katharina spürte das Verlangen, dorthin zu gehen - es waren ja nur ein paar Schritte. Und als sie Robert schlussendlich so daliegen sah, wie man Tote aufbahrte, kam der Schmerz doch plötzlich über sie, so überraschend heftig, dass ihr schier das Herz brach. Ein Zittern ging durch ihren Körper, dann entfuhr ihr ein Schrei aus tiefster, gepeinigter Seele, während die Tränen ungehemmt liefen.
Sie bekam gar nicht mit, wie König Sirus Elmor darum bat, Katharina herzubringen. Erschreckt fuhr sie zusammen, als plötzlich die ihr schrecklich bekannten, groben Hände sie berührten - doch sie lösten nur ihre Stricke. Dann zog er sie herüber und setzte sie direkt neben Sirus ab. So nah bei ihm spürte sie diesen seltsamen Mann sogar mehr als sie ihn mit den Augen sah und fühlte sich angenehm geborgen, als sei er gar kein Fremder. Er schaute sie an, die Wangen feucht und die Miene von Trauer überschattet. Ihr Zittern ebbte ab unter seinem Blick, doch der Schmerz blieb bestehen. Sie wandte den Kopf zu Robert, der still im kalten Laub lag und sie wusste, dass nun erst ihr letzter Hoffnungsfunke erstorben war, es könne sich noch etwas ändern in seinem Herzen. Sie wagte es nicht, ihn zu berühren, sie hatte Angst, die Kälte des Todes zu spüren.
Ein Arm legte sich um ihre Schulter, Sirus drückte Katharina sanft an sich. Das tat ihr gut.
„Ich wollte nicht ohne ihn leben“, bekannte er leise. „Das war niemals der Plan.“
„ Ich auch nicht“, stimmte sie mit brüchiger Stimme zu. „Darum konnte ich ihn nicht loslassen. Aber ich war dumm, er war längst fort. Er wollte mich töten.“ Sie schluchzte. Was hatte ihn bloß so weit getrieben?
Einige Minuten lang herrschte Schweigen zwischen ihnen, Katharinas Gedanken schweiften derweil zu alten Zeiten zurück. Elmor ließ sich ihnen gegenüber auf den Boden nieder und betrachtete die beiden stumm, aber in Sirus‘ Arm konnte selbst der Anblick dieses bösen Menschen sie nicht stören.
„Blut“, sagte Sirus plötzlich und Katharina zuckte zusammen. „Ich hatte einen zuverlässigen Boten, dort drüben, auf der anderen Seite.“
Sie schaute ihn wieder an, verstand nicht, doch ihr wurde ein wenig übel. Seine hellen Augen blicken allerdings offen und klar, ohne jede Niedertracht.
„Dein Blut für mich, nicht wahr?“ fragte Sirus.
Sie erstarrte.
„Keine Angst“, sagte er sanft. „Ich will das nicht. Und Robert wollte das auch nicht. Das war eine List, um Emorian zu überzeugen.“ Sirus sah zu dem schwarzen
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