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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Elmors Mund die Lichtung erfüllte. Er ließ sich keine Zeit, die Situation genauer zu erfassen und gab sich erst recht nicht diesem aufdringlichen Rhythmus hin, der nach seinem Bewusstsein griff. Nein, dies hier wollte er sofort beenden, bevor es irgendwohin führte, wo es kein Entkommen mehr gab. Ohne das geringste Zögern schritt er durch die Schatten hindurch, die ihm erschienen wie geistige Blutsauger, hungrig und aggressiv. Katharina spürte diese Biester und war vor Grauen wie gelähmt. Aber Robert sah sie nicht wie einem Retter entgegen, so viel hatte sie wohl bereits verstanden. In ihrem Gesicht erkannte er, dass er für sie nur einen weiteren Schrecken bedeutete.
    Elmors Stimme wurde lauter, drohend. Einen magischen Kreis zu betreten, während das Ritual noch andauerte, das hatte er Robert seit dessen Schülerzeit stets strengstens verboten, wohl zurecht. Aber Robert fühlte sich hart wie Stein, nichts drang vor bis zu seinem Kern, ganz egal, was um ihn herum tobte. Er griff nach Katharinas Armen, zog sie hoch und blickte nun zum ersten Mal in Elmors Richtung, mit zusammengekniffenen Augen, doch ganz ohne Wut, denn davon war in dieser Nacht nichts mehr übrig.
    „Oft genug hast du mir dein Spiel aufgezwungen, doch ich bin ausgestiegen. Spar dir deine Bosheiten!“ Der Versuch, Katharina wieder zum Einschlafen zu bringen, ging allerdings schief. Sie wand sich weiter hellwach in seinen Armen, ohne zu weinen, ohne zu schreien, doch mit schierer Verzweiflung. Im nächsten Moment hatte sie sich losgerissen, warf sich aber, statt fortzulaufen, vor ihn auf den Boden und blieb zitternd liegen.
    Mit donnernder Stimme rief Elmor durch die Lichtung: „Geh aus dem Kreis, du Wahnsinniger!“ Nein, damit hatte der schwarze Priester, der so gern die Kontrolle über alles und jeden behielt, wohl nicht gerechnet. Robert fühlte sogleich, wie die gefräßigen kleinen Wesen sich um ihn herum drängten, doch in ihm lag eine Spannung, die sie nicht gut vertragen konnten: Sie zuckten von ihm fort, wie kleine Blitze, die die Luft zerrissen.
    Auch Katharina bekam sie spüren, was auch immer „sie“ waren. Sie prasselten hart auf ihren Rücken und Nacken wie die Spitzen glühender Nägel. Katharina kauerte sich zusammen und wünschte sich, den Tag hätte es nie gegeben, als sie weinend von zuhause fortgerannt und ausgerechnet auf Robert Adlam getroffen war. Dieses Schreckliche würde sie ohnehin nie wieder vergessen, warum sollte sie sich also nicht gleich dem Tod fügen? Sie weinte nicht, weil sie schon längst über Tränen hinweg war. Und sprechen wollte sie auch nicht - nicht flehen und nicht betteln. Nur ein Ende, das wollte sie. Ein schnelles Ende, dann die Dunkelheit.
    Dann hörte sie Robert sprechen, in dieser fremden Sprache, die nur für schwarze Flüche gut schien. Das Prasseln auf ihrem Rücken stoppte und sie fühlte sofort, dass der hässliche Zauber fort war, doch die Bedrohung blieb. Sie machte sich ganz klein, zog sich richtig eng zusammen und hoffte, niemand würde sie jemals wieder berühren.
    Die beiden Männer sprachen mit harten Worten zueinander, sie hörte möglichst wenig hin. Ihr wurde allerdings trotzdem klar, dass Robert nach Ansicht des schwarzen Priesters gerade eine wichtige Regel verletzt hatte. Ihr Schweigen machte womöglich noch mehr zunichte, von dem, was dieser Mann sich erhoffte. Doch sie konnte nicht anders, sie hatte einfach keine Worte mehr.
    „ Ich verbiete dir, sie noch einmal anzurühren“, sagte Robert nun. „Sie wird ihren Zweck so erfüllen, wie ich es möchte.“ Damit nahm er sie mit festem Griff wieder hoch. Ihre Gegenwehr blieb diesmal aus, sie ließ sich mitschleppen, denn es war im Grunde egal, ob sie mit ihm irgendwo hinging oder dort blieb.
    Robert brachte sie zurück in die Höhle unter dem Hügel - sie blickte ihm nicht ins Gesicht und er sprach kein Wort mit ihr. Er verschloss die Tür hinter sich und sie blieb allein mit dem verschlossenen, kalten Sarkophag. Mittlerweile wünschte sie sich, sie hätte diesen seltsamen Trank nie getrunken, der sie offensichtlich wachhielt, vielleicht hätte Robert ihr dann wieder das Bewusstsein genommen. Stattdessen erlebte sie nun die längsten zwei Stunden ihres Lebens, bis endlich wieder jemand erschien und sie herausholte. Von da an wurde es allerdings auch nicht besser.
     
    *****
     
    Alle Vorbereitungen waren nun getroffen, sie holten den Körper des Königs wieder aus seinem Sarkophag und nahmen eine bleiche, stumme Katharina

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