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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Polizisten runzelte die Stirn und blickte ihn nicht gerade freundlich an. Das brachte Jesco eine kleine Weile aus dem Konzept. Aber nach einigen Sekunden schon fuhr er fort. "Wir hatten uns eine sehr reiche Familie ausgesucht, deren Zwillingssöhne wir entführen wollten."
    Der zweite Polizist schüttelte sichtbar missbilligend den Kopf.
    "Ich hatte Beziehungen zum Personal des Hauses", erzählte Jesco nun unbeirrt weiter. "Es wäre wirklich ziemlich leicht für uns gewesen, an die beiden Kleinen heranzukommen. Wir hatten alles gut durchdacht. Und dann bin ich diesem Mann begegnet ...".
    Bei dem Gedanken an das Aufeinandertreffen mit dem Prediger hielt Jesco inne. Er konnte in diesem Moment wieder die Hand auf seinem Arm spüren, wie die Finger sich fest um sein Fleisch schlossen. Und der erste Impuls, diesem fremden Mann, der ihn auf derart rabiate Weise mitten auf der Straße packte, einen Schlag ins Gesicht zu versetzen, war ihm noch deutlich in Erinnerung. Doch nur ein einziger Blick hatte genügt, um den Drang nach gewaltsamer Gegenwehr ersterben zu lassen. Und dann die Worte des Predigers, die Jesco vor den beiden Polizisten nicht wiederholte, die ihm aber im Kopf klangen, als seien sie gerade vor zwei Sekunden ausgesprochen worden: Ich sehe zwei Kinder, die Köpfe zerschlagen, versteckt unter einem Haufen Unrat. Die Worte hatten Jesco getroffen wie Geschosse. Und er hatte das Bild im selben Moment vor sich gesehen, als sei es bereits Wirklichkeit geworden: Seine eigenen Hände, blutbesudelt, wie sie im Müll wühlten, ein tiefes Loch gruben, um die kleinen Körper dort hineinzuwerfen.
    Er war auf offener Straße auf die Knie gegangen.
    Und er hatte geweint.
    Geweint. Zum ersten Mal seit vielen Jahren.
    Jesco konnte nicht an diesen Moment zurückdenken, ohne dass ihm noch heute schwindlig wurde, ohne dass sein Herz sich wieder einmal zusammenkrampfte. Es fiel ihm nicht leicht, wieder zu der Erklärung zurückzukommen, die er den beiden Polizisten zu geben hatte. Und er brauchte einige Zeit, um zurück in die Gegenwart zu gelangen.
    "Ist Ihnen nicht gut?" fragte einer der beiden Männer.
    "Es geht schon", sagte Jesco.
    "Können Sie weiter reden?"
    "Jemand hat mich von meinem Plan abgebracht. Ich habe die ganze Sache hingeschmissen und die Stadt verlassen."
    "Einfach so?" war die skeptische Frage.
    "Nein. Nicht einfach so. Aber lassen Sie es dabei bewenden, dass die Entführung nicht stattgefunden hat und mein Kumpel deshalb vor Wut schäumte."
    Jesco hielt es für unklug, an diesem Punkt ins Detail zu gehen. Er befürchtete, dass die beiden Männer ihn dann nicht mehr für glaubwürdig hielten, denn ihnen wurden sicherlich laufend die skurrilsten Märchen aufgetischt. Allerdings musste er sich selbst eingestehen, dass der folgende Teil seiner Geschichte ebenfalls nicht alltäglich zu nennen war. Und über diesen Part ließ es sich nicht so einfach hinweggehen.
    "Jon hat mich hier wieder aufgespürt", sagte Jesco. "Er hat viele Freunde und die stille Post läuft wohl recht gut. Jedenfalls ist er gestern hier aufgetaucht und hat mich auf dem Weg oberhalb des Strandes, an den Klippen, überfallen. Er konnte damals den Plan nicht alleine ausführen, weil ich derjenige war, der die Schlüsselperson kannte. Diejenige Person, die uns sozusagen die Tür geöffnet hätte. So ist ihm ein ziemliches Vermögen entgangen. Und nun wollte er seine Rache. Er wollte mich mit dem Messer angreifen, doch dann ...", Jesco wagte kaum, es auszusprechen. Die Angelegenheit kam ihm plötzlich furchtbar unwirklich - und vor allem: unglaubwürdig - vor. "Jon wurde von hinten niedergeschlagen, von einem Passanten."
    "Da haben Sie aber Glück gehabt. Der Weg dort oben wird nur wenig benutzt", warf der ältere Polizist ein.
    "Ja", erwiderte Jesco kurz und dachte einige Augenblicke lang nach.
    "Sie haben den Überfall gestern nicht zur Anzeige gebracht", stellte der etwas Jüngere der beiden Männer fest.
    "Ich habe die Sache als erledigt angesehen", meinte Jesco. "Wissen Sie, der besagte Passant hat Jon einen Koffer an den Kopf geworfen. Und in dem Koffer ... in dem Koffer waren Geldscheine. Und der Mann hat mir gesagt, ich solle das Geld behalten. Ich habe Jon ins Hospital gebracht und ihm das meiste davon überlassen und gedacht, er sei damit zufrieden."
    "Wie bitte?" fragte der ältere Polizist mit wiederum gerunzelter Stirn.
    "Er hat mir gesagt, das Geld sei aus einem legalen Geschäft."
    "Um wie viel Geld handelte es sich, in

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