Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
vielleicht sollte ich ja dich hier treffen."
Sein Gegenüber brauchte eine Weile, um seine Kehle wieder frei zu bekommen. Erst dann erwiderte er, mit stark belegter Stimme: "Ich habe sie nicht gesehen."
Danach wandte er sich recht abrupt wieder seinem gefüllten Teller zu und nahm Messer und Gabel in die Hand.
"Vielleicht kannst du mir aber etwas über den Mann erzählen, der sich in einer Steinhütte am Strand niedergelassen hat. Er nennt sich Robert Adlam und reitet ein kräftiges, schwarzes Pferd", fragte Jesco unbeirrt weiter.
Robin, der gerade einen Bissen zum Mund geführt hatte, lies die Gabel wieder sinken. "Wann hast du den denn getroffen?" fragte er deutlich erschüttert.
"Als ich auf Tadeya wartete bereits zum zweiten Mal", antwortete Jesco. "Du kennst ihn?"
"Kennen", meinte Robin, sichtbar noch immer zwischen Verblüffung und Verlegenheit, "ist zu viel gesagt."
"Und wie ist es richtig gesagt?" forschte Jesco nach. Nun dämmerte ihm, dass er wohl tatsächlich mit der richtigen Person sprach. Er musste herausbekommen, was genau Robin mit der ganzen Sache zu tun hatte.
Robin schaute herab auf seinen Teller und steckte sich dann die vorhin verschmähte, gehäufte Gabel in den Mund. Danach kaute er eine Weile, den Blick noch immer konzentriert auf seine Mahlzeit gesenkt.
In Jesco stieg eine bohrende Ungeduld auf. Um sich ein wenig zu beruhigen, kippte er einen großen Schluck Bier hinunter und klammerte sich dann an dem Krug fest. Im Stillen bat er den Herrn um eine ehrliche Antwort seines Gesprächspartners. Doch eigentlich wusste er genau, dass die Ehrlichkeit eines jeden Menschen allein von dessen Willen abhängig war - und Gott respektierte nichts mehr, als eben diesen Willen. Nach beinah einer Ewigkeit schaute Robin wieder zu Jesco und erklärte mit etwas brüchiger Stimme: "Du solltest dem Mann aus dem Weg gehen."
"Etwas Ähnliches hat mir auch Frau Sleyvorn gesagt", berichtete Jesco. "Leider habe ich das Gefühl, dass alle, die das zu mir sagen, weniger um mich besorgt sind, als dass sie etwas vor mir verbergen wollen."
Bereits während er diese Worte aussprach, bereute Jesco sie auch schon wieder. Damit hatte er Robin ganz eindeutig vor den Kopf gestoßen. Wenn dieser nun beleidigt war und das Gespräch abbrach, dann hatte er mit seiner unbedachten Art alles vermasselt. Doch Robin schien die Bezichtigung, die in diesen letzten Worten lag, gar nicht wahrzunehmen, denn er ging nicht darauf ein. In seiner Miene spiegelte sich ein Wirrwarr von Gefühlen wieder, die Kränkung war an ihm vorbeigegangen.
"Ich meine das so ernst, wie du, wenn du sagst, dass du dein Mädchen liebst", betonte Robin, mit weiterhin brüchiger Stimme. "Geh dem Mann einfach aus dem Weg."
"Erzähl mir, was du von ihm weißt. Ansonsten muss ich mich auf den Weg machen und es selbst herausfinden", bestand Jesco auf sein Anliegen.
Robin räusperte sich. Eine Weile gab er keine Antwort. Dann brachte er etwas mühsam heraus: "Das kann ich nicht."
"Dann erzähle zuerst ich dir etwas", gab Jesco nicht auf. "Ich sah ihn, wie er zu der Hütte am Strand ritt und allerlei Sachen herausholte. Als er dabei war, sein Pferd zu beladen, kam ein großer, schlanker Fuchs mit einem dunkel maskierten Reiter auf ihn zu. Der Reiter warf ihm einen schwarzen Sack vor die Füße. Herr Adlam stieg auf sein Pferd, holte den davon reitenden Mann ein und dieser wurde im nächsten Moment zu Boden gerissen. Der maskierte Reiter hatte sich schwer verletzt, doch Herr Adlam war offenbar über irgendetwas sehr wütend und zerrte den Mann trotz dessen großer Schmerzen vom Boden hoch und verfrachtete ihn auf seinen Hengst. Er ritt mit beiden Pferden davon."
Er schwieg kurz, um die sehr komprimierte Geschichte etwas sacken zu lassen. Er konnte sich Robins Aufmerksamkeit sicher sein, denn dieser starrte ihn mit großen Augen an.
"Dazu habe ich einige Fragen", fuhr Jesco fort. "Erstens: Wer war der Reiter auf dem Fuchs?"
Robin schüttelte langsam den Kopf. "Wenn du glaubst, dass ich das weiß...". Sein Gesicht war während dieser Erzählung merklich erbleicht.
"Es könnte ja sein", sagte Jesco und schwieg eine weitere Weile, um seinem Gegenüber Zeit zum Überlegen zu geben. Doch dieser begann, schon nach wenigen Augenblicken abermals den Kopf zu schütteln.
"Ich glaube, du weißt es", bohrte Jesco weiter. "Du siehst so aus, wie jemand, der sich gerade furchtbar erschreckt hat."
Robin schluckte. "Du hast selbst gesehen,", brachte er tonlos heraus,
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