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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Bäumen in Schritt-Tempo. Das Tier hielt nun den Kopf leicht gesenkt, die Ohren aber gespitzt. Sie mussten lange unterwegs gewesen sein, denn der Hengst neigte dazu, erst nach langem Galopp ein langsameres Tempo einzuschlagen. Der Rücken des Pferdes fühlte sich feucht an. Er ließ das Tier noch einige Zeit weiter gehen. Es sollte sich während der Bewegung ein wenig abkühlen, damit der Schweiß trocknen konnte, ohne eine Unterkühlung zu bewirken. Irgendwann zügelte er das Pferd und stieg von dessen Rücken, herab auf den weiß verschneiten Waldboden. Der Hengst stand neben ihm still.
    Robert schloss für einige Minuten die Augen und blieb regungslos an der Stelle stehen, wo er abgesessen war. Was er nun tat, hatte er nicht oft gemacht, vielleicht drei- oder viermal im Leben. Es gab selten eine Veranlassung für ihn, auf diese Weise mit einer Person Kontakt aufzunehmen, die nicht direkt vor ihm stand. Außerdem hatte er diese Art der Kommunikation als äußerst unvollkommen erlebt. Er übermittelte nicht gerne halbe Nachrichten. Halbe Nachrichten waren zumeist sinnlos und wenn auch nicht völlig inhaltsleer, dann doch zumindest eines Großteils ihrer Botschaft beraubt. Und dann war da noch die Frage, wie man den richtigen Adressaten ausfindig machen und alle anderen unbehelligt lassen konnte.
    Doch egal, er tat es nun einfach. Er versuchte, irgendetwas von seinem alten Meister zu erspüren, seine wohl vertraute Präsenz wahrzunehmen. Zuerst spürte er gar nichts. Es war wie der Eintritt in einen völlig leeren Raum, in dem nicht einmal der eigene Herzschlag wahrnehmbar war, obwohl er deutlich spürte, dass überall um ihn herum menschliche Seelen pulsierten. Hören würde er sie nur können, wenn sie, bewusst oder halb bewusst, stille Botschaften nach außen abgaben. Es konnte sich um Gebete und stumme Hilferufe handeln; um Versuche also, eine Gedankenverbindung herzustellen zu irgendeinem übergeordneten Wesen oder gar einem anderen Menschen. Es war damit zu rechnen, dass er nicht auf direktem Weg zu Elmor fand.
    Dann ein plötzlicher Ruck, gefolgt von einer inneren Anspannung, als sei er auf einen festen Gegenstand mitten im immateriellen Raum getroffen. Er nahm einen Menschen wahr, doch die Person schien ihm völlig unbekannt Und, wie von einem lauten Rauschen teilweise überdeckt, fremde Gedanken: Sollte ich das Messer nehmen ... Kleines, sollte ich lieber ... sollte ich gehen und das Messer nehmen... Im nächsten Moment geschah etwas, was er ganz und gar nicht gewollt hatte: Nicht nur hörte er diesen anderen Menschen denken, sondern es gingen auch Bruchstücke von dessen Gefühlen auf ihn über. Es fühlte sich an wie der Sturz in ein schwarzes Loch. Diese Person hasste jeden einzelnen Atemzug, den sie auf dieser Welt tat. Sie hasste sich selbst. Und sie suchte gezielt den Tod.
    Robert kappte schlagartig die Verbindung und öffnete die Augen. Gleichzeitig nahm er die neuerliche Hitze wahr, die seinen Körper in dieser kurzen Zeit wieder erfasste.
    Nein, dies war kein Grund aufzugeben.
    Nur Sekunden später versuchte er es noch einmal.
    Zuerst blieb es still, dann kamen abermals Worte in ihm auf, die nicht von ihm selbst stammten. Diesmal nahm er deutlich mehrere Personen zugleich wahr, doch keine von ihnen bot einen derart harten Stolperstein, wie die Erste. Er konnte an ihnen vorbeigehen, ohne an ihnen hängen zu bleiben oder von ihnen abzuprallen. Ihre Gefühle waren wie ein Schwarm von Mücken, den er durchschritt. Surrend, leicht und im nächsten Moment verflogen.
    " ...wie konntest du das zulassen... wie konntest du nur... ich habe keine Schuld daran, wirklich nicht... komm zurück, komm zurück... hilf ihr, bitte hilf ihr... ich kann es nicht mehr sehen... warum tut er mir das an? Warum tust du nichts, mir zu helfen?..."
    Robert suchte Elmor. Er wusste, dass es einen Weg zu ihm geben musste. Jemand wie er konnte nicht schwer zu finden sein, er musste irgendetwas ausstrahlen. Selbst dann, wenn er es nicht darauf anlegte, von Mensch, Geist oder Dämon gehört zu werden, musste er spürbar sein. Der Schwarze Priester gehörte nicht zu dem Schwarm der surrenden Mücken. Er musste wie ein Fels mitten im Weg sein. Im nächsten Moment war Robert sicher, den Gesuchten erreicht zu haben. Denn er spürte deutlich, wie mit einem Schlag eine Verbindung zu Stande kam. Hier gab es mehr als eine Richtung der Kommunikation. Hier war ein starker Empfänger.
    Robert verharrte, schaltete seine Gedanken aus. Er übertrug

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