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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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guten Überblick. Er wusste nur, dass dieses Ungeheuer ihn mit Sicherheit töten konnte, wenn es nur wollte. Allein dieser Gedanke brachte ihn wieder auf die Beine.
    Er sah sich nach allen Seiten um, bereit, sich mit allen Mitteln, die ihn nur einfielen, zu verteidigen, aber er konnte die Kreatur nirgendwo entdecken. Stattdessen erblickte er das, was, während er fiel, über seinen Kopf hinweggerast war. Es lag ein gutes Stück entfernt von ihm, doch konnte er es trotzdem zweifellos erkennen: Ein zweites Sichelblatt, das ihm, wäre er nicht gestürzt, mit Sicherheit sauber den Kopf abgetrennt hätte. Dies war der Augenblick, in dem er weiche Knie bekam. Sein eigener Tod hatte ihm nie deutlicher vor Augen gestanden, als jetzt - und er war ihm nur äußerst knapp entronnen.
    Ein weiteres, diesmal noch lauteres Krachen aus Richtung Schuppen veranlasste ihn, seinen Blick von der scharfen, gebogenen Eisenklinge abzuwenden und sich wieder umzusehen. Seitdem die erste Sichel durch die Tür gerast war, war nicht einmal eine Minute vergangen. Keine Zeit, um seine Gedanken zu ordnen.
    Robin sah, wie die rechte Wand des Schuppens einfach wegsackte, ein Teil des Daches polterte auf den gefrorenen Boden. Und durch die Trümmer aus der Hütte heraus, umgebenden von dem weißen, dichten Rauch, schob sich, Kopf voran, mit beachtlicher Kraft vorwärtsdrängend, ein gewaltig großer, schwerer Falbe, ein kräftiges Kaltblut. Schmutz und vielleicht auch Blut klebten auf dem Fell des Tieres. Es blieb in sicherer Entfernung von dem erstickenden Qualm stehen und schüttelte heftig den Kopf, während der Schweif hin- und herschlug.
    Nun war es plötzlich still geworden. Die Hütte wirkte wie eine schwelende, verlassene Ruine. Nirgendwo konnte Robin eine Spur von seinem Meister sehen - oder von dem Feind, der Robin beinah umgebracht hätte. Sehr vorsichtig begann er, sich der eingestürzten Hütte zu nähern. Wenn seinem Meister irgendetwas zugestoßen war, dann musste er versuchen, ihm zu helfen, ganz egal, wie hoch das Risiko für ihn selbst erschien. Sein Herr hatte ihn aus dieser furchtbaren Anstalt befreit und ihm neuen Lebensmut gegeben: Robin brachte es trotz aller Angst nicht über sich, ihn im Gegenzug hier im Stich zu lassen.
    Er bemühte sich, seine Panik, die weichen Knie und den kalten Schweiß auf der Stirn, zu ignorieren und alle Sinne so weit wie möglich zu schärfen. Er trug als Waffe nur ein Messer bei sich. Doch obwohl er die scharfe Klinge nun hervorgeholt hatte und den Griff fest in der Hand hielt, wusste er doch, dass sie ihm Zweifelsfall nichts nützen würde: Er konnte sich nicht gegen den übermächtigen Feind verteidigen.
    Nun war er bereits so nah an den Schuppen herangekommen, dass ihm von dem beißenden Rauch die Tränen in die Augen stiegen. Weder an der Tür noch unter den Trümmern war eine Bewegung zu erkennen.  Robin wagte es nicht, seine Stimme zu erheben, um nach dem Meister zu rufen. Er wusste ohnehin nicht, ob er seiner trockenen Kehle überhaupt noch einen Laut entringen konnte.
    Er entschloss sich, einen Blick auf die zertrümmerte Seite des Schuppens zu werfen und von dort aus einmal um die Hütte herumzugehen. Er hoffte inständig, dass ihm die brennenden Augen nicht versagen würden. In dieser Umgebung blind umherzutappen wäre noch schlimmer, als der Albtraum, in dem er sich nun befand. Plötzlich legte sich eine Hand auf seinen Arm. Robin fuhr herum, das Messer zur Abwehr erhoben, und blickte im nächsten Moment in die vertrauten Augen seines Herrn.
    "Er hat seine Reserven verbraucht", sagte sein Meister schlicht, ohne sich an Robins Schrecken zu stören. "Jetzt holen wir ihn raus."
    Robin ließ das Messer sinken und starrte seinen Herrn einen Moment lang perplex an. Doch dieser ließ ihm keine Zeit, sich zuerst zu fangen, sondern schob ihn mit Nachdruck in Richtung der zertrümmerten Holzwand.
    Robin sagte kein Wort, stellte keine Fragen. Er war einfach nur froh, den Meister lebendig und unversehrt zu sehen und gehorchte ganz automatisch dieser neuen Anweisung. Zwischen den zum Teil zerbrochenen Holzlatten der Seitenwand klafften Lücken, die Möglichkeit boten, in den Schuppen hineinzugelangen. In der Nähe seines Herrn hörte das Brennen in den Augen und Atemwegen beinah völlig auf, der Rauch schien vor ihnen zurückzuweichen. Der Meister schob das Holz, das ihm im Weg war, beiseite, was ein Knirschen und Ächzen im Dachgebälk auslöste.
    Der erste Blick in den Innenraum des zerstörten

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