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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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gestern deutlich zugenommen, die dichte Wolkendecke war aufgerissen und der schneidende Wind hatte sich gelegt. Sein Herr schien es eilig zu haben, kalkulierte aber fraglos einen längeren Weg zum Ziel ein, denn sonst hätte er die Tiere zum Galopp veranlasst.
    Besonders unangenehm war trotz des hellen Sonnenscheins für Robin die Feststellung, dass das unsagbare Wesen nicht beim Haus zurückblieb. Es war irgendwo um sie beide herum, in ständiger Bewegung und schien aus Robins Augenwinkel wie ein unstetes, klaffendes Loch in der Wirklichkeit. Er versuchte angestrengt, nicht mehr darauf zu achten und sich stattdessen auf den sonnenbeschienen Weg vor sich zu konzentrieren, doch das wollte ihm nicht gelingen. Und seine Bemühungen wurden gänzlich zunichte, als er plötzlich feststellen musste, dass das Wesen offensichtlich zu einer Art Kontaktaufnahme fähig war, ja, dass es auf seine eigene Art tatsächlich reden konnte. Er empfing sporadisch verschwommene Bilder in seinem Kopf, beinah wie verblasste Erinnerungen, nur, dass diese Bilder nicht seiner persönlichen Vergangenheit entstammten. Ein solches Phänomen hatte er nie zuvor erlebt und bald wurde ihm klar, dass diese Kreatur ihnen Eindrücke des vor ihnen liegenden Weges vermittelte, um sie an irgendein bestimmtes Ziel zu leiten. Sein Meister schien die Signale ebenfalls wahrzunehmen, denn die Richtung, die er einschlug, war mit der von Robin empfangenen Anleitung identisch. Doch lenkte sein Herr auch dann sein Pferd ohne Zögern, wenn Robin sich des Weges aufgrund der eher schwachen Bilder nicht sicher war. Zusätzlich stellte Robin nach einiger Zeit verwundert fest, dass er sich an dieses Wesen über die Dauer des Rittes ein wenig zu gewöhnen begann und die Angst bereits um einiges nachgelassen hatte.
    So konnte er sogar ein wenig Freude an dem lang vermissten Sonnenschein empfinden, der den Schnee zum Tauen brachte. Erst, als Robin hinter einer Biegung plötzlich eine Ansammlung von Polizisten vor ihnen entdeckte, die zwei Kutschen zur Kontrolle angehalten hatten, sank sein Mut wieder deutlich. Er realisierte sofort, dass es nicht sehr schlau wäre, die Pferde zu wenden und umzukehren, denn sie waren bereits zu nah an die Kontrollstelle herangekommen und man würde sie ohnehin sofort entdecken. Eine Flucht machte sie nur noch verdächtiger. Man würde ihn mit seinem unbedeckten, roten Haar auf der Stelle erkennen, dessen war er sich sicher.
    Sein Herr zügelte sein Pferd ein wenig, sodass es in einen leichten Trab verfiel. Robin tat es ihm sofort gleich. Er wusste aus Erfahrung, dass es in diesem Moment am sinnvollsten war, einfach den stummen Signalen des Mannes zu gehorchen, dem er seit bereits einem Jahr treu folgte.  
    Auf eine Geste hin lenkte er mit laut klopfendem Herzen seinen Fuchs hinter dem seines Meisters. Wieder fühlte er den Schweiß an den Handflächen. Am liebsten wäre er trotz allem geflüchtet. Die Pferde, auf denen sie ritten, wären sicherlich schnell genug, um den berittenen Polizisten zu entkommen. Einzig und allein die unerschütterlich sichere Art seines Herrn veranlasste ihn, sich zusammenzureißen und der Gefahr weiter entgegenzustreben, anstatt vor ihr davonzulaufen.
    Jetzt konnte er die Stimmen der Polizisten hören. Einer von ihnen ließ sich die Papiere der Reisenden aushändigen, die sie gerade überprüften. Die anderen drei, zwei von ihnen zu Pferde, hielten die Hand an der Waffe. Sie waren augenscheinlich in hoher Alarmbereitschaft. Keiner der Kontrolleure blickte in Richtung der sich nähernden Reiter. Das änderte sich auch nicht, als die beiden die Kontrollstelle erreichten und ohne anzuhalten, die mitten auf dem Weg stehenden Kutschen passierten.
    Erst, als sie an dem Hindernis vorbei waren, ohne dass sich die Stimmen der Polizisten erhoben, um die beiden Reiter zum Anhalten aufzufordern, konnte Robin ein wenig aufatmen. Danach dauerte es noch mindestens fünf Minuten, bis seine Hände wieder trocken waren und der Herzschlag sich einigermaßen normalisierte. Längst waren die Pferde in schnellen Trab gefallen und Robin hatte sich wieder an die Seite seines Herrn gesellt. Die Wunder seines Meisters versetzten Robin immer wieder aufs Neue in Erstaunen.
     
    Erst hier, nach einem etwa zweistündigen, schweigsamen Ritt, begann Robins Meister unvermittelt zu sprechen. Mit seiner tiefen, warmen Stimme erklärte er seinem Schüler: "Unser Freund Robert hatte eine Kollision mit der Polizei, darum herrscht hier dieser

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