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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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an der Seite des Gebäudes entlang und blieb kurze Zeit darauf einige Meter von der Eingangstür entfernt stehen, mit dem Rücken zu Robin und dem Gesicht in Richtung Schuppen gewandt. Im nächsten Moment war seine Stimme hören, ohne dass Robin einzelne Worte verstehen konnte. Es dauerte trotzdem nicht lange, bis der junge Mann ohne jeden Zweifel erkannte, dass er die Alte Sprache benutzte. Etwas veränderte sich in der Luft, wenn jemand diese Sprache mit Vollmacht aussprach. Es war wie ein leichtes Vibrieren, nur einen Hauch weit oberhalb der Wahrnehmungsgrenze.
    Dann bückte sein Herr sich mit weiterhin erhobener Stimme zu Boden, zeichnete mit den Fingern unsichtbare Muster zu seinen Füßen. Die Pferde hatten die Köpfe längst wieder erhoben, die Ohren gespitzt. Mit bebenden Nüstern reckten sie die Hälse, als witterten sie ein Raubtier. Wenn irgendetwas sie nun erschreckte, dann, so war Robin sich klar, würde er sie nicht festhalten können.
    Sein Meister erhob sich wieder, die Stimme erschall nun lauter als vorher. Einige Satzfetzen drangen bis zu ihm. Robin war in der Kürze der Zeit im Erlernen der Alten Sprache recht weit fortgeschritten, sodass er sogar ein wenig davon verstehen konnte. Als sein Herr nun die Hände hob, war es ohnehin schlagartig vorbei mit jeglichem Verstehen. Ein Ton wie ein helles Pfeifen drang ihm durch Kopf und Glieder, doch er wusste, dass dieses markerschütternde Geräusch nicht wirklich hörbar war. Die Unruhe der Pferde steigerte sich, sie drehten nervös die Köpfe nach rechts und links und zerrten an den Zügeln. Robin selbst stand wie erstarrt, dachte gar nicht daran, sich die Ohren zuzuhalten - was ohnehin nichts genützt hätte. Wie gebannt starrte er auf die Szene vor sich in dem Bewusstsein, dass allein sein Meister sich zwischen ihm und der tödlichen Gefahr befand.
    Dann sah er den weißlichen Rauch von innen aus den Fugen zwischen den Holzbrettern hervorquellen, überall: am Dach, an den Wänden, rundherum um das Türblatt. Das Innere des Schuppens schien angefüllt mit diesem dichten Qualm. Im Inneren des Schuppens brach das schrille Wiehern eines Pferdes los, dann erklang ein kräftiges Schlagen von innen gegen die Holzwände, während das panische Wiehern nicht aussetzte.
    Dann ein lauter Knall. Robin erkannte, dass irgendein schmaler Gegenstand durch die Schuppentür nach draußen brach und mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft auf seinen Meister zuschoss.
    Die beiden Füchse drehten im selben Moment völlig durch. Eines der Tiere stieg und riss dabei Robins Arm so kräftig in die Höhe, dass das Schultergelenk ein schmerzendes Knirschen von sich gab. Das Etwas, das er nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, landete im selben Moment schlitternd zu seinen Füßen, während beide Zügel ihm aus der Hand rutschten und das andere Pferd ihn so kräftig anrempelte, dass er beinah das Gleichgewicht verlor. Im nächsten Augenblick stoben die Füchse in unterschiedliche Richtungen davon.
    Als Robin Sekunden später den Blick wieder zur Holzhütte wendete, suchte er vergebens die mächtige Gestalt seines Meisters, die eben noch zwischen ihm und dem Gebäude gestanden hatte. Mitten in der Schuppentür erkannte er einen klaffenden, horizontalen Riss, aus dem der Rauch hervorquoll. Und nur einen Schritt weit von Robin entfernt lag der Gegenstand, der das Holz der Tür durchschlagen und ihn selbst nur um ein kurzes Stück verfehlt hatte: Es handelte sich um die gebogene Klinge einer Sichel, deren Oberfläche einen durch die Wolken brechenden Sonnenstrahl spiegelte.
    Er hob den Kopf, um nach seinem Herrn Ausschau zu halten; um zu sehen, ob er nicht etwa dort vorne am Boden lag, von dem tödlichen Geschoss schwer verwundet. Doch blieb ihm keine Zeit, etwas Konkretes zu erspähen, denn für den Sekundenbruchteil, den er noch aufrecht stand, war ihm die Sicht von einem wirbelnden, schwarzen Loch genommen, das in enormem Tempo auf ihn zuraste. Im nächsten Moment knallte das Ding gegen ihn wie die ungeheure Wucht einer Sturmböe. Über sich hörte er im Moment des Fallens ein Surren direkt über seinem Kopf.
    Er schlug hart auf den Boden auf und blieb vor Schreck gelähmt auf dem Rücken liegen, starrte mit weit geöffneten Augen in den Himmel. Es dämmerte ihm, dass das, was ihn umgeworfen hatte, eine dieser unsagbaren Kreaturen gewesen sein musste. Würde eine weitere Attacke folgen? Er sah und hörte nichts mehr von diesem Wesen, doch in seiner Stellung hatte er nicht gerade einen

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