Elwin - Goldrausch (German Edition)
drückte das Gesicht des Mannes auf den Boden.
»Seid ihr verrückt geworden, einen Mann der schönen Künste anzugreifen«, schimpfte der mit erstickender Stimme und trat um sich.
»Schrei nicht und sag uns deinen Namen!«, knurrte Groohi. »Vorher lassen wir dich nicht los!«
Der Orlande war mit einer grün-rot gestreiften Jacke bekleidet. Die Außenseiten der Hose waren rot, die Innenseiten grün. Neben ihm lag ein bunter Hut, der aussah, als hätte man ihn aus vielen Stoffresten angefertigt.
»Lukas«, pustete er in den Boden. »Ich heiße Lukas und war seiner Lordschaft Dichter und Sänger«, brummte er und gab seinen Widerstand auf.
Elwin blickte sich um und sah zu seiner großen Beruhigung keine weiteren Orlanden. Aber was hieß das schon in diesem eigenartigen Wald.
»Bist du allein?«, fragte er.
»Ja!«, antwortete Lukas, »nur mein Lied ist mit mir.«
Groohi grinste und sagte: »Wir können ihn loslassen, der ist ungefährlich.«
»Woher weißt du das?«, widersprach Sina. »Er ist ein Orlande.«
»Seht ihn euch an«, erklärte Groohi. »Er führt kein Messer mit sich, hat keinen Bogen und redet viel zu viel.«
Batto löste seinen Griff, sprang auf und schaute die Freunde verunsichert an. Elwin zögerte. Auch er war noch nicht davon überzeugt, dass der Mann ungefährlich war, ließ ihn aber dennoch los.
»Steh auf und sag, was du hier machst!«, befahl Groohi. Er bemühte sich, so streng zu klingen wie ein Anführer.
Der Orlande stand murrend auf, schlug Staub und Gras von seinen Kleidern und betrachtete missmutig die vier Abenteurer. Er bückte sich, ergriff seinen Hut, schlug auch hier den Schmutz ab, setzte ihn schräg auf den Kopf, breitete beide Arme aus und sprach: »Ich war seiner Lordschaft Dichter und Sänger, bin es aber nicht mehr länger. Tadelnde Lieder sang ich in seinem Haus, keine Ermahnung, er warf mich raus.«
»Ihr kennt die Orlanden. Habt ihr den schon einmal gesehen?«, fragte Elwin Sina und Batto.
Beide schüttelten den Kopf und Sina meinte: »Wir kennen nur diejenigen, die am Damm und im Bergwerk arbeiten, die anderen nicht.«
»Was machst du hier?«, fragte auch Elwin.
Lukas betrachtete ihn eingehend, dann verbeugte er sich und zog den Hut.
»Er ist nicht Hase, er ist nicht Bär. Nenn deinen Namen, es ist nicht schwer.«
Elwin schmunzelte, stellte seine Freunde und sich dem Orlanden vor. Lukas verbeugte sich galant vor Sina.
»Aber nun sag, was machst du hier? Weshalb bist du nicht bei den anderen im Lager?«
Lukas verdrehte die Augen.
»Es ist immer das Gleiche«, seufzte er theatralisch, »niemand lauscht den mahnenden Worten eines Künstlers.«
»Und was geschah?«
»Was geschah, was geschah?«, wiederholte Lukas und hob die Hände beschwörend zum Himmel. »Wer kennt seiner Lordschaft Gedanken, die wie Gras im Winde schwanken?«
Batto wurde unruhig.
»Wir müssen weiter«, drängte er leise.
Über Lukas Gesicht huschte ein Lächeln. Er drehte sich zum Tal und blickte auf den Stausee.
»Zwei Männer fielen vom Himmel.« Er musterte Elwin und Groohi. »Ich kenne euch. Ihr seid gestern in den See gefallen und sucht nun nach den Königen der Lüfte.«
»Was weißt du von den Vögeln?«, fragte Elwin.
Lukas blickte in den blauen Himmel.
»Seiner Lordschaft Traum, der wurde wahr. Er wusste es, als er die Adler sah.«
Batto drängte abermals zum Weitergehen, auch Sina wurde ungeduldig.
»Lasst uns nicht unnötige Zeit mit diesem verrückten Kerl verschwenden, gehen wir«, forderte sie ungehalten.
»Einen Moment«, entgegnete Elwin. »Erzähle uns von diesem Traum.«
»Naplus hatte vor langer, langer Zeit einen Traum«, begann Lukas. »Ich war erst kurze Zeit in seinen Diensten, als er eines Morgens einen seiner Diener schickte, es sei dringend. Der Lord wartete ungeduldig auf mich, trug seine edelsten Gewänder und hatte eine Goldkette mit seinem Wappen auf der Brust. Er erzählte, ihm sei im Traum ein Adler erschienen. Der Vogel hätte von seinem legendären Ruf gehört und sei nun aufgebrochen, ihn zu suchen und ihm zu dienen.«
Groohi grinste und Lukas schmunzelte.
»Der Lord ist ein Schurke, oh für wahr«, sagte er und hob die Hände beschwörend in die Höhe, »aber sein Traum, der wurde wahr.«
»Glaubst du das?«, fragte Elwin.
»Ich mag ein Narr sein, aber ich bin nicht dumm«, erwiderte Lukas in ganz sachlichem Ton. »Die Geschichte von eurer Ankunft sprach sich in Windeseile herum. Naplus gab Order, die Adler zu fangen. Was er mit
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