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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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fallen. Selbst die modrige Luft in der Burg empfand Elwin jetzt als Wohltat, als sie ihm in die Nase strömte. Er schaute durch den Türspalt, sah Prinz Taron, dessen Kopf nach vorne geneigt auf der Brust lag. Er starrte geradewegs auf den Tisch. Hatte er ihn bemerkt oder schlief er nun?
    Elwin zögerte, drückte dann die Tür weiter auf, schob sich vor und schaute hinaus. Prinz Taron hob den Kopf. Sein Gesicht war bleich und ausdruckslos, als sei er ein lebender Toter. Die Haut war so weiß wie die Kerzen in den Haltern. Prinz Taron stöhnte, öffnete den Mund, stieß einen kraftlosen Laut aus. In diesem Augenblick stand Rago vor ihm.
    »Mein Prinz«, sagte er mit erstaunlich sanfter Stimme, »bald hat das Leid ein Ende. Halte durch.«
    Elwin war so erschrocken. Im ersten Moment war er unfähig, sich zu bewegen, ja, überhaupt einen Gedanken zu fassen. Prinz Taron stöhnte heftig und starrte auf die Schatzkiste. Elwin löste sich aus seiner Starre, packte entschlossen die Tür und zog sie wieder zu.
    »Es ist alles in Ordnung«, beruhigte Rago den Prinzen. »Es ist der Fluch, der dich zum Wahnsinn treibt. Bald ist es vorbei und du wirst wieder unser Anführer und rechtmäßiger Herrscher von ganz Maledonia sein.«
    Der Prinz stöhnte abermals.
    »Ich sehe«, erklärte Rago, »du sorgst dich um die Schatzkisten. Sei beruhigt, Taron, beide sind hier sicher.« Zur Verdeutlichung schlug er mit einer Hand auf Elwins Kiste. Dem schmerzten die Ohren, so laut war der Schlag von Ragos Hand.
    »Ich helfe dir in die Jacke«, sagte Rago. »Sie ist gewaschen. Du möchtest doch würdevoll die Macht übernehmen.«
    Prinz Taron murmelte unverständliche Worte. Elwin schaute durch ein Loch und sah Rago dem völlig hilflosen Prinzen die Jacke anziehen. Elwin war beruhigt, der Prinz stellte keine Gefahr dar, solange er nicht zu laut stöhnte, wenn er ihn sah. Schließlich verließ Rago das Zimmer und schloss die Tür.
    Elwin zögerte nicht, öffnete die kleine Tür in der Schatzkiste, schlüpfte hinaus auf den Tisch, stellte sich auf und reckte sich. Er und Prinz Taron starrten einander an. Elwin legte eine Pfote auf den Mund und sagte leise: »Keine Angst. Ich habe die Feen reingelegt und bin hier, um euch zu helfen.« Er wusste nicht, ob Taron ihm die Lüge glaubte. Hauptsache, der Kerl blieb ruhig und rief nicht nach Rago. Und er musste rechtzeitig die Schritte der anderen Männer hören, wenn sie zurückkehrten.
    Prinz Taron jedoch durchschaute ihn, stöhnte, legte beide Hände auf die Armlehnen des Sessels und wollte sich erheben. Dann verließen ihn die Kräfte und er fiel wie leblos zurück. Der Kopf sank auf die Brust. Elwin schaute ihn an. War der Prinz tot? Ihm war es gleichgültig. Taron hatte viel Leid und Schmerzen über sein Volk gebracht und manch einem das Leben genommen.
    Elwin schloss die Tür der Schatzkiste. Erst jetzt sah er, dass sie von außen nicht zu verriegeln war. Hoffentlich bemerkt es keiner, bis ich geflohen bin, dachte er. Geschwind wandte er sich der richtigen Schatzkiste zu. Er griff in die Jackentasche, nahm einen Schlüssel heraus, probierte nacheinander die Schlösser, bis er eins öffnen konnte. Das Schloss sprang klickend auf.
    Im selben Augenblick öffnete jemand die Zimmertür, blieb im Rahmen stehen und erteilte eine Anweisung. Elwin drückte das eben geöffnete Schloss zu, und hüpfte leise vom Tisch. Er hechtete zu einer dunklen Nische neben einem verloschenen Kamin, drückte sich mit dem Rücken fest an die Wand und zog die schwarze Kapuze seines Umhangs über.
    Rago trat in den Raum, einen Becher mit Wasser in der Hand. »Prinz Taron«, sagte er leise. Der Prinz bewegte träge den Kopf. Er ist also doch nicht tot, dachte Elwin, dessen Herz vor Angst bis zum Hals schlug. Sein Blick raste durch das Zimmer, auf der Suche nach einem Versteck oder Fluchtweg. Aber es gab nur einen Weg, diesen Raum zu verlassen, den durch die schwere Tür, durch die Rago gekommen war.
    Wortlos stellte der den Becher auf den Tisch und verließ das Zimmer. Die Tür fiel ins Schloss. Elwin rannte zum Tisch zurück, nahm den Schlüssel, der zum ersten Schloss passte, öffnete es, zog den nächsten aus der Tasche und probierte die übrigen Schlösser durch, bis alle vier offen waren.
    Aber wo war der fünfte Schlüssel? Die Bande hatte ihn dem entführten Ehrenwächter geraubt. Jedenfalls ging in Longor jeder davon aus, dass Rago diesen Schlüssel in seinen Besitz genommen hatte. Elwin sah sich hastig um, sprang vom

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