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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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wirbelte Wasser. Das seltsame Wesen verharrte im Brunnen und starrte die beiden Freunde einen Moment an. Plötzlich bildete das glatte Gesicht eine Nase aus; dick und rund, war sie der von Groohi zum Verwechseln ähnlich. Das blaue Geschöpf holte tief Luft, Wasser wirbelte in seinem Kopf und im Hals. Durchsichtige lange Ohren wuchsen in die Höhe, gleich denen von Elwin. Er hob sie an und drehte sie nach vorne.
    Groohi fasste Elwin hektisch am Arm und zog ihn vom Brunnen weg. »Pletomuk!«, flüsterte er mit großer Furcht in der Stimme. »Das ist der Geist des Rosenwassers.«
    Pletomuk schaute ihn an und formte einen lächelnden Mund. »Ganz recht, mein Freund. Ich bin Pletomuk und freue mich über euren Besuch. Ihr wisst nicht, wie einsam ich in meinem Reich dort unten lebe.«
    »Vorsicht«, mahnte Groohi. »Niemand ist ihm bisher begegnet. Ich dachte, er sei eine Erfindung, eine irre Geschichte, du weißt schon. Man erzählt sich von seiner Güte, von seiner Kunst, aus Quellwasser Rosenwasser reifen zu lassen, aber auch von seiner List. Er hat das Gute und das Böse unter seiner Herrschaft.«
    »Du musst Groohi sein«, vermutete Pletomuk in beinahe gleichem Tonfall. »Ich habe dich an deiner Stimme erkannt. Du hast mit deinen Freunden mein Wasser für die Feen in Verwahrung genommen.«
    Groohi schwieg.
    Pletomuk zog sich mit beiden Händen aus dem Brunnen empor und setzte sich auf den Rand, Beine und Füße innen. Sein Körper war durchsichtig. Rosen, Blätter und Dornen hinter ihm waren deutlich zu sehen. Pletomuk hob den Kopf, schaute in die Baumkronen, in den blauen Himmel. Zweige der Rosen steckten in seinem Bauch, aber er schien es nicht zu bemerken. Er senkte den Blick, wandte sich wieder Elwin und Groohi zu und verbeugte sich gewandt.
    »Ich danke euch für euren Besuch, meine Freunde. Ich danke euch für die Worte, die wir miteinander sprechen.« Er wandte sich nach rechts. »Und ich danke euch, dass ihr diese schwere Platte zur Seite geschoben habt und mir einen Augenblick im Licht schenkt.« Er sog tief Luft ein und betrachtete aufmerksam sein kleines Reich außerhalb des Brunnens, als wollte er den Anblick unauslöschlich in sein Gedächtnis einprägen.
    »Wisst ihr, ich bin älter als diese Steine, aus denen deine Vorfahren, Groohi, einst diesen Brunnen bauten. Sie legten eine Platte darüber und sagten, es sei zu meinem und der Feen Schutz. Seither steige ich nur zweimal im Jahr hinauf, schiebe die Platte eine Handbreit zur Seite und nehme mir den leeren Flakon und euer Geschenk. Das ist der Augenblick, in dem ich auch den Himmel betrachte.
    Ein Jahr später, wenn der scheidende Winter und der kommende Sommer sich bei Tag- und Nachtgleiche treffen, steige ich früh am Morgen wieder hinauf, um den neuen Flakon und fünf Becher hinauszustellen. Dieses Jahr ahnte ich, dass etwas Schreckliches geschehen wird. Wisst ihr, in meinem Reich höre ich alle Schritte auf dem Waldboden. Ich war unruhig und konnte nicht mehr länger warten. So stieg ich in der Nacht hinauf, aber der Wald war zu dunkel.«
    Pletomuk sah Groohi an. »Am nächsten Morgen hörte ich dich und deine Freunde. Da war ich beruhigt und wusste das Rosenwasser in sicheren Händen.« Er hob eine Hand und deutete in den Wald. »Vergangene Nacht hörte ich drei Fremde miteinander sprechen. Sie trafen auf Fofenda und verließen den Wald nicht mehr. Später folgten weitere Fremde. Sie sprachen dort miteinander.« Er zeigte auf die Pforte.
    Elwin trat zwei Schritte vor. Pletomuk schien ihm ungefährlich, dennoch blieb er vorsichtig. Zweimal hatte er sich über Groohis Mahnungen hinweggesetzt, hatte geglaubt, es besser zu wissen. Konnte jemand, der den Bewohnern Maledonias die Feen und deren Wasser zum Geschenk gab, Groohi und ihm schaden wollen? Dennoch, der Wassermann war kräftig, sie wären ihm hilflos ausgeliefert.
    »Du musst dich nicht fürchten«, deutete Pletomuk sein Verhalten. »Meine Welt endet hier. Die Verbindung zur Quelle, zum Wasser, darf niemals unterbrochen werden. Kommt zu mir, ich freue mich, euch mein Reich zu zeigen.«
    Elwin blickte zu Groohi. Der mahnte ihn wortlos, Abstand zu halten. Elwin blieb stehen und fragte: »Du hörtest fremde Stimmen und Schritte? Schritte von Trollen?«
    »Ich weiß, was du meinst. Dein Schritt ist leichter, beinahe lautlos. Groohi hat einen festen Schritt, tack, tack, tack. Die, die ich hörte, gingen schleifend über den Boden.« Er führte eine Hand auf die Steine und machte das Geräusch nach.

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