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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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fiel auf den Po.
    Zwischen den Brettern, tief unter sich, sah er den reißenden Strom. Wäre er nicht selbst in diesem weiß schäumenden Wasser unterwegs gewesen, hätte er niemals geglaubt, dass dort irgendein Lebewesen außer einem Fisch jemals lebend herauskäme.
    Die Männer packten Elwin, halfen ihm auf und starrten ihn an. Auch Elwin war sprachlos. Speiende Drachen und bunte Schlangenköpfe drohten auf den nassen Oberarmen der Wachen. Tiefe Furchen prägten die von Wind und Wetter gegerbten Gesichter. Die Augen waren hart und unnachgiebig. Nur die runden Nasen und dünnen Kopfhaare wiesen sie unverkennbar als Bohaben aus.
    »Wer bist du?«, bellte der Wachmann in einem Tonfall, als sei er entschlossen, Elwin bei der ersten falschen Antwort in den Fluss zu werfen.
    »Er ist mein Freund«, stieß Groohi hervor, der von zwei Männern auf die Brücke gehoben wurde. Er bedankte sich bei seinen Rettern mit Handschlag und kam Elwin zu Hilfe.
    »Er ist mein Freund. Lasst ihn passieren.«
    »Niemand sagt mir, wen ich passieren lasse, und wie ich meine Wache zu erledigen habe.« Der schwere Atem des Mannes passte zu den Drachenköpfen auf den verschränkten Armen.
    »Lasst Groohi und seinen Begleiter durch!«, schrie eine junge Stimme in die momentane Anspannung hinein. »Hochbohabe Dobin möchte Groohi sofort sprechen!«
    Ein junger Mann hetzte den Weg zur Brücke hinab. Elwin fürchtete, er fiele jeden Augenblick über seine Füße. Vor den Wachen blieb er atemlos stehen, stützte sich mit beiden Händen nach vorne gebeugt auf den Oberschenkeln ab und wiederholte den Befehl: »Dobin erwartet die zwei! Sofort!«
    Stumm musterte der Wachmann Elwin, schüttelte den Kopf und spuckte über das Brückengeländer in den Fluss.
    »Was steht ihr herum?«, brüllte er. »Holt die Seile ein! Muss ich das selbst tun?« Er machte eine Pause, als müsse er den Befehl noch einmal überdenken. »Lasst sie gehen!«, brummte er.
    Der junge Mann verbeugte sich vor Groohi. »Mein Name ist Rano, ich bin Diener des Hochbohaben. Er hörte die Rufe am Fluss und deinen Namen. Er muss dringend mit euch sprechen.«
    »Und wir mit ihm«, entgegnete Groohi.
    Rano ging voraus, Groohi und Elwin folgten.
    Groohi flüsterte: »Es tut mir leid, was eben auf der Brücke geschah, aber so einen wie dich haben sie noch niemals zuvor gesehen.«
    »Das möchte ich auch hoffen«, brummte Elwin.
    Groohi deutete mit dem Kopf auf das Dorf. »Bogolan! Hier bin ich aufgewachsen.« Stolz schwang in seiner Stimme.
    Der Anblick war atemberaubend. Zwischen zwei Bergrücken eingebettet, mehr als doppelt so groß wie Longor, hatten die Bohaben auf drei Ebenen Häuser und Plätze errichtet. Die gebogene Mauer fügte sich ins rückwärtige Felsmassiv, dessen steile Flanken wehrhaft in die Höhe ragten. Neben dem Dorf war ein Wasserfall. Im Licht der Sonne schien es, als läge ein breiter Schleier aus Silber im Berg.
    Elwin hatte von Bogolan und seinen Bewohnern gehört, von geschickten Handwerken ebenso wie von gewagten Baukünsten. Auch Groohi hatte ihm bei seinem ersten Besuch in Maledonia von seiner Heimat erzählt, aber so umwerfend hatte er sich Bogolan nicht ausgemalt.
    »Meine Vorfahren wählten den Ort mit Bedacht«, erklärte Groohi würdevoll. »Jeder Angriff auf das Dorf kann nur über die Wiesen und den Fluss erfolgen. Angreifer müssen den Trong queren, dabei verlieren sie Zeit, Mut und Kraft. Auch die schroffen Felsen hinter dem Dorf sind nur mühselig zu überklettern.«
    »Wurde Bogolan schon einmal angegriffen?«, fragte Elwin.
    »Nein. So dumm war noch niemand.« Groohi grinste stolz.
    Zwei Bauern hatten am Weg eine kurze Rast gemacht. Sie hoben ihre Säcke auf die Schultern und schleppten sie weiter. Von irgendwo hinter den Mauern ertönten Trommeln und Schellen.
    Ein schweres Holztor mit eisernen Beschlägen schützte Bogolan. Nur eine schmale Seitentür war geöffnet, so war man gezwungen, nacheinander die Wachen zu passieren.
    »Glaub nicht, dass Bogolan immer so unfreundlich ist«, sagte Groohi. »Wir bereiten uns aber, so gut es geht, auf die Zeit nach den Feen vor.«
    Die Bauern setzten die Säcke ab und öffneten sie. Der Wachmann blickte kurz auf die Kartoffeln des ersten Sacks, stieß mit dem Messer in den Kohl des zweiten, nickte und ließ den Bauern passieren.
    Rano war der Nächste und meldete: »Groohi und sein Freund. Sie werden von Dobin erwartet.«
    Der Wachmann hatte Elwin nur flüchtig wahrgenommen; als er ihm direkt in das

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