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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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    Nur das. Keine Adresse.
    »Wenn dir irgendetwas passiert, kleiner Schatz, erreichst du Daddy unter dieser Nummer – immer«, klang es in ihrem Kopf.
    Nie hatte sie gewusst, wofür die seltsamen Buchstaben unter dem Namen ihres Vaters standen. Nun hatte Cooper sie an einer Tür gesehen. In einem Traum. Einem Traum, der sie zu einem weiteren Geheimnis ihrer Kindheit geführt hatte.
    Was hatte das zu bedeuten? Hatte es überhaupt etwas zu bedeuten? Oder hatte ihr Unterbewusstsein ihr einen Streich gespielt? War vielleicht alles nur ein chaotisches Gebräu von Erinnerungsfetzen, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten? Und war auch die Krankenstation, die sie im Traum gesehen hatte und die – falls es sie wirklich gab – vielleicht Big Mamas Rettung barg, nichts als eine Ausgeburt ihres Unterbewusstseins, nur die geträumte Erfüllung innig gehegter Wünsche?
    Ein Jucken hinter ihrem Auge unterbrach ihren Gedankenfluss. Sie wusste, was kommen würde, rieb sich das Gesicht in der Hoffnung, es noch unterdrücken zu können, doch die Bilder waren stärker.
    Dunkelheit.
    Hier und dort einzelne Lichtstrahlen, die durch Lücken im Mauerwerk drangen. Das Erdgeschoss.
    Cooper kniff sich selbst in den Unterarm, und die Bilder brachen ab. Sie atmete tief durch. Dann wurde ihr bewusst, dass sie nicht mehr an die Zeit gedacht hatte. Die Zigarre. Adrenalin trieb ihren Puls in die Höhe und ließ ihr Gesicht heiß werden. Sie stopfte die Visitenkarte in ihren Rucksack, den sie sich noch schnell vom Esstisch gegriffen hatte, und stürmte los.
    Die eisernen Stufen der Wendeltreppe knallten und ächzten wütend unter ihrem Gewicht. Fast sekündlich rechnete sie damit, wieder jenes hässliche Zischen zu hören, das ihr ein grausames Begräbnis unter den Trümmern des Gebäudes verheißen würde, aber noch immer waren dort draußen nichts anderes als ein paar vereinzelte Stimmen zu hören. Dennoch war ihr nur zu klar, dass es jeden Moment so weit sein konnte.
    Sie ergriff mit einer Hand die Mittelsäule der Treppe und übersprang die letzten Stufen mit einem gewaltigen Satz.
    Bitte, lieber Gott, wenn es dich gibt …
    Zwanzig Meter voraus konnte sie die Umrisse der Falltür sehen. Irgendjemand war umsichtig genug gewesen, eine kleine Lichtquelle unten an den Sprossen liegen zu lassen, sodass der Schimmer die Öffnung aus der umgebenden Finsternis schälte. Sie atmete auf. Nur noch ein paar Sekunden, dann würde sie im Tunnel verschwinden und McCann weit hinter sich lassen. Vielleicht für immer.
    Kurz durchfuhr sie der Gedanke, dass dies auch der Abschied von diesem Haus war, ihr Heim seit vielen Jahren. Doch sie unterdrückte das Gefühl der Trauer. Keine Zeit.
    Ein kalter Luftzug an ihrer Seite.
    Sie fuhr zusammen, blieb stehen.
    Schritte vor ihr in der Dunkelheit. Ein großer, dunkler Schatten war an ihr vorbeigehuscht, strebte auf den Lichtschimmer zu, drehte sich um.
    Groß und hager.
    Silbrige Strähnen durchzogen ungekämmtes Haar.
    Sie kannte diese blauen Augen tief unter den buschigen Brauen.
    Es waren ihre eigenen.
    Sie erstarrte.
    Ein lang vergessenes Wort wühlte sich an die Oberfläche ihres Bewusstseins.
    »Daddy?«
    Sie spürte, wie Tränen ihre Augen füllten und ihre Knie nachgeben wollten. Sie kniff die Augen zu und öffnete sie wieder. Doch das Gespenst – oder was immer es war – stand weiterhin dort im Lichtschein.
    Zzzzsssssschhhhh …
    O mein Gott. Nicht jetzt.
    Sie konnte die ungefähre Richtung des Geschosses erahnen. Mühelos durchschlug die Granate den Grill eines alten Ventilators und bahnte sich fauchend ihren Weg in das Innere. Instinktiv war Cooper bereits auf die hohe Gestalt neben der Falltür zugesprungen.
    »Weg da!«, hörte sie ihre eigene Stimme.
    Doch es war schon zu spät.
    Die Granate hatte ihren Vater fast erreicht.

5
    Maureen Larson faltete ein Leintuch zusammen und verstaute es in dem kleinen Schränkchen.
    »Jimmy, komm und hilf deiner Mutter!«, rief sie durch die Tür nach draußen.
    Der ältere ihrer beiden Söhne erschien im Türrahmen. Sein Schatten war kurz, die Sonne stand schon recht hoch am Himmel. In einer guten Stunde würde der Mittagsgong die Gemeinde zur Versammlung rufen, denn es war der erste Sonntag des Monats. Bei dem Gedanken wurde ihr die Kehle eng und das Herz schwer. Sie hatte in der letzten Nacht kaum Schlaf gefunden. Wäre doch nur Ben noch da. Er hätte in der Versammlung die richtigen Worte gefunden. Die Leute hatten ihn respektiert. Sein Wort hatte

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