Elysion: Roman (German Edition)
Waldbrand hätte kommen können, der große Teile der Gemeinde ausgelöscht hätte.«
»Gut«, sagte der Pontifex etwas irritiert über den unerwünschten Vortrag. Hatte da etwa ein Vorwurf mitgeschwungen? »Erinnere mich daran, Matthew und seinem Löschtrupp bei der nächsten Versammlung eine Belobigung auszusprechen.«
Er wollte weitergehen, aber Tenson blieb ihm im Weg stehen. »Das werde ich, Pontifex«, versicherte er. »Da diese dringliche Angelegenheit nun geklärt ist, dürfte ich wohl kurz um Euer Gehör bitten?«
»Nun gut, dann sprich, Tenson.«
David schien den Unwillen in seiner Stimme zu überhören oder nicht bemerken zu wollen. »Ich denke, es wäre besser, wenn wir uns unter vier Augen unterhalten«, sagte er und zwinkerte ihm verstohlen zu.
Für einen Moment erwog der Pontifex, den Kerl für diese unerhörte, vor aller Augen begangene Vertraulichkeit von den Malachim bestrafen zu lassen. Dann fiel ihm wieder seine missliche Lage ein, und er verkniff sich jede Reaktion.
Er gebot Tenson mit einem Handzeichen, ihm zu folgen, und betrat die nächstbeste Hütte. Es handelte sich um eine Schmiede. Ein Amboss stand unter dem Abzug in der Mitte, eine offene Esse spendete flackerndes Licht. Der Geruch des Feuers lag über allem.
Die ungewöhnlich hellen Augen des Schmieds weiteten sich, als er den Pontifex gewahrte. Er verbeugte sich unbeholfen. Auch seine Frau, die aus dem angrenzenden Wohnraum herüberkam, deutete eine Verneigung an, wobei sie allerdings den Pontifex nicht aus den Augen ließ. Irgendetwas in ihrem Blick gefiel ihm nicht, und er war sich sicher, die Frau zu kennen, aber ihm wollte nicht einfallen, woher.
»Pontifex, was können wir für euch tun?«, fragte der Schmied in unterwürfigem Tonfall.
»Ich habe mit diesem Mann hier eine vertrauliche Angelegenheit zu besprechen.«
Die beiden sahen ihn leicht konsterniert an, dann aber zog die Frau ihren widerstrebenden Mann am Arm aus der Hütte. Der Pontifex wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
Er trat an die Esse. Der Schmied hatte einen eisernen Schürhaken darin hinterlassen, dessen Spitze bereits zu glühen begonnen hatte. Er zog ihn aus der Esse und beschrieb damit kleine Kreise über der Asche. »Sprich, Tenson!«
»Das scheint alles etwas anders gelaufen zu sein als geplant, heute im Tempel.«
Der Pontifex zuckte mit den Schultern, ohne sich umzudrehen. Er schuldete niemandem Rechenschaft.
»Nun ja«, setzte Tenson erneut an, »ich hoffe, dass das unser kleines Geschäft nicht in irgendeiner Weise berührt.«
Der Pontifex hob den Schürhaken so an, dass er die glühende Spitze aus der Nähe betrachten konnte. Die Glut schien ein Eigenleben zu haben; Wellen von dunklem Orange und hellem Gelb pulsten über das heiße Metall.
»Welches Geschäft?«, fragte er.
»Nun, wenn ich mich recht entsinne, hattet Ihr mir für die rechten Worte zur rechten Zeit den Posten des Gemeindekämmerers zugesagt.«
Der Pontifex ließ den Schürhaken langsam auf halbe Höhe sinken. »Und wenn ich mich recht entsinne, solltest du mir helfen, die beiden Larsons ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Tatsächlich läuft aber einer der beiden immer noch frei herum. Ich sehe nicht, dass ich dir für dieses unbefriedigende Ergebnis irgendetwas schuldig bin.«
»Das ist doch nicht meine Schuld!«, begehrte Tenson auf. »Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt. Was kann ich dafür, wenn die Malachim so versagen?«
Zischend fuhr die glühende Spitze durch die Luft und verharrte direkt vor Tensons Nase. »Versagen?« Die Stimme des Pontifex klirrte wie Eis. »Vorsicht, Freundchen. Du sprichst hier von den Engeln des Herrn. Wenn Blasphemie für diese Jungen den Tod bedeutet, dann erst recht für dich. Also achte auf deine Worte.«
Tenson wich einen Schritt zurück, den Blick auf das glühende Eisen gerichtet. »Ich bitte um Entschuldigung, Pontifex. Es war nicht meine Absicht …« Er hob entschuldigend die Hände.
Irgendetwas in seinem Gesicht gefiel dem Pontifex nicht. Es lag einfach zu wenig Angst darin. Tatsächlich sah Tenson immer noch recht anmaßend drein. Nun, er würde ihn sich später noch einmal vorknöpfen müssen, aber hier und jetzt war weder die rechte Zeit noch der Ort dafür.
Der Pontifex ließ die Spitze des Schürhakens langsam vor Tensons Körper nach unten gleiten. »Ich habe gerade beschlossen, dass die Vermögensverwaltung der Gemeinde bei mir auch in Zukunft sehr gut aufgehoben ist. Das Gespräch ist
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