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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Versuch wert«, sagte Stacy.
    Cooper staunte innerlich, dass sie eine unerwartete Verbündete gefunden hatte.
    »Ich glaube nicht, dass das Gebäude geplündert wurde«, sagte Gregory. »Viel wahrscheinlicher ist, dass es im Krieg hermetisch abgeriegelt wurde. Falls es verlassen ist und es keinen Strom mehr gibt, sind sicherlich auch die Zutrittssysteme ausgefallen.«
    »Und wie sollen wir dann hereinkommen?«, fragte Brent.
    »Na, dafür habt ihr dann mich«, sagte Cooper eifrig.
    Brent bedachte sie mit einem skeptischen Blick. Cooper war sich im Klaren darüber, dass gerade er wenig Grund hatte, für Big Mama irgendein Risiko auf sich zu nehmen. Wahrscheinlich war er insgeheim froh über die Aussicht, sie bald los zu sein.
    Aber sie hatte noch einen Trumpf im Ärmel …

    Die beiden Mitglieder des Kollektivs drückten ihn in die Hocke. Dutzende weitere standen rund um ihn unter den Bäumen, wo sie in der Dunkelheit nur als Schattenrisse auszumachen waren. Einer von ihnen trat ins Mondlicht.
    »Was willst du tun?«, fragte er. »Mich töten? Du wirst damit keinen Erfolg haben.«
    Er konnte im Mondlicht sehen, wie die Hand des Kollektivs transparent wurde. Sie griff nach seiner Brust. Er konzentrierte sich auf den Bereich, wo sie gleich eindringen würde. Das Kollektiv griff nach seinem Herzen, doch die Hand fuhr ins Nichts. Erstaunt zog sein Henker sie zurück.
    Das Kollektiv stieß ein vielstimmiges Raunen aus.
    »Ich bin ein Teil von dir«, sagte er.
    Das Kollektiv schüttelte den Kopf.
    »Du bist nicht ich, und ich bin nicht du«, kam es aus ein paar Dutzend Mündern.
    »Es hat einen Unfall gegeben«, erklärte er. »Dabei kam es zu einer Verbindung zwischen mir und einem Menschen. Aber die Verbindung ist nicht die gleiche wie zu dir. Sie ist lückenhaft. Wir sind nicht eins, aber auch nicht geteilt. Es ist unperfekt.«
    »Wenn du Teil von mir bist oder warst, warum hast du mich im Tempel der Menschen angegriffen?«
    »Ich wollte deine Aufmerksamkeit. Ich möchte wieder Teil von dir sein. Es ist schmerzlich und einsam ohne dich. Ich fühle mich wie ein Tropfen, der den Ozean verlassen hat. Nimm mich wieder auf.«
    Eine Weile verharrte das Kollektiv, bewegungslos, schweigend. Schließlich erhob sich der Chor der Stimmen erneut. »Das liegt nicht in meiner Macht.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte sich das Kollektiv um und strömte hinaus in die Dunkelheit des Waldes.
    Er war wieder allein.

    Der Pontifex bahnte sich einen Weg durch die Umstehenden. Kam es ihm nur so vor, oder teilte sich die Menge diesmal nicht so bereitwillig vor ihm wie sonst? Lag da noch etwas anderes als Ehrfurcht in den Hunderten Augen, aus denen er gemustert wurde? Neugier? Zweifel? Spott?
    Er unterdrückte die Wut, die in ihm kochte, und bemühte sich, Würde und Gelassenheit auszustrahlen. Doch es fiel ihm schwer. Ohne die Malachim an seiner Seite kam er sich nackt vor. Was war nur in sie gefahren? Nie in all der Zeit hatten ihn seine Schöpfungen im Stich gelassen.
    Es hatte damit angefangen, dass sie sich untereinander bekämpft hatten. Wahrscheinlich war dafür der Renegat verantwortlich, der ihm entkommen war. Er hatte die Gefahr eindeutig unterschätzt, die von diesem Wesen ausging. Es hatte sich gegen ihn gestellt.
    Nun aber war auch das Kollektiv verschwunden, ohne auch nur einen Versuch zu unternehmen, die Kinder einzufangen, die sich gegen ihm widersetzt und dadurch seine Autorität schwer beschädigt hatten.
    Wie dumm waren seine Skrupel gewesen. Dabei hätte er es besser wissen müssen. Schließlich waren an der Zerstörung seiner Familie auch Kinder beteiligt gewesen. Nun, er würde sich später um sie kümmern. Sobald die Malachim wieder zur Vernunft gekommen waren.
    Ob der Renegat irgendwelchen Einfluss auf sie genommen hatte? Stand das Kollektiv vor dem Zerfall? Ein schrecklicher Gedanke.
    Er bemerkte neugierige Blicke. Womöglich hatte seine grüblerische Miene seine wahren Gefühle widergespiegelt. Er musste sich zusammenreißen.
    Ein Mann trat aus der Menge hervor. »Pontifex. Auf ein Wort.«
    »Bruder David Tenson. Ich habe leider keine Zeit. Das Löschen der brennenden Tempelbäume hat Vorrang, worum immer es auch gehen mag.«
    »Mit Verlaub, Pontifex, die Brände sind bereits gelöscht. Matthew Whisp hat es eben verkündet. Vier Bäume sind umgestürzt, und ein fünfter muss leider gefällt werden, was in diesen Minuten geschieht. Aber es scheint, als sei alles im Griff, obwohl es bei der momentanen Trockenheit zu einem

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