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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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warum Rasim überhaupt bei ihnen war, wenn er so dachte. Nun, offenbar wollte es irgendeine Vorsehung, dass es in jeder Gruppe mindestens einen solchen Nörgler gab.
    »Halt«, sagte Patrick. Er war vor dem Stamm einer riesigen Eiche stehen geblieben, direkt neben dem äußeren Zaun. Sie sah aus, als ob sie schon Jahrhunderte dort stand. Aber Jimmy hatte einen Baum dieser Größe in wenigen Jahren wachsen sehen. Und so alt der Baum auch wirkte, so unwahrscheinlich war es, dass er schon da gewesen war, als das Umspannwerk errichtet worden war.
    Ein mächtiger Ast ragte in ungefähr sechs Meter Höhe über die Zäune weit in das Innere des Geländes. Jimmy verstand, was Patrick vorhatte.
    Ein paar Meter weiter vorn stand Rasim. Den Blick ebenfalls auf den Ast geheftet, schüttelte er fast unmerklich den Kopf.

    Die Schmerzen waren das Erste, was der Pontifex spürte. Er lag auf dem Rücken. Vorsichtig betastete er seinen Schädel. Da war eine recht große und schmerzhafte Beule am Hinterkopf. Er ließ seine Finger durchs Haar gleiten. Keine Feuchtigkeit, also kein Blut. Wahrscheinlich hatte er sich die Beule zugezogen, als er auf den Boden aufgeschlagen war. Damit war jedoch das eigentliche Rätsel noch nicht geklärt: Was hatte ihn zu Fall gebracht?
    Endlich öffnete er die Augen. Das grelle Licht fachte seinen Kopfschmerz an wie frischer Sauerstoff einen Schwelbrand. Neben sich sah er noch etwas unscharf die zylindrische Form der Maschine. Er legte eine Hand auf den Rand und zog sich in eine sitzende Position. Sofort begann der Schmerz in seinem Schädel so wild zu pochen, dass er seine Entscheidung bedauerte. Er schloss die Augen wieder, legte den Kopf in den Nacken und wartete, bis der Schmerz ein wenig abnahm. Dann endlich schaute er sich um.
    Nichts Besonderes. Das Labor schien unverändert, alles war an seinem Platz. Das einzig Ungewöhnliche war er selbst beziehungsweise seine Lage. Was, zum Teufel, war nur passiert?
    Seine letzte Erinnerung war, dass er einen Schöpfungsakt in Gang gesetzt hatte. Zumindest erinnerte er sich, dass er zu diesem Zweck sein Labor betreten hatte. Was er nicht mehr wusste, war, ob er die Maschine auch tatsächlich in Gang gesetzt hatte. Nun, ein bisschen retrograde Amnesie war bei so einer Kopfverletzung, wie er sie offenbar erlitten hatte, nichts Außergewöhnliches.
    Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als sich die Steuerungsdaten anzusehen, um festzustellen, ob er seine Entscheidung in die Tat umgesetzt hatte. Aber vorher musste er irgendetwas gegen diese mörderischen Kopfschmerzen unternehmen. Ob er eine Gehirnerschütterung davongetragen hatte?
    Aber das wäre egal. Weder hatte er den Sachverstand noch das Instrumentarium, sich darüber Gewissheit zu verschaffen, und schließlich hätte er aus der Erkenntnis ohnehin keinerlei sinnvolle Handlungsmaxime ableiten können. Für Bettruhe oder ähnliche Sperenzchen hatte er gerade jetzt wahrlich keine Zeit; dort draußen drohte sein Reich zusammenzubrechen.
    Langsam und sehr behutsam kämpfte er sich auf die Füße, eine Hand fest am Rand des Konus, der neben ihm aufragte. Wieder pochte der Schmerz hinter seiner Stirn wie ein wildes Tier, das sich aus seinem Schädel befreien wollte.
    Immerhin kannte er sich mit Kopfschmerzen aus. Berufsbedingt sozusagen. Der Muskelkater der Wissenschaftler, so hatte sein Mentor und väterlicher Freund Paul Achilles Cooper immer gesagt. Gottlob war der Sanitätsbereich seines Instituts immer noch hervorragend mit allen möglichen Medikamenten ausgestattet, und darunter befanden sich Mittel, die hundertmal potenter waren als Kinderkram wie Aspirin oder Ähnliches.
    Doch in den Sanitätsbereich musste er sich nicht extra begeben. Er trat an die Steuerungseinheit, in deren Board sich auch ein paar Schubladen befanden, die eigentlich für technische Ersatzteile bestimmt waren, aber die er zu einer kleinen Vorratskammer für Notfälle wie diese umfunktioniert hatte.
    Eine Minute später senkte er die Nadel einer Spritze in seinen Arm. Er lehnte sich zurück und wartete, bis das Pochen in seinem Schädel in den Hintergrund trat und schließlich ganz verschwand. Einer der Vorzüge dieses Mittels war, dass es neben dem schmerzstillenden Effekt auch eine leicht euphorisierende und konzentrationssteigernde Wirkung hatte. Irgendwann würde ihm auch dieser kleine Helfer ausgehen, aber einstweilen lagerten noch etliche Phiolen in einem großen Kühlschrank im Sanitätsraum ein paar Stockwerke

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