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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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verschwunden und die meisten Malachim in eine merkwürdige Starre verfallen. Was auch immer dort passiert war, sie hatten offenbar eine Art Aufschub bekommen.
    »Scheint fast so, als ob sie uns in Frieden verdursten und verhungern lassen«, sagte Rasim, und es klang diesmal überhaupt nicht danach, als wollte er einen Witz reißen.

    Der Pontifex des Elysion saß in seinem Laborstuhl und knirschte vor Wut mit den Zähnen. Es war, als ob irgendein grausamer Schicksalsgott beschlossen hatte, seinem Traum von einer Welt ohne Gewalt und Angst den Todesstoß zu versetzen. Oder genauer gesagt, diese Welt mit mehreren brutalen Stichen Stück für Stück an den Rand des Verderbens zu bringen. Erst Tenson mit seiner egoistischen kleinen Rebellion. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass er so weit hatte gehen müssen, aber der Mann hatte ihn einfach zum Äußersten getrieben. Dann die Malachim, die ihm nach all den Jahren von einer Sekunde auf die andere den Gehorsam versagten. Gerade jetzt, da er sie am dringendsten brauchte. Unter Verweis auf irgendeinen ominösen Boten hatte ihn das Kollektiv abblitzen lassen. Offensichtlich befand sich seine Schöpfung in einem Zustand mentaler Instabilität. Vielleicht das erste Zeichen dafür, dass die Malachim nicht für die Ewigkeit gemacht waren, wie er bisher gehofft hatte. Möglicherweise unterlagen sie irgendeiner Art von Zersetzungsprozess.
    Aber das war nicht einmal das größte seiner momentanen Probleme. Dieses Problem bestand nämlich in einer Zahl. Die Zahl bezeichnete die Temperatur des Kühlmittels im Reaktorkern, und sie war deutlich zu hoch.
    Er hatte immer befürchtet, dass dieser Tag kommen würde. Der Tag, an dem die Technik, die sein gigantisches Einmannlabor am Leben erhielt, ihn im Stich ließ. Allerdings hatte er weniger dramatische Situationen im Kopf gehabt. Eher ein langsames Dahinsterben als das Desaster, das sich nun abzeichnete.
    Was konnte er nur tun? Für die normalen Wartungsarbeiten gab es immerhin ein Manual. Mit dessen Hilfe hatte er es geschafft, den Reaktorbetrieb all die Jahre nach dem Verschwinden des letzten Mitglieds des Betriebspersonals aufrechtzuerhalten. Aber ein Anstieg der Temperatur in dieser Geschwindigkeit und Größenordnung deutete auf ein Problem jenseits der normalen Instandhaltungsarbeiten hin. Seine hoffnungslos veralteten und lückenhaften Erinnerungen an die kernphysikalischen Vorlesungen seiner Studienzeit würden ihm da kaum weiterhelfen.
    In seiner Verzweiflung hatte er bereits das Steuerungssystem einmal herunter- und wieder nach oben gefahren, auf irgendeinen Softwarefehler hoffend, der damit überbrückt werden konnte. Aber als danach alle Systeme wieder online waren, war die Temperatur eine Stunde später wieder um ein Grad Celsius gestiegen. Danach hatte er das Kühlsystem einem kompletten Check-up unterworfen, was ihn fast die gesamte Nacht gekostet hatte. Inständig hatte er darum gebetet, irgendein harmloses kleines Leck im Kühlmittelkreislauf zu finden. Aber nichts dergleichen. Alles schien intakt. Es gab für dieses Phänomen einfach keine Erklärung – oder jedenfalls keine, die er finden konnte.
    Er wusste leider nur zu gut, was das bedeutete. Höhere Temperaturen führten zu mehr Druck im Reaktorkern. Irgendwann würden die automatischen Ventile Wasserdampf ablassen. Dadurch entschwand Kühlmittel aus dem eigentlich geschlossenen Kreislauf. Ab einer bestimmten Verlustmenge waren die Brennstäbe nicht mehr komplett von Wasser bedeckt und heizten sich noch weiter auf. Hatten sie die kritische Grenze von etwa neunhundert Grad Celsius erreicht, würden die Hüllen der Brennstäbe bersten. Durch die Freilegung des radioaktiven Materials würde weitere Hitze entstehen, bis irgendwann der Punkt erreicht war, an dem der Brennstoff selbst schmelzen und schließlich die Reaktoraußenhülle durchdringen würde. Am Ende würden austretende Gase über das Belüftungssystem die unterirdischen Flure des Instituts verstrahlen.
    Der Grund für den Temperaturanstieg war ihm ein Rätsel. Irgendwie hoffte er immer noch auf einen Messfehler. Vielleicht war es auch nur eine vorübergehende Störung im Kühlsystem, etwas, das sich von selbst wieder beheben würde. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass solche Hoffnungen naive Träumerei waren. Und das bedeutete, dass sein unterirdisches Reich dem endgültigen Untergang geweiht war.
    Wie bald dieses Armageddon eintreten würde, war schwer zu sagen. Wenn er den weiteren

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