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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
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wirk­li­che
Welt­an­schau­ung!
    Wahr­schein­lich ist ihm nichts hei­lig; auch nicht die Par­tei. Sie paßt ihm nur
ge­ra­de so. »Wis­sen Sie, We­ber ...« , be­gann er und brach dann ab. Es hat­te kei­nen
Zweck, große Ge­schich­ten zu ma­chen. Einen Au­gen­blick war wie­der die jä­he Angst
da.
    »Na­tür­lich sind die Leu­te un­ter­er­nährt«, sag­te er. »Aber das ist nicht un­se­re
Schuld. Der Geg­ner mit sei­ner Blo­cka­de zwingt uns ja da­zu. Oder nicht?«
    We­ber hob den Kopf. Er trau­te sei­nen Oh­ren nicht. Neu­bau­er sah ihn son­der­bar
ge­spannt an. »Selbst­ver­ständ­lich«, sag­te We­ber ge­mäch­lich. »Der Geg­ner mit
sei­ner Blo­cka­de.«
    Neu­bau­er nick­te. Die Angst war wie­der ver­flo­gen. Er blick­te über den
Ap­pell­platz.
    »Of­fen ge­stan­den«, sag­te er fast ver­trau­lich. »Es ist trotz­dem doch noch ein
mäch­ti­ger Un­ter­schied in den La­gern. Un­se­re Leu­te se­hen be­deu­tend bes­ser aus
als die dort – selbst im Klei­nen La­ger. Fin­den Sie nicht?«
    »Ja«, er­wi­der­te We­ber per­plex.
    »Man sieht es, wenn man ver­gleicht. Wir sind si­cher ei­nes der hum­an­s­ten La­ger
im gan­zen Reich.« Neu­bau­er hat­te ein Ge­fühl be­hag­li­cher Er­leich­te­rung
»Na­tür­lich ster­ben Leu­te. Vie­le so­gar. Das ist un­ver­meid­lich in sol­chen Zei­ten
Aber wir sind mensch­lich. Wer nicht mehr kann, braucht bei uns nicht zu
ar­bei­ten. Wo gibt es das sonst für Ver­rä­ter und Staats­fein­de?«
    »Fast nir­gend­wo.«
    »Das mei­ne ich auch. Un­ter­er­näh­rung? Das ist nicht un­se­re Schuld! Ich sa­ge
Ih­nen, We­ber ...« Neu­bau­er hat­te plötz­lich einen Ge­dan­ken. »Hö­ren Sie, ich weiß,
wie wir die Leu­te hier her­aus­krie­gen. Wis­sen Sie, wie? Mit Es­sen!«
    We­ber grins­te. Der Al­te war manch­mal doch nicht nur in den Wol­ken sei­ner
ei­ge­nen Wunsch­bil­der. »Aus­ge­zeich­ne­te Idee«, er­klär­te er. »Wenn Knüp­pel nicht
hel­fen – Es­sen hilft im­mer. Aber wir ha­ben kei­ne Ex­tra­ra­tio­nen pa­rat.«
    »Schön, dann müs­sen die La­ge­rin­sas­sen mal ver­zich­ten. Et­was Ka­me­rad­schaft
zei­gen. Krie­gen mal we­ni­ger zu Mit­tag.« Neu­bau­er reck­te sei­ne Schul­tern.
»Ver­ste­hen die hier Deutsch?«
    »Ein paar viel­leicht.«
    »Ist ein Dol­met­scher da?«
    We­ber frag­te ei­ni­ge der Leu­te, die Wa­che ge­habt hat­ten. Sie brach­ten drei
Ge­stal­ten her­an. »Über­setzt eu­ren Leu­ten, was der Herr Ober­sturm­bann­füh­rer
sagt!« schnauz­te We­ber.
    Die drei Leu­te stan­den ne­ben­ein­an­der. Neu­bau­er trat einen Schritt vor. »Leu­te!«
sag­te er mit Wür­de. »Ihr seid falsch un­ter­rich­tet. Ihr sollt in ein
Er­ho­lungs­la­ger ge­führt wer­den.«
    »Los!« We­ber stieß einen der drei an. Sie re­de­ten et­was in un­ver­ständ­li­chen
Lau­ten.
    Nie­mand auf dem Platz rühr­te sich.
    Neu­bau­er wie­der­hol­te die Wor­te. »Ihr geht jetzt zur Kü­che«, füg­te er hin­zu.
»Kaf­fee und Es­sen emp­fan­gen!«
    Die Dol­met­scher rie­fen es nach. Nie­mand rühr­te sich. Kei­ner glaub­te so et­was.
Je­der hat­te schon oft Men­schen auf ähn­li­che Wei­se ver­schwin­den se­hen. Es­sen und
Ba­den wa­ren ge­fähr­li­che Ver­spre­chen.
    Neu­bau­er wur­de är­ger­lich. »Kü­che! Ab­marsch zur Kü­che! Es­sen! Kaf­fee! Es­sen und
Kaf­fee emp­fan­gen! Sup­pe!«
    Die Wa­chen stürz­ten sich mit ih­ren Knüp­peln auf die Men­ge.
    »Sup­pe! Hört ihr nicht? Es­sen! Sup­pe!« Sie prü­gel­ten bei je­dem Wort.
    »Halt!« schrie Neu­bau­er är­ger­lich. »Wer hat euch be­foh­len, zu prü­geln?
Ver­dammt!«
    Die Auf­se­her spran­gen zu­rück, »'raus mit euch!« schrie Neu­bau­er.
    Aus den Leu­ten mit Knüp­peln wur­den plötz­lich wie­der Häft­lin­ge. Sie schli­chen am
Ran­de des Plat­zes da­hin und drück­ten sich ei­ner hin­ter den an­de­ren.
    »Die schla­gen sie ja zu Krüp­peln«, knurr­te Neu­bau­er. »Dann ha­ben wir sie auf
dem Hal­se.«
    We­ber nick­te. »Wir ha­ben beim Aus­la­den am Bahn­hof oh­ne­hin schon ein paar
Last­wa­gen To­ter hier­her ge­schickt ge­kriegt zum Ver­bren­nen.«
    »Wo sind denn die?«
    »Auf­ge­sta­pelt am Kre­ma­to­ri­um. Da­bei ha­ben wir Koh­len­knapp­heit.

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