Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
Vom Netzwerk:
wie­der­hol­te es im­mer wie­der und stieß sich mit dem Zei­ge­fin­ger vor die
Brust. Es war das ein­zi­ge Deutsch, das er kann­te.
    We­ber riß die Tür auf. »Wo sind sie?«
    Er stand mit zwei Wa­chen im Rah­men. »Wird's bald? Wo sind sie?«
    Nie­mand ant­wor­te­te. »Stu­be­näl­tes­ter!« schrie We­ber.
    Ber­ger trat vor. »Ba­ra­cke 22, Sek­ti­on ...« be­gann er zu mel­den.
    »Schnau­ze! Wo sind sie?«
    Ber­ger hat­te kei­ne Wahl. Er wuß­te, daß die Flücht­lin­ge in we­ni­gen Au­gen­bli­cken
ge­fun­den wer­den muß­ten. Er wuß­te auch, daß die Ba­ra­cke auf kei­nen Fall
durch­sucht wer­den durf­te.
    Zwei po­li­ti­sche Flücht­lin­ge vom Ar­beits­la­ger wa­ren dar­in ver­steckt.
    Er hob den Arm, um in die Ecke zu zei­gen, aber ei­ner der Auf­se­her, der an ihm
vor­beiblick­te, kam ihm zu­vor. »Da sind sie! Un­ter dem Bett!«
    »Holt sie 'raus!«
    Ein Schuf­feln be­gann in dem vol­len Raum. Die bei­den Wa­chen ris­sen die
Flücht­lin­ge wie Frösche an bei­den Bei­nen un­ter dem Bett her­vor. Die Ge­fan­ge­nen
krall­ten ih­re Hän­de um die Pfos­ten. Sie schwan­gen in der Luft. We­ber trat auf
ih­re Fin­ger. Es knack­te, und die Hän­de ga­ben nach. Die bei­den wur­den
her­aus­ge­zerrt. Sie schrie­en nicht. Sie stie­ßen nur ein lei­ses, sehr ho­hes
Stöh­nen aus, als sie über den dre­cki­gen Bo­den ge­schleift wur­den. Der drit­te,
mit dem wei­ßen Ge­sicht, stand von selbst auf und folg­te ih­nen. Sei­ne Au­gen
wa­ren große schwar­ze Lö­cher. Er blick­te die Häft­lin­ge an, an de­nen er
vor­bei­ging. Sie wand­ten die Au­gen ab. We­ber stand breit­bei­nig vor dem Ein­gang.
»Wer von euch Schwei­nen hat die Tür auf­ge­macht?«
    Nie­mand mel­de­te sich. »'raustre­ten!«
    Sie ka­men her­aus. Hand­ke stand schon drau­ßen.
    »Blockäl­tes­ter!« schnauz­te We­ber. »Es war be­foh­len, die Tü­ren zu schlie­ßen! Wer
hat sie ge­öff­net?«
    »Die Tü­ren sind alt. Die Flücht­lin­ge ha­ben das Schloß los­ge­ris­sen, Herr
Sturm­füh­rer.«
    »Quatsch! Wie kön­nen sie das?« We­ber bück­te sich über das Schloß. Es hing lo­se
in dem ver­rot­te­ten Holz. »So­fort ein neu­es Schloß an­brin­gen! Hät­te längst
ge­macht wer­den sol­len! Warum ist das nicht frü­her ge­tan wor­den?«
    »Die Tü­ren wer­den nie ver­schlos­sen, Herr Sturm­füh­rer. Die Leu­te ha­ben kei­ne
La­tri­ne in der Ba­ra­cke.«
    »Ei­ner­lei. Sor­gen Sie da­für.« We­ber dreh­te sich um und ging die Stra­ße hin­auf,
hin­ter den Flücht­lin­gen her, die sich nicht mehr wehr­ten.
    Hand­ke be­trach­te­te die Sträf­lin­ge. Sie er­war­te­ten einen sei­ner Aus­brü­che. Aber
es kam kei­ner. »Schafs­köp­fe«, sag­te er. »Seht zu, daß ihr den Dreck hier
fort­kriegt.«
    Dann wand­te er sich an Ber­ger. »Das hät­tet ihr wohl nicht ger­ne ge­se­hen, wenn
die Ba­ra­cke ge­nau un­ter­sucht wor­den wä­re, was?«
    Ber­ger er­wi­der­te nichts. Er blick­te Hand­ke aus­drucks­los an.
    Hand­ke lach­te kurz auf. »Hal­tet mich für dumm, wie? Ich weiß mehr, als du
glaubst. Und Ich krie­ge euch noch! Al­le! Al­le euch hoch­nä­si­gen po­li­ti­schen
Idio­ten, ver­stehst du?«
    Er stampf­te hin­ter We­ber her. Ber­ger dreh­te sich um. Gold­stein stand hin­ter
ihm.
    »Was mag er da­mit mei­nen?«
    Ber­ger hob die Schul­tern. »Wir müs­sen auf je­den Fall so­fort Le­wins­ky
be­nach­rich­ti­gen. Und die Ver­steck­ten heu­te an­ders­wo un­ter­brin­gen. Viel­leicht
geht es in Block 20. 509 weiß da Be­scheid.«

XVIII
    D er Ne­bel hing mor­gens
dicht über dem La­ger. Die Ma­schi­nen­ge­wehr­tür­me und die Pa­li­sa­den wa­ren nicht zu
er­ken­nen. Es schi­en da­durch ei­ne Zeit­lang, als exis­tie­re das
Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger nicht mehr, als ha­be der Ne­bel die Um­zäu­nung in ei­ne
wei­che, trü­ge­ri­sche Frei­heit auf­ge­löst und als brau­che man nur vor­wärts zu
ge­hen, um zu fin­den, sie sei­en nicht mehr da.
    Dann ka­men die Si­re­nen und bald dar­auf die ers­ten Ex­plo­sio­nen. Sie ka­men aus
ei­nem wei­chen Nir­gend­wo und hat­ten kei­ne Rich­tung und kei­nen Ur­sprung. Sie
hät­ten eben­so in der Luft oder hin­ter dem Ho­ri­zont wie in der Stadt sein
kön­nen. Sie wur­den

Weitere Kostenlose Bücher