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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
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hier war es ein­fach. Drau­ßen muß­te fast je­der
für sich durch­ste­hen; hier gab ei­ner dem an­de­ren Kraft; ein Re­sul­tat, das die
Na­zis nicht vor­ge­se­hen ha­ben.« Der Mann lach­te. Es war ein kur­z­es, freud­lo­ses
La­chen.
    »Ab­ge­se­hen von de­nen, die ge­tö­tet wor­den sind«, sag­te Ber­ger. »Und de­nen, die
star­ben.«
    »Ab­ge­se­hen von de­nen, na­tür­lich. Aber wir ha­ben Leu­te üb­rig­be­hal­ten. Je­der
ein­zel­ne da­von ist hun­dert an­de­re wert.«
    Es muß Wer­ner sein, dach­te 509; er konn­te jetzt den schat­ten­haf­ten As­ke­ten­kopf
im Dun­keln se­hen. Er ana­ly­siert be­reits wie­der. Er or­ga­ni­siert. Er hält Re­den;
er ist der Fa­na­ti­ker und Theo­re­ti­ker sei­ner Par­tei ge­blie­ben.
    »Die La­ger müs­sen die Zel­len des Wie­der­auf­baus wer­den«, sag­te die lei­se, kla­re
Stim­me. »Drei Punk­te sind da zu­nächst die wich­tigs­ten. Der ers­te ist: pas­si­ver
und im äu­ßers­ten Fal­le ak­ti­ver Wi­der­stand ge­gen die SS, so­lan­ge sie im La­ger
ist. Der zwei­te: die Ver­hü­tung von Pa­nik und Ex­zes­sen bei der Über­nah­me des
La­gers. Wir müs­sen ein Bei­spiel da­für sein, daß wir Dis­zi­plin ha­ben und uns von
Ra­che nicht lei­ten las­sen. Or­dent­li­che Ge­rich­te wer­den da­für spä­ter ...«
    Der Mann hielt in­ne. 509 war auf­ge­stan­den und kam auf die Grup­pe zu. Sie
be­stand aus Le­wins­ky, Gold­stein, Ber­ger und dem Frem­den. »Wer­ner ...« , sag­te 509.
    Der Mann starr­te ins Dun­kel. »Wer bist du?«
    Er rich­te­te sich auf und kam her­an. »Ich dach­te, du wä­rest tot«, sag­te 509.
    Wer­ner blick­te ihm dicht ins Ge­sicht. »Kol­ler«, sag­te 509.
    »Kol­ler! Du lebst noch? Und ich dach­te, du wä­rest längst tot.«
    »Das bin ich auch. Of­fi­zi­ell.«
    »Er ist 509«, sag­te Le­wins­ky.
    »Du bist al­so 509! Das macht die Sa­che ein­fa­cher. Ich bin auch of­fi­zi­ell tot.«
    Bei­de starr­ten sich durch die Dun­kel­heit an. Es war kei­ne neue Si­tua­ti­on.
Man­cher im La­ger hat­te schon je­mand wie­der­ge­fun­den, den er tot ge­glaubt hat­te.
Aber 509 und Wer­ner kann­ten sich noch aus der Zeit vor dem La­ger. Sie wa­ren
Freun­de ge­we­sen; dann hat­ten ih­re po­li­ti­schen An­sich­ten sie all­mäh­lich
aus­ein­an­der­ge­trie­ben.
    »Bleibst du jetzt hier?« frag­te 509.
    »Ja. Für ein paar Ta­ge.«
    »Die SS ist beim Durch­käm­men der letz­ten Buch­sta­ben des Al­pha­bets«, sag­te
Le­wins­ky.
    »Sie ha­ben Vo­gel er­wi­scht. Er lief je­mand in die Hän­de, der ihn kann­te. Ei­nem
ver­damm­ten Un­ter­schar­füh­rer.«
    »Ich wer­de euch nicht zur Last fal­len«, er­klär­te Wer­ner. »Ich sor­ge für mei­ne
ei­ge­ne Ver­pfle­gung.«
    »Si­cher«, sag­te 509 mit kaum merk­ba­rer Iro­nie. »Das hät­te ich auch nicht an­ders
von dir er­war­tet.«
    »Mün­zer be­sorgt mor­gen Brot. Le­ben­thal kann es bei ihm ab­ho­len. Er be­sorgt mehr
als nur für mich. Auch et­was für eu­re Grup­pe.«
    »Ich weiß«, er­wi­der­te 509. »Ich weiß, Wer­ner, daß du nichts um­sonst nimmst.
Bleibst du in 22? Wir kön­nen dich auch in 20 un­ter­brin­gen.«
    »Ich kann in 22 blei­ben. Du jetzt doch auch. Hand­ke ist ja nicht mehr da.«
    Nie­mand von den an­de­ren spür­te, daß zwi­schen den bei­den et­was wie ein Du­ell in
Wor­ten vor sich ging. Wie kin­disch wir sind, dach­te 509. Vor ei­ner Ewig­keit
sind wir po­li­ti­sche Geg­ner ge­we­sen – und im­mer noch will kei­ner dem an­de­ren
et­was schul­dig blei­ben. Ich füh­le ei­ne idio­ti­sche Ge­nug­tu­ung dar­über, daß
Wer­ner bei uns Schutz sucht; und er deu­tet mir an, daß ich oh­ne sei­ne Grup­pe
viel­leicht von Hand­ke er­le­digt wor­den wä­re.
    »Ich ha­be ge­hört, was du vor­hin er­klärt hast«, sag­te er. »Es stimmt. Was kön­nen
wir tun?«
    Sie sa­ßen noch drau­ßen. Wer­ner, Le­wins­ky und Gold­stein schlie­fen in der
Ba­ra­cke.
    Le­ben­thal hat­te sie in zwei Stun­den zu we­cken. Dann soll­te ge­wech­selt wer­den.
Die Nacht war schwül ge­wor­den. Ber­ger trug trotz­dem die war­me Hu­sa­re­nat­ti­la;
509 hat­te dar­auf be­stan­den.
    »Wer ist der Neue?« frag­te Bu­cher. »Ein Bon­ze?«
    »Er war ei­ner, be­vor die Na­zis

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