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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
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des Breu­er­schen Er­zie­hungs­pro­gramms
hin­ter sich: Er­näh­rung mit nichts an­de­rem als Salz­he­rin­gen und Salz­was­ser für
ei­ni­ge Ta­ge; da­zu vol­le Hit­ze, an­ge­ket­tet an die Hei­zungs­röh­ren.
    »Schluß«, er­klär­te Breu­er schließ­lich und riß die Kan­ne weg. »Steh auf. Komm
mit.«
    Lüb­be stol­per­te hoch. Er lehn­te an der Wand und er­brach Was­ser. »Siehst du«,
sag­te Breu­er. »Ich ha­be dir ge­sagt, trink lang­sam. Marsch!«
    Er stieß Lüb­be vor sich her, den Kor­ri­dor ent­lang, in sein Zim­mer. Lüb­be fiel
hin­ein.
    »Steh auf«, sag­te Breu­er. »Setz dich auf den Stuhl. Los.«
    Lüb­be kroch auf den Stuhl. Er schwank­te und lehn­te sich zu­rück und war­te­te auf
die nächs­te Tor­tur. Er kann­te nichts an­de­res mehr.
    Breu­er sah ihn nach­denk­lich an. »Du bist mein äl­tes­ter Gast, Lüb­be. Sechs
Mo­na­te, wie?«
    Das Ge­spenst vor ihm schwank­te.
    »Wie?« wie­der­hol­te Breu­er.
    Das Ge­spenst nick­te.
    »Ei­ne schö­ne Zeit«, er­klär­te Breu­er. »Lan­ge. So was ver­bin­det di­rekt. Du bist
mir ir­gend­wie ans Herz ge­wach­sen. Das ist ko­misch, aber es ist tat­säch­lich so
ähn­lich. Ich ha­be ja per­sön­lich nichts ge­gen dich, das weißt du ...«
    »Das weißt du«, wie­der­hol­te er nach ei­ner Pau­se. »Oder nicht?«
    Das Ge­spenst nick­te wie­der. Es war­te­te auf die nächs­te Fol­ter.
    »Es geht ein­fach ge­gen euch al­le. Der ein­zel­ne ist piep­egal.«
    Breu­er nick­te ge­wich­tig und schenk­te sich Ko­gnak ein.
    »Piep­egal. Scha­de, ich dach­te, du hät­test durch­ge­stan­den. Wir hat­ten nur noch
Auf­hän­gen an den Fü­ßen und ei­ne Kür­übung, dann wä­rest du durch ge­we­sen und
'raus­ge­kom­men, das weißt du?«
    Das Ge­spenst nick­te. Es wuß­te es nicht ge­nau; aber es stimm­te, daß Breu­er
manch­mal Ge­fan­ge­ne entließ, für die nicht aus­drück­lich To­des­be­fehl vor­lag,
nach­dem sie al­le Fol­tern durch­ge­stan­den hat­ten. Er hat­te da ei­ne Art von
Bü­ro­kra­tie; wer durch­kam, hat­te ei­ne Chan­ce. Es hing mit ei­ner wi­der­wil­li­gen
Be­wun­de­rung da­für zu­sam­men, daß der Geg­ner so viel aus­hielt.
    Es gab Na­zis, die so dach­ten, und die sich des­halb für sport­lich und für
Gent­le­men hiel­ten.
    »Scha­de«, sag­te Breu­er. »Ich hät­te dich ei­gent­lich ganz gern lau­fen las­sen. Du
hast Cou­ra­ge ge­habt. Scha­de, daß ich dich trotz­dem er­le­di­gen muß. Weißt du,
warum?«
    Lüb­be ant­wor­te­te nicht. Breu­er zün­de­te sich ei­ne Zi­ga­ret­te an und öff­ne­te das
Fens­ter.
    »Dar­um.« Er horch­te einen Au­gen­blick. »Hörst du es?« Er sah, daß Lüb­bes Au­gen
ihm ver­ständ­nis­los folg­ten. »Ar­til­le­rie«, sag­te er. »Feind­li­che Ar­til­le­rie. Sie
kom­men nä­her. Des­halb! Des­halb wirst du heu­te nacht um­ge­legt.«
    Er schloß das Fens­ter. »Pech, was?« Er grins­te ein schie­fes Lä­cheln. »Ge­ra­de
ein paar Ta­ge, be­vor sie euch hier her­aus­ho­len kön­nen. Rich­ti­ges Pech, was?«
    Er freu­te sich über sei­nen Ein­fall. Es gab dem Abend Fi­nes­se; ein Stück
see­li­scher Fol­ter als Ab­schluß. »Wirk­lich, ver­damm­tes Pech, was?«
    »Nein«, flüs­ter­te Lüb­be.
    »Was?«
    »Nein.«
    »Bist du so le­bens­mü­de?«
    Lüb­be schüt­tel­te den Kopf. Breu­er sah ihn über­rascht an. Er spür­te, daß nicht
ganz das­sel­be Wrack mehr vor ihm saß wie vor ei­ner Mi­nu­te. Lüb­be sah plötz­lich
aus, als ha­be er einen Tag Ru­he ge­habt. »Weil sie euch jetzt ho­len wer­den«,
flüs­ter­te er mit zer­ris­se­nen Lip­pen. »Al­le.«
    »Quatsch! Quatsch!« Breu­er war einen Mo­ment wü­tend. Er merk­te, daß er einen
Feh­ler ge­macht hat­te. An­statt Lüb­be zu quä­len, hat­te er ihm einen Dienst
er­wie­sen.
    Wer konn­te auch ah­nen, daß der Kerl so we­nig an sei­nem Le­ben hing? »Bil­de dir
nur nichts ein! Ich ha­be dir was vor­ge­schwin­delt. Wir ver­lie­ren nicht! Wir
räu­men hier nur! Die Front wird ver­legt, das ist al­les!«
    Es wirk­te nicht über­zeu­gend. Breu­er wuß­te es selbst. Er nahm einen Schluck. Ist
auch gleich, dach­te er und trank noch ein­mal.
    »Denk, was du willst«, sag­te er dann. »Ist trotz­dem dein Pech. Zwingt mich,
dich

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