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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
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dort Tul­pen set­zen
wol­len.
    Tul­pen und et­was Pe­ter­si­lie, Ma­jo­ran, Ba­si­li­kum an­de­re Kü­chen­kräu­ter. Er lieb­te
Kräu­ter am Sa­lat und für So­ßen. Das war vor ein paar Ta­gen ge­we­sen. Es war ei­ne
Ewig­keit her.
    Ver­brann­te Zi­gar­ren konn­te er jetzt da pflan­zen.
    Zer­schmol­ze­nes Blei aus der Zei­tung.
    Die Ge­fan­ge­nen beug­ten sich über ih­re Spa­ten, als sie Neu­bau­er kom­men sa­hen.
»Was habt ihr zu glot­zen?« frag­te er.
    Die Wut brach plötz­lich durch. Der Äl­te­re von ih­nen ant­wor­te­te et­was auf rus­sisch.
    »Glot­zen, ha­be ich ge­sagt! Du glotzt jetzt noch, Bol­sche­wis­ten­schwein! Frech
so­gar! Freust dich wohl, daß das Pri­vatei­gen­tum von ehr­li­chen Bür­gern zer­stört
wird, was?«
    Der Rus­se er­wi­der­te nichts. »Vor­wärts, an die Ar­beit, ihr fau­len Hun­de!«
    Die Rus­sen ver­stan­den ihn nicht. Sie starr­ten ihn an und ver­such­ten
her­aus­zu­fin­den, was er mein­te. Neu­bau­er hol­te aus und gab ei­nem von ih­nen einen
Tritt in den Bauch. Der Mann fiel um und stand lang­sam wie­der auf. Er rich­te­te
sich an sei­nem Spa­ten auf und hielt den Spa­ten dann in der Hand. Neu­bau­er sah
sei­ne Au­gen und die Hän­de, die die Schau­fel um­faßt hat­ten. Er spür­te Angst, wie
einen Mes­ser­stich in den Ma­gen, und griff nach sei­nem Re­vol­ver. »Lump!
Wi­der­stand leis­ten, was?«
    Er schlug ihm den Re­vol­ver­griff zwi­schen die Au­gen. Der Rus­se fiel um und stand
nicht mehr auf. Neu­bau­er at­me­te hef­tig.
    »Er­schie­ßen hät­te ich dich kön­nen«, schnauf­te er. »Wi­der­stand leis­ten! Woll­te
den Spa­ten he­ben, um zu schla­gen! Er­schie­ßen! Zu an­stän­dig ist man, das ist es.
Ein an­de­rer hät­te ihn er­schos­sen!« Er sah den Wach­sol­da­ten an, der seit­ab
stramm stand. »Er­schos­sen hät­te ihn ein an­de­rer. Sie ha­ben ge­se­hen, wie er den
Spa­ten he­ben woll­te.«
    »Ja­wohl, Herr Ober­sturm­bann­füh­rer.«
    »Na, schön. Los, gie­ßen Sie ihm ei­ne Kan­ne Was­ser über den Schä­del.«
    Neu­bau­er blick­te auf den zwei­ten Rus­sen. Der Mann grub, tief über den Spa­ten
ge­bückt.
    Sein Ge­sicht war leer. Vom Nach­bar­grund­stück her bell­te ein Hund wie ra­send.
    Wä­sche flat­ter­te dort im Win­de. Neu­bau­er fühl­te, daß sein Mund tro­cken war. Er
ver­ließ den Gar­ten. Sei­ne Hän­de zit­ter­ten.
    Was ist los? dach­te er. Angst? Ich ha­be kei­ne Angst. Ich nicht!
    Nicht vor ei­nem däm­li­chen Rus­sen. Wo­vor dann? Was ist los mit mir? Gar nichts
ist los! Ich bin nur zu an­stän­dig, wei­ter nichts. We­ber hät­te den Kerl lang­sam
tot­ge­schla­gen. Dietz hät­te ihn auf der Stel­le er­schos­sen. Ich nicht. Ich bin zu
sen­ti­men­tal, das ist mein Feh­ler. Das ist mein Feh­ler mit al­lem. Mit Sel­ma
auch.
    Der Wa­gen stand drau­ßen. Neu­bau­er straff­te sich. »Zum neu­en Par­tei­haus, Al­fred.
Sind die Stra­ßen da­hin frei?«
    »Nur, wenn wir um die Stadt her­um­fah­ren.«
    »Gut. Fahr um die Stadt her­um.«
    Der Wa­gen wen­de­te. Neu­bau­er sah das Ge­sicht des Chauf­feurs. »Ir­gend­was
pas­siert, Al­fred?«
    »Mei­ne Mut­ter ist mit um­ge­kom­men.«
    Neu­bau­er rück­te un­be­hag­lich hin und her. Auch das noch!
    Hun­dert­drei­ßig­tau­send Mark, Sel­mas Ge­schrei, und jetzt muß­te er auch noch Trost
spen­den. »Mein Bei­leid, Al­fred«, sag­te er knapp und mi­li­tä­risch, um es hin­ter
sich zu brin­gen. »Schwei­ne! Mör­der von Frau­en und Kin­dern.«
    »Wir ha­ben sie auch ge­bombt.« Al­fred sah auf die Stra­ße vor sich. »Zu­erst. Ich
war da­bei. In War­schau, Rot­ter­dam und Co­ven­try. Be­vor ich den Schuß er­hielt und
ent­las­sen wur­de.«
    Neu­bau­er starr­te ihn über­rascht an. Was war nur los, heu­te? Erst Sel­ma und
jetzt der Chauf­feur! Ging denn al­les aus den Fu­gen?
    »Das war et­was an­de­res, Al­fred«, sag­te er. »Et­was ganz an­de­res. Das wa­ren
stra­te­gi­sche Not­wen­dig­kei­ten. Die­ses hier ist rei­ner Mord.«
    Al­fred er­wi­der­te nichts. Er dach­te an sei­ne Mut­ter, an War­schau, an Rot­ter­dam
und Co­ven­try und den fet­ten deut­schen Luft­mar­schall und riß den Wa­gen um die
Ecke.
    »Man darf nicht so den­ken, Al­fred. Das ist schon fast

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